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Die Kunde — N.F.5.1954

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Knöll, Heinz: Die nordwestdeutsche Tiefstichkeramik und die benachbarten Trichterbecherkulturen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70413#0077
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Einflüsse weisen die Opperschöner Kannen auf, deren Gegenstücke
in der Badener und anderen südlichen Kulturen zu finden sind 228),
während die Amphoren der „Salzmünder Kultur" mit ähnlichen der
Ostgruppe bzw. Südgruppe der Trichterbecherkultur zusammen-
gestellt werden können 229). Man kann u. E. deshalb nicht von einer
selbständigen Salzmünder Kultur als Zwischenglied zwischen Baal-
berger und Walternienburger Kultur sprechen 230), wogegen allein
schon die Verbreitungsgebiete aussagen231), sondern nur von süd-
lichen und östlichen Einwirkungen — zu denen auch die Trichter-
becher mit Warzen und Leisten und die Fußschalen und die daraus
entwickelten bzw. ihnen nachgebildeten Trommeln gehören — auf
die Trichterbecherkulturen Mitteldeutschlands. Diese Einflüsse zei-
gen sich zur Zeit der ersten Walternienburger Kultur und jüngeren
Alttiefstichkeramik, also der nordwestdeutschen Übergangsstufe 1/2.
Abgesehen von einigen Exemplaren der Beckerschen vordolmen-
zeitlichen AB-Gruppe, die aus unverzierten oder mit Einstichen unter
dem Rande versehenen Trichterbechern und einer unverzierten Osen-
flasche bestehen und z.T. aus Flachgräbern stammen 232), beginnen
die Beziehungen zwischen Mitteldeutschland und dem Norden bzw.
Nordwestdeutschland zur Zeit der ersten nordwestdeutschen Stufe,
also der älteren Ganggrab-(jüngeren Dolmen-) zeit, wobei aber einige
Gefäße (gerippte Schultergefäße, Kragenflaschen, Trichterbecher), die
im Zusammenhang mit der älteren Alttiefstichkeramik auftreten,
noch ans Ende der (älteren) Dolmenzeit zu setzen wären, also in die
Zeit der beginnenden Einwanderung der nordischen Trichterbecher-
kultur in Nordhannover-Altmark. In der nordwestdeutschen Über-
gangsstufe 1/2 bestehen auch weiterhin Beziehungen zu Mittel-
deutschland, jedoch im wesentlichen nur noch zum jüngeren Teil der
Alttiefstichkeramik, die ja der südliche Ausläufer der nordwest-
228) G. Mildenberger, 1953, S. 54 u. 83 ff.; H. Knöll, 1952 (c), S. 25, Tf. 4;
1954 (a), S. 40 ff.; 1954 (b), S. 55.
229) E. Stikova, 1954, S. 374 ff.
230) C. J. Becker, 1947, S. 236 ff.; über die mitteldeutschen Trichterbecher-
kulturen erscheint noch ein besonderer Artikel i. d. Jahresschr. Halle 39, 1955.
231) U. Fischer, 1951, S. 102/03, Karten 3-5.
232) Neuhaldensieben (Ruine Nordhusen) (R. Dehnke, 1940, S. 189), Hal-
berstadt (Mannus 13, 1921, S. 39, Abb. 35), Tangermünde (Zeitschr. f. Ethn.
16, 1884, Verh. S. 340, Abb. 4), Samswegen (C. Engel, 1930, S. 117, Abb. 68 a;
P. Grimm, 1937, Tf. 1,4 a); der von C. J. Becker (1947 S. 234, Anm. 6) ange-
führte Becher von Rössen, Grab 55 (F. Niquet, Das Gräberfeld von Rössen,
Kr. Merseburg, Halle 1938, Tf. 20, 55) unterscheidet sich durch den großen
flachen Boden von den zitierten Bechern. — Tangermünde (E. Sprockhoff,
1938, Tf. 35, 7); solche Gefäße kommen aber auch in der Kugelamphorenkultur
vor (H. Priebe in: Jahresschr. Halle 28, 1938, Tf. 2 d, 3d, 6 f; P. Kupka in-
Stend. Beitr. 7, 1938-42, S. 251/52, Anm. 34).

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