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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Fischer, Alfred: Die Ausstellungs- und Verkaufsräume des Badischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0127
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ftdltungsform in {ich mit felbftändigem Ei-
genleben betrachtet. Dekorative Zier- und
Schmuckform wird ein (ich unterordnender
^eftandteil aller geformten undgefchaffenen
^'nge, ohne daß das Schmuckbedürfnis und
Schmuckfähigkeit als vitalfte Lebens-
dußerung des Menlchen verneint werden. Wir
kommen fo mitten hinein in das Problem des
Modernen Kunftgewerbes. Der Kampfruf
^tafchine oder Handarbeit wird verftummen,
Nachdem die Mafchine durch eingehendes
Studium auf die Grenzen ihrer Leiftungsar-
eit geprüft und Dienerin im Arbeitsprozeß
2ur Vereinfachung und Verbilligung vieler
^aren geworden ift. Auch die Probleme der
khmucklofen und fchmuckarmen Geftaltung,
^er Rationalifierung und Typifierung fchei-
j^n fich jetzt in die Notwendigkeiten unferer
^Unftlerifchen Geftaltung einzugliedern.

Die Lage diefer Verhältniffe bedeutete
Ur den Badifchen Kunftgewerbeverein bei
feiner Wiederaufbauarbeit nach dem Kriege
Notwendigkeit, in eigenen Ausftellungs-
Urid Verkaufsräumlichkeiten das neue Wefen
lrri kunftgewerblichen Schaffen praktifch zu
2e»gen. Die Tätigkeit der Wiener Werkftät-
*eri> der Deutfchen Werkftätten u. a. m. find
c^on Programm geworden. Ohne irgend
eifien Vergleich gebrauchen zu wollen, foll
j*11* den Namen nur die Wefensart neuerer
Ur»ftgewerblicher Geftaltung angedeutet
^erden und die Notwendigkeit, gerade in
en für folche Gedanken und Arbeit Ver-
dridnis zu fchaffen durch praktifche, erziehe-
che und fördernde Demonftration. Unter
elem Gefichtspunkt entftanden im Spätjahr
^Z6 die Ausftellungs- und Verkaufsräume.

'e beigegebenen Abbildungen follen einen
^dmäßigen Einblick geben von der formalen
Usgeftaltung. Die Aufgabe war, mit den ge-

ringften Mitteln in Farbe, Form und Material
einen äußeren Rahmen zu fchaffen für die
forgfältig ausgewählten und ausgefeilten
Arbeiten. Die großflächige, gegeneinander
abgewogene leichtfarbige Behandlung muß
als Hauptausftattungs-Moment gewertet
werden. Verfchiedenartige Verfuche zur Ver-
kleidung von eifernen Stützen in Stein, Ke-
ramik und Putztechnik follen bei fparfamfter
Verwendung der Materialien und in knapp-
fter Formgebung fich dem Wefen und der
Haltung des gefamten Raumes anpaffen. Die
Beleuchtung ift in der Hauptfache im Raum
und in den Vitrinen indirekt. Die Durchfüh-
rung der Arbeiten lag in den Händen der
Herren Oberbaurat Profeffor Billing, Re-
gierungsbaumeifter Fifcher und Dipl.-Ing.
Meerwarth. Die Ausführung einer Reihe
metalltechnifcher Arbeiten hatte Frl. Anni
Wagner übernommen. Als ausführende Fir-
men kamen in Frage die Steinwerke Rupp
& Möller, Möbelfabrik Markftahler & Barth,
Fayencefabrik Rüppurr. Die Malerarbeiten
führte Heinrich Weinfchenk aus, während die
Beleuchtungskörper zum Teil aus den Werk-
ftätten von C. F. Otto Müller ftammen.

Die Räume des Badifchen Kunftgewerbe-
vereins ergänzen fich im Haufe des Badifchen
Kunftvereins zu gemeinfamer Belebung und
Förderung der künftlerifchen Beftrebung.

Die Arbeit des Kunftgewerbevereins er-
freut fich der Unterftützung der ftaatlichen
Behörden, in der Erkenntnis, daß die päda-
gogifche Seite des Unternehmens unabhän-
gig nur gefördert werden kann, wenn Zu-
fchüffe geleiftet werden. Die wirtfehaftliche
Hebung des Kunftgewerbes, das in der Aus-
ftellungs- und Verkaufsftelle einen zentralen
Mittelpunkt finden foll, muß das nächfte Ziel
der weiteren Arbeit fein.

IZI
 
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