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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 1-2
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Behrens, Hermann: Die Rössener Kultur und ihre Bedeutung für die Herausbildung der Tiefstichkeramik aus der Trichterbecherkultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0056

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Einflüsse bzw. speziell durch die Rössener Kultur vermittelten allochthonen
Elemente bei der Tiefstichkeramik lassen sich wohl noch um einige vermeh-
ren. Als ein Formmerkmal, das von der Rössener Keramik (nicht so sehr von
der Michelsberger Keramik) herzuleiten ist, möchte ich das Vorkommen von
abgerundeten Gefäßböden bei Trichterbechern, Kragenflaschen und Schalen
hervorheben10. Von der Fußvase als Rössener Einfluß war schon die Rede.
Entsprechend der Formdifferenzierung, die Stroh bei den Fußgefäßen vor-
genommen hat, indem er die Fußvase (= Kugeltopf auf einem Standfuß) von
der Standringschüssel (mit ausladendem Profil) trennt ", wäre auch für die
eigentlichen Standringschalen der Tiefstichkeramik auf Rössener Vorbilder
hinzuweisen12 (Taf. 2c, d).
Differenzieren wir jetzt einmal den Formenschatz der nordwestdeutschen
Tiefstichkeramik auf Grund des Gesagten nach der Fragestellung, was Eigen-
schöpfung und was Rössener Herkunft ist, dann kommen wir im Prinzip zu
folgendem Ergebnis: Eigenständige Formen sind der Trichterbedier, der Osen-
becher (= Trichterbecher mit O'sen), die Kragenflasche, die Henkeltasse, die
Henkelkanne und die Amphore mit zwei oder mehr Henkelösen. Auf Rösse-
ner Wurzel sind die Schale, der steilwandige Becher, die Fußvase, die Stand-
ringschale und der Rundboden zurückzuführen. (Die unverzierten Fußschalen
von Lengyel-Charakter sind als südöstlicher Einfluß wohl weniger durch die
Rössener Kultur vermittelt worden als vielmehr direkt von dem mitteldeut-
schen Ableger der Lengyelkultur, der sog. Gaterslebener Gruppe, herzulei-
ten) 13 (Abb. 1). Diese formale Differenzierung schließt selbstverständlich nicht


ab
Abb. la. Kloster, Reg.-Bez. Lüneburg — Tiefstichkeramik, 'h nat. Gr.
Abb. 1 b. Kloster Gröningen, Bez. Magdeburg — Mitteldeutsche Lengyel-Gruppe.
Va nat. Gr.

10 R. Dehnke, Die Tiefstichtonware der Jungsteinzeit in Osthannover, 1940, S. 110 ff.;
H. Knöll, frdl. Mitteilg. v. 8. 6. 1958; vgl. auch Knöll, 1959, S. 16, 20, 22. — Sofern
deutliche Spitzböden vorkommen (D. Zoller, Die Kunde, N. F. 9, 1958, Taf. 1, 1), ist
wohl eher an einen Zusammenhang mit der Michelsberger Keramik zu denken.

11 A. Stroh, 1940, S. 22 und 13.

12 Außer den von Knöll, Jschr. f. mitteldtsch. Vorgesch. 38, 1954, S. 55 Anm. 181,
angeführten südwestdeutschen Vergleichsbeispielen kann jetzt auch auf mitteldeutsche
Vorbilder verwiesen werden; s. Taf. 2c.

13 H. Knöll, Jschr. f. mitteldtsch. Vorgesch. 38, 1954, S. 64.

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