Eine mittel- bis jungsteinzeitliche Siedlung
bei Oedishausen, Kr. Gandersheim
Von Otto Thielemann
Mit 8 Abbildungen
Von der abgekapselten Geländesenke um Lutter a. Bbg. führen zwei Paßwege in
den westharzer Raum, der heute verkehrswichtige und auch historisch bekanntere
von Neuekrug1, der mit der Bundesstraße 248 über Seesen den oberen Leineraum
ansteuert, und der weniger benutzte von Hahausen, der über den Weiler Oedis-
hausen auf Rhüden zuführt und damit gleichzeitig den Zutritt in den Ambergau
gewinnt. Dieser zweite Ausgang ins Westharzgebiet mag in urgeschichtlicher Zeit
größere Bedeutung gehabt haben als heute. Er ist die gerade Fortsetzung eines breit
auslaufenden Weges östlich Hahausen, der wiederum als Teilstrecke einer heute in
Vergessenheit geratenen nordharzer Ostwest-Straße, der sogen. „Alten Straße", an-
zusehen ist2. Diese Alte Straße verläuft östlich Goslar als breiter Feldweg noch
ununterbrochen von der Zonengrenze bis an die Oker, sie ist im Raume Goslar
durch das heute nordwärts fächernde Straßennetz völlig verwischt, erscheint aber
westlich Langelsheim in Teilstrecken wieder unter der gleichen Bezeichnung und
läuft hier genau wie der östliche Strang auf Landes- und Gemeindegrenzen entlang.
Namen von Kultfluren begleiten die Alte Straße, im Osten die vielen Galgenstätten,
im Westen bei Hahausen der Pfingstanger, der Heiligenberg und ebenfalls der sogen.
„Bulwer Galgen". 1 km östlich Hahausen liegt zwischen „Radebruch" und „Spekeln-
holz (Speken-Speichen) die Fundstelle eines steinernen Griffdolches, und 2 km west-
lich Hahausen birgt die Ackerflur des Einödshofes Oedishausen unmittelbar an der
Fortsetzung der beschriebenen Wegstrecke eine durch lange Zeiten bewohnte stein-
zeitliche Siedlung.
Das Fundgelände
Die Funde dieser Siedlung sind ausschließlich Lesestücke auf einem Ackergeviert
in Größe von rund 300 m2 unmittelbar südöstlich des Bauerngehöftes Havekost-
Oedishausen. Knapp 500 m südöstlich des Hofes liegt am Waldrand der „Herz-
brunnen", heute eine verdeckte Quelle, die eine Wasserleitung speist. Zwischen diesem
Brunnen und dem Gehöft breitet sich der Fundraum in rundum geschützter Lage
mit offenem Blick nach NW aus, von der Straße aus bei 200 m Höhenlage bis zu
teilweise 240 m ansteigend. Diese Ackerbreiten sind insgesamt das Fundgelände.
Besondere Fundverdichtung wurde an keiner Stelle beobachtet. Dunkle Erdstellen
auf den Äckern sind jüngere Brandstellen. Die Ackerkrume besteht aus verwittertem
mittleren Buntsandstein, der nördlich gegen die Straße an eine bis 220 m reichende
Moränenpackung anschließt (Profil des stillgelegten Aufschlusses von oben: lehmig-
tonige Bänke — grobe Schotter, vorwiegend nordisch, darunter, teils noch ein-
geschlossen, geschichtete Sande, 12—15 m mächtig)3. Nach Aussagen von Bauer
1 Diese sogen. „Frankfurter Straße" war der Rückzugsweg Christians IV. von Dänemark
vor der Schlacht bei Lutter a. Bbg. gegen Tilly, 1626.
2 O. Thielemann, Der Feuersteindolch von Hahausen und das Problem um die „Alte
Straße" am Nordwestharz. Braunschweigische Heimat, 1955, Heft 2, S. 33. — Ders. Neuer
Dolchfund an der „Alten Straße", ebenda 1957, Heft 1, S. 1.
3 Geologische Karte, Bl. Lutter a. Bbg.
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bei Oedishausen, Kr. Gandersheim
Von Otto Thielemann
Mit 8 Abbildungen
Von der abgekapselten Geländesenke um Lutter a. Bbg. führen zwei Paßwege in
den westharzer Raum, der heute verkehrswichtige und auch historisch bekanntere
von Neuekrug1, der mit der Bundesstraße 248 über Seesen den oberen Leineraum
ansteuert, und der weniger benutzte von Hahausen, der über den Weiler Oedis-
hausen auf Rhüden zuführt und damit gleichzeitig den Zutritt in den Ambergau
gewinnt. Dieser zweite Ausgang ins Westharzgebiet mag in urgeschichtlicher Zeit
größere Bedeutung gehabt haben als heute. Er ist die gerade Fortsetzung eines breit
auslaufenden Weges östlich Hahausen, der wiederum als Teilstrecke einer heute in
Vergessenheit geratenen nordharzer Ostwest-Straße, der sogen. „Alten Straße", an-
zusehen ist2. Diese Alte Straße verläuft östlich Goslar als breiter Feldweg noch
ununterbrochen von der Zonengrenze bis an die Oker, sie ist im Raume Goslar
durch das heute nordwärts fächernde Straßennetz völlig verwischt, erscheint aber
westlich Langelsheim in Teilstrecken wieder unter der gleichen Bezeichnung und
läuft hier genau wie der östliche Strang auf Landes- und Gemeindegrenzen entlang.
Namen von Kultfluren begleiten die Alte Straße, im Osten die vielen Galgenstätten,
im Westen bei Hahausen der Pfingstanger, der Heiligenberg und ebenfalls der sogen.
„Bulwer Galgen". 1 km östlich Hahausen liegt zwischen „Radebruch" und „Spekeln-
holz (Speken-Speichen) die Fundstelle eines steinernen Griffdolches, und 2 km west-
lich Hahausen birgt die Ackerflur des Einödshofes Oedishausen unmittelbar an der
Fortsetzung der beschriebenen Wegstrecke eine durch lange Zeiten bewohnte stein-
zeitliche Siedlung.
Das Fundgelände
Die Funde dieser Siedlung sind ausschließlich Lesestücke auf einem Ackergeviert
in Größe von rund 300 m2 unmittelbar südöstlich des Bauerngehöftes Havekost-
Oedishausen. Knapp 500 m südöstlich des Hofes liegt am Waldrand der „Herz-
brunnen", heute eine verdeckte Quelle, die eine Wasserleitung speist. Zwischen diesem
Brunnen und dem Gehöft breitet sich der Fundraum in rundum geschützter Lage
mit offenem Blick nach NW aus, von der Straße aus bei 200 m Höhenlage bis zu
teilweise 240 m ansteigend. Diese Ackerbreiten sind insgesamt das Fundgelände.
Besondere Fundverdichtung wurde an keiner Stelle beobachtet. Dunkle Erdstellen
auf den Äckern sind jüngere Brandstellen. Die Ackerkrume besteht aus verwittertem
mittleren Buntsandstein, der nördlich gegen die Straße an eine bis 220 m reichende
Moränenpackung anschließt (Profil des stillgelegten Aufschlusses von oben: lehmig-
tonige Bänke — grobe Schotter, vorwiegend nordisch, darunter, teils noch ein-
geschlossen, geschichtete Sande, 12—15 m mächtig)3. Nach Aussagen von Bauer
1 Diese sogen. „Frankfurter Straße" war der Rückzugsweg Christians IV. von Dänemark
vor der Schlacht bei Lutter a. Bbg. gegen Tilly, 1626.
2 O. Thielemann, Der Feuersteindolch von Hahausen und das Problem um die „Alte
Straße" am Nordwestharz. Braunschweigische Heimat, 1955, Heft 2, S. 33. — Ders. Neuer
Dolchfund an der „Alten Straße", ebenda 1957, Heft 1, S. 1.
3 Geologische Karte, Bl. Lutter a. Bbg.
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