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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Danzer, Paul: Das Kunstgewerbe in der Münchener Glaspalastausstellung 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0187
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lichtblauer Marmorintarfia beftimmt, eine
Arbeit der Werkftätte Sigmund von Weech.

Für die recht beträchtlicheZahlder übrigen
Ausfteller des Kunftgewerbes verblieben
heuer nur zwei Räume und es mag als fehr
dankenswert vermerkt werden, daß man
gleichwohl jede unangenehme Zufammen-
drängung forgfam vermieden hat. Bei der
Geftaltung der Abteilung Kunftgewerbe,die
diefes Jahr erftmals in Händen von Bildhauer
Mauritius Pfeiffer lag, trat unverkennbar ein
liebenswürdigerer Grundton hervor, man hat
das allzu Starre oder gar Lehrhafte vermieden
und für die überwiegend handwerklich ge-
arbeiteten Ausftellungsftücke einen ange-
meffenen intimen Rahmen gefchaffen. Aus
der Zahl der Silberarbeiten traten als beson-
ders bedeutfame Stücke die vier Tafelauf-
fätze (Vier Elemente) hervor, die nach den
Seinerzeit preisgekrönten Entwürfen von
Karl Roth in den Werkftätten Olofs, Heiden
und Prof. von Mayrhofer ausgeführt worden
lind. Auch darf ein Kabinettfehrank wohl als
Meifterftück gelten, den Otto Roth ent-
worfen und in Zebranoholz und reicher In-
tarfienarbeit gearbeitet hatte. Die Keramik
war durch die Bogenhauser (Prof. Düll und
Petzold, Frl. Schambeck) Boffe, Broxner,
Denker, Kahl, Königbauer, Leipfinger, G.
O. Reufi, Röhrig, Schleiß und die Fachklaffe
Leipfinger in ihrer ganzen Vielgeftaltigkeit
vertreten. Druck- und Webftoffe der Deut-
fdien Werkftätten, Vereinigten Werkftätten,
der Deutfchen Farbmöbel A. G. und der
Handweberei Sigmund von Weech, Batiken
und Spitzen, eine Auslefe von Schmuckftük-
ken u. a. von Prof. Rothmüller, ). M. Wilm,
deffen Granulationsarbeiten hervorzuheben
find, vervollständigten das Bild. Die Email-

arbeiten und Steinfchnitte von Schmid-G eiler
fowie die Silberfchmiedearbeiten von Julius
Schneider follen nicht unerwähnt bleiben.

Mit einer gefchloffenen Ausftellung von
Arbeiten des verfchiedenften Materials gab
die Benno und Therefe Dannerfche Kunft-
gewerbeftiftung erftmals anfchaulichesZeug-
nis von ihrer fegensreichen Tätigkeit. Sie hat
fchon in den letzten Jahren durch Vorfchuß-
gewährung und auch Erteilung von Aufträgen
für die Glaspalaftausftellung eine zielbe-
wußte Förderung jüngerer tüchtiger Talente
betrieben und die Ausführung manch einer
Arbeit ermöglicht, die fonft hätte Entwurf
bleiben müffen. Eine {"übergetriebene Wein-
kanne mit Bechern und Platte, von Franz
Rickert, Karl Riepls Schmuckkäftchen in
Email mit Silber und Steinfchnitt, Olofs
Hochzeitsbecher, eine Ständerlampe und
meffingene Wandleuchter von Bunge, auch
die beiden Hausaltärchen, von denen das
eine von Max Obletter in Email ausgeführt,
das andere von Lorenz Durner in Silber ge-
arbeitet und von Martin Seitz mit Bern-
fteinfehnitten gefchmückt ift, auch die gra-
vierten Spiegel undGläfer von HansMauder
jun. zeigten in erfreulicher Weife, wie Tüch-
tiges von unferen Jüngeren geleiftet werden
kann, wenn hochherzige Förderung Gelegen-
heit fchaffen hilft zur vollen Auswirkung des
vorhandenen Könnens.

Im Ganzen kann der vielfeitigen Aner-
kennung, die die kunftgewerbliche Abteilung
der heurigen Glaspalaft-Ausftellung gefun-
den hat, mit Befriedigung beigepflichtet wer-
den. Sie hat als gleichwertige Ergänzung der
freien Künfte die Leiftungen unferer Gewer-
bekunft zu voller Geltung gebracht und viel-
feitige Anregung gegeben. P. D.

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