aus, daß man an manchen Objekten eine Vermischung des eigenständigen
und des fremden Gestaltungsprinzips beobachten kann.
Auch die bereits genannten Verzierungselemente der Tiefstichkeramik, die
mit der Rössener Kultur in Verbindung zu bringen sind, lassen sich wohl
noch um einige vermehren. Charakteristisch für die Rössener Schüssel ist
neben der Außenverzierung die Innenverzierung der Randpartie, die uns in
der Tiefstichkeramik an dem Derivat der Rössener Schüssel, der Schale, wie-
derbegegnet 14. Vornehmlich an Trichterbechern finden wir die Verzierung
des Bauches mit senkrechten Rillen bzw. Furchenstichlinien, ein Motiv, das
ich an anderer Stelle auf die gleichartige Verzierung bei der Rössener Form-
parallele des Trichterbechers, dem Kugelbecher, zurückgeführt habe15. Die
Randkerbung, bei der Rössener Keramik sehr häufig, wurde im Verbreitungs-
gebiet der tiefstichkeramischen Erscheinungen bisher nur im östlichen Rand-
gebiet, in Mecklenburg, beobachtet 16.
Werten wir die Ornamentik der Tiefstichkeramik im Hinblick auf die
Fragestellung aus, was eigenständig ist und was als Rössener Einfluß zu
betrachten ist, dann hätten wir zusammenfassend festzustellen, daß die
Masse der tiefstichkeramischen Verzierungselemente letztlich auf die Rösse-
ner Kultur zurückzuführen ist. Das betrifft sowohl die Technik wie den Orna-
mentschatz. Mit Sicherheit nicht-rössener Herkunft sind die nicht allzu häufige
Wickelschnur- und die seltene Flechtschnurverzierung. Selbstverständlich
haben auch diese Formulierungen nur die Bedeutung einer Verallgemeinerung
eines vielschichtigen ornamentalen Erscheinungsbildes, das sich entsprechend
der Wirksamkeit des Zeitfaktors in divergierender Form gewandelt hat.
Um mich nicht unnötig dem Vorwurf einseitiger Blickrichtung auszusetzen,
möchte ich der Vollständigkeit halber hier noch anführen, daß außer den
Rössener Einflüssen auch noch andere Fremdeinwirkungen auf die nordwest-
deutsche Tiefstichkeramik erfolgt sind. Es wurden bereits die unverzierten
Fußschalen von Lengyel-Gepräge genannt. Die Tüllennäpfchen („Löffel"), die
in der Rössener Kultur (bisher noch) nicht vertreten sind, bringt Knöll mit
der Bandkeramik in Verbindung17, wo sie häufiger vorkommen. Die sog.
Fruchtschalen, prächtig verzierte Fußgefäße, die westlich der Elbe noch nicht
gefunden wurden, aber charakteristisch für die tiefstichkeramische Entwick-
lung der Trichterbecherkultur im schleswig-holsteinisch-südskandinavischen
Raum sind, besitzen ihre nächsten Parallelen in der östlichen Stichband-
keramik 18. Schließlich soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß manche der von
uns der Rössener Kultur als Urheber oder Vermittler zugeschriebenen Form-
und Verzierungselemente weithin in den donauländischen Kulturen, älteren
und jüngeren, verbreitet sind 19. Es lassen sich also Fremdelemente verschie-
14 Vgl. die Nachweise bei H. Knöll, 1959, S. 165 f.
15 H. Behrens, Acta Archaeologica 30, 1959.
16 E. Sprockhoff, 1938, S. 91.
17 H. Knöll, 1959, S. 148.
18 H. Schwabedissen, Offa 12, 1953, S. 56.
19 So hat E. Sangmeister, Praehist. Ztschr. XXXIV/V Bd. 1949/50, Erste Hälfte
1950, Seite 60 auf überraschende Ähnlichkeiten zwischen dem bekannten tiefstich-
keramischen Osenbecher von Flötz, Bez. Magdeburg (Mannus VI. Erg.-Bd. 1928, Abb. 1
auf Seite 97), und der bemalten Amphore von Strelice-Kloboucek, Mähren (Obzor
praehistoricky VII, 1928, Taf. I), aufmerksam gemacht. Die Übereinstimmungen betref-
fen die Verwendung gleichartiger Motive, wie der waagerechten Zickzackbänder und
der senkrechten Leiterbänder, und ihre Kombination. Sie beleuchten die böhmisch-
mährische Herkunft dieser spezifischen Motive in der Rössener Kultur, welche die-
selben von der Maltechnik in die Furchenstichtechnik übersetzte und sie so der Tief-
stichkeramik weitervermittelte.
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und des fremden Gestaltungsprinzips beobachten kann.
Auch die bereits genannten Verzierungselemente der Tiefstichkeramik, die
mit der Rössener Kultur in Verbindung zu bringen sind, lassen sich wohl
noch um einige vermehren. Charakteristisch für die Rössener Schüssel ist
neben der Außenverzierung die Innenverzierung der Randpartie, die uns in
der Tiefstichkeramik an dem Derivat der Rössener Schüssel, der Schale, wie-
derbegegnet 14. Vornehmlich an Trichterbechern finden wir die Verzierung
des Bauches mit senkrechten Rillen bzw. Furchenstichlinien, ein Motiv, das
ich an anderer Stelle auf die gleichartige Verzierung bei der Rössener Form-
parallele des Trichterbechers, dem Kugelbecher, zurückgeführt habe15. Die
Randkerbung, bei der Rössener Keramik sehr häufig, wurde im Verbreitungs-
gebiet der tiefstichkeramischen Erscheinungen bisher nur im östlichen Rand-
gebiet, in Mecklenburg, beobachtet 16.
Werten wir die Ornamentik der Tiefstichkeramik im Hinblick auf die
Fragestellung aus, was eigenständig ist und was als Rössener Einfluß zu
betrachten ist, dann hätten wir zusammenfassend festzustellen, daß die
Masse der tiefstichkeramischen Verzierungselemente letztlich auf die Rösse-
ner Kultur zurückzuführen ist. Das betrifft sowohl die Technik wie den Orna-
mentschatz. Mit Sicherheit nicht-rössener Herkunft sind die nicht allzu häufige
Wickelschnur- und die seltene Flechtschnurverzierung. Selbstverständlich
haben auch diese Formulierungen nur die Bedeutung einer Verallgemeinerung
eines vielschichtigen ornamentalen Erscheinungsbildes, das sich entsprechend
der Wirksamkeit des Zeitfaktors in divergierender Form gewandelt hat.
Um mich nicht unnötig dem Vorwurf einseitiger Blickrichtung auszusetzen,
möchte ich der Vollständigkeit halber hier noch anführen, daß außer den
Rössener Einflüssen auch noch andere Fremdeinwirkungen auf die nordwest-
deutsche Tiefstichkeramik erfolgt sind. Es wurden bereits die unverzierten
Fußschalen von Lengyel-Gepräge genannt. Die Tüllennäpfchen („Löffel"), die
in der Rössener Kultur (bisher noch) nicht vertreten sind, bringt Knöll mit
der Bandkeramik in Verbindung17, wo sie häufiger vorkommen. Die sog.
Fruchtschalen, prächtig verzierte Fußgefäße, die westlich der Elbe noch nicht
gefunden wurden, aber charakteristisch für die tiefstichkeramische Entwick-
lung der Trichterbecherkultur im schleswig-holsteinisch-südskandinavischen
Raum sind, besitzen ihre nächsten Parallelen in der östlichen Stichband-
keramik 18. Schließlich soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß manche der von
uns der Rössener Kultur als Urheber oder Vermittler zugeschriebenen Form-
und Verzierungselemente weithin in den donauländischen Kulturen, älteren
und jüngeren, verbreitet sind 19. Es lassen sich also Fremdelemente verschie-
14 Vgl. die Nachweise bei H. Knöll, 1959, S. 165 f.
15 H. Behrens, Acta Archaeologica 30, 1959.
16 E. Sprockhoff, 1938, S. 91.
17 H. Knöll, 1959, S. 148.
18 H. Schwabedissen, Offa 12, 1953, S. 56.
19 So hat E. Sangmeister, Praehist. Ztschr. XXXIV/V Bd. 1949/50, Erste Hälfte
1950, Seite 60 auf überraschende Ähnlichkeiten zwischen dem bekannten tiefstich-
keramischen Osenbecher von Flötz, Bez. Magdeburg (Mannus VI. Erg.-Bd. 1928, Abb. 1
auf Seite 97), und der bemalten Amphore von Strelice-Kloboucek, Mähren (Obzor
praehistoricky VII, 1928, Taf. I), aufmerksam gemacht. Die Übereinstimmungen betref-
fen die Verwendung gleichartiger Motive, wie der waagerechten Zickzackbänder und
der senkrechten Leiterbänder, und ihre Kombination. Sie beleuchten die böhmisch-
mährische Herkunft dieser spezifischen Motive in der Rössener Kultur, welche die-
selben von der Maltechnik in die Furchenstichtechnik übersetzte und sie so der Tief-
stichkeramik weitervermittelte.
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