an den Intellektuellen in der Kunst übergeht, ist dem-
nach auch in Wien zum Abschluß gelangt. Ob das gerade
in dieser Stadt unbedingt notwendig war, kann keines»
wegs unbedingt bejaht werden,- denn die Ausführung
der Zimmer, des einen wie des andern, zeigt, daß die
kunsthandwerklidie Bedeutung der Wiener Möbel»
Schreinerei nicht bloß auf eine ganz ausgezeichnete Tra»
dition zurüd^blickt, sondern auch gegenwärtig noch in
hoher Blüte stehen muß. Wir dürfen daher die Werk»
statten Bernhard Ludwig, J. Soulek, Karl Vogel, Ge»
brüder Kratky, A. Menzl, R. Lorenz, H. Irmler, eben»
sowenig übergehen wie die großen Firmen Karl Bam»
berger, Ludwig Schmitt, Anton Pospischil, Julius und
diesemWiener Grundsatz ganz unwillkürlich Rechnung
trägt. Das ist auch der Grund, warum die doktrinäre,
mehr von Prinzipien als vom Sinn für das Volkstümliche
genährte Tätigkeit des Werkbundes in Wien nicht so
rechte Wurzel fassen konnte und vielmehr das boden»
ständige Kunstgewerbe nach einer kurzen Ausschaltung
wieder die Züge! ergreifen mußte, um die Errungen»
schatten des Fortschrittes in einem für die Wiener zu»
gänglichen Sinne zu verarbeiten. Das alles zeigt sich
zunächst am deutlichsten am Gebrauchssilber. Auch auf
diesem Gebiet finden wir OttoPrutscher mit seinen Eni*
würfen an hervorragender Stelle. Wiederum zeigt sich,
daß gewisse beliebte Formen, selbst dieso viel verachte*
DREITEILIGER BLUMENBEHALTER, graugrünlicher Grund, Dekor bunt
Entwurf u. Ausführung: HERTHA BÜCHER, Keramische Werkstätte
Josef Herrmann, Anton Herrgesell, Karl Seidler, Jo-
hann Staf. Aus diesen zahlreichen Namen, die keines»
wegs erschöpfend sind, geht hervor, wie stark gerade
das Möbelgewerbe am Wiener Kunstgewerbe inter»
essiert ist.
Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß in Wien
die uralte Freude am wohlig veredelten Prunk einen
Wesensbestandteil des Charakters und auch der Kunst*
übung ausmacht. Man denke sich die zahlreichen Palais
des altösterreichischen Adels, die breiteBehaglichkeit des
starken Bürgertums mit ihren opulenten Einrichtungen
an kunstgewerblichen Prachtstücken und man wird be»
greifen, daß auch in einerZeit der Armut, der gesellschaft*
liehen und wirtschaftlichen Depression, der Künstler
ten geschwungenen Linien immer wieder neue Kombi»
nationen ermöglichen, ohne daß es notwendig wird, das
Ganze zu revolutionieren und in Formen zu bringen,
die zwar um jeden Preis ungewohnt, neu sind, aber
auch in ihrer gewalttätigen Unduldsamkeit alles gering
schätzen, was doch an einem Gegenstand nicht minder
wichtig ist, nämlich die leichte Möglichkeit desGebrauchs.
Das spezifisch Wienerische liegt, wie schon angedeutet,
in der breiten und reichen Verwendung des ornamen»
talen Motivs. Alles, nurnichtpuruetanisch und nüchtern,
eher über die Maßen freudig und schwungvoll. Beson»
ders beliebt ist die Verwendung Mattsilbers mit Elfen»
bein. Die bewährten Namen: Othmar Fritz — Silber»
Warenerzeugung nennt er seinen Betrieb - , Anton
93
nach auch in Wien zum Abschluß gelangt. Ob das gerade
in dieser Stadt unbedingt notwendig war, kann keines»
wegs unbedingt bejaht werden,- denn die Ausführung
der Zimmer, des einen wie des andern, zeigt, daß die
kunsthandwerklidie Bedeutung der Wiener Möbel»
Schreinerei nicht bloß auf eine ganz ausgezeichnete Tra»
dition zurüd^blickt, sondern auch gegenwärtig noch in
hoher Blüte stehen muß. Wir dürfen daher die Werk»
statten Bernhard Ludwig, J. Soulek, Karl Vogel, Ge»
brüder Kratky, A. Menzl, R. Lorenz, H. Irmler, eben»
sowenig übergehen wie die großen Firmen Karl Bam»
berger, Ludwig Schmitt, Anton Pospischil, Julius und
diesemWiener Grundsatz ganz unwillkürlich Rechnung
trägt. Das ist auch der Grund, warum die doktrinäre,
mehr von Prinzipien als vom Sinn für das Volkstümliche
genährte Tätigkeit des Werkbundes in Wien nicht so
rechte Wurzel fassen konnte und vielmehr das boden»
ständige Kunstgewerbe nach einer kurzen Ausschaltung
wieder die Züge! ergreifen mußte, um die Errungen»
schatten des Fortschrittes in einem für die Wiener zu»
gänglichen Sinne zu verarbeiten. Das alles zeigt sich
zunächst am deutlichsten am Gebrauchssilber. Auch auf
diesem Gebiet finden wir OttoPrutscher mit seinen Eni*
würfen an hervorragender Stelle. Wiederum zeigt sich,
daß gewisse beliebte Formen, selbst dieso viel verachte*
DREITEILIGER BLUMENBEHALTER, graugrünlicher Grund, Dekor bunt
Entwurf u. Ausführung: HERTHA BÜCHER, Keramische Werkstätte
Josef Herrmann, Anton Herrgesell, Karl Seidler, Jo-
hann Staf. Aus diesen zahlreichen Namen, die keines»
wegs erschöpfend sind, geht hervor, wie stark gerade
das Möbelgewerbe am Wiener Kunstgewerbe inter»
essiert ist.
Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß in Wien
die uralte Freude am wohlig veredelten Prunk einen
Wesensbestandteil des Charakters und auch der Kunst*
übung ausmacht. Man denke sich die zahlreichen Palais
des altösterreichischen Adels, die breiteBehaglichkeit des
starken Bürgertums mit ihren opulenten Einrichtungen
an kunstgewerblichen Prachtstücken und man wird be»
greifen, daß auch in einerZeit der Armut, der gesellschaft*
liehen und wirtschaftlichen Depression, der Künstler
ten geschwungenen Linien immer wieder neue Kombi»
nationen ermöglichen, ohne daß es notwendig wird, das
Ganze zu revolutionieren und in Formen zu bringen,
die zwar um jeden Preis ungewohnt, neu sind, aber
auch in ihrer gewalttätigen Unduldsamkeit alles gering
schätzen, was doch an einem Gegenstand nicht minder
wichtig ist, nämlich die leichte Möglichkeit desGebrauchs.
Das spezifisch Wienerische liegt, wie schon angedeutet,
in der breiten und reichen Verwendung des ornamen»
talen Motivs. Alles, nurnichtpuruetanisch und nüchtern,
eher über die Maßen freudig und schwungvoll. Beson»
ders beliebt ist die Verwendung Mattsilbers mit Elfen»
bein. Die bewährten Namen: Othmar Fritz — Silber»
Warenerzeugung nennt er seinen Betrieb - , Anton
93