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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 1-2
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Tackenberg, Kurt: Die Scherben der Grabung Wellie
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0100

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typus pflegte man, im Siedlungsbereich Wellie auch noch tonnenförmige
Gefäße als Gebrauchsgeschirr herzustellen. Auch ihnen sind zumeist Auf-
rauhung der Oberfläche und schwache Glättung des Halses eigentümlich. In
meiner Untersuchung über die frühe Eisenzeit habe ich sie auf Grund gesicher-
ter Fundzusammenhänge vor allem in die Stufe Latene C eingeordnet.
Den tonnenförmigen Töpfen und denen mit schwach S-förmigem Profil ist
Schmückung des Randes mit Fingertupfen- und Fingernageleindrücken gemein-
sam (Abb. 7). Wir haben es also — nach der üblichen Definition — mit Harp-
stedter Rauhtöpfen zu tun, die als Urnen in Niedersachsen häufig Verwen-
dung gefunden haben. Auffällig ist, wie verschieden man die Verzierung
angebracht hat. Es gab Gefäße, bei denen das Eindrücken mit der Finger-
kappe nur flach und in größeren Abständen auf dem Rande erfolgte, während
bei anderen ein Fingertupfen dicht neben dem anderen sitzt. Bisweilen ist
der Finger so tief eingedrückt worden, daß der Gefäßrand gewölbt und ver-
breitert erscheint, wobei an einem Teil der Töpfe der Rand mehr nach innen,
bei einem anderen mehr nach außen biegt. Manchmal sieht man nur die
Fingerkappe eingedrückt, manchmal nur den Fingernagel. Es kommt auch vor,
daß der Finger direkt senkrecht in den weichen Ton eingestoßen wurde, so
daß man im Abdruck noch den kleinen Grat erkennen kann, der sich dadurch
gebildet hat, daß Tonmasse zwischen Nagel und Fingerkappe eindrang (Ab-
bildung 7, 7). Wer etwa gemeint hat oder noch meint, daß er mit Hilfe der
verschiedenen Anbringung der Fingertupfen auf dem Rand der Rauhtöpfe
eine zeitliche Abfolge werde herausbekommen können, sieht an dem Horizont
Wellie, daß alle möglichen Arten nebeneinander gleichzeitig vorkamen. Als
für die Datierung wichtig sei darauf hingewiesen, daß auch einige Randstücke
von Schüsseln vorliegen, die Fingertupfenverzierung aufweisen, was wieder-
um auf einen jüngeren Abschnitt hindeutet. Belege dafür sind in meiner
Arbeit zu finden.
Die Schüsseln leiten schon zu der etwas besseren Tonware über. Sie sind
zum größten Teil dünnwandiger gebildet als die bisher besprochenen Typen.
Charakteristisch ist, daß unter den Resten von Schüsseln kein Bruchstück
vorhanden ist, das schräg aufsteigenden und abgesetzten Rand besitzt. Wenn
diese Merkmale vorhanden sind, können wir damit rechnen, Schüsseln der
älteren Stufe der frühen Eisenzeit vor uns zu haben. Die Scherben, die unter
dem Material von Wellie vorliegen, zeigen, daß der Rand der Schüsseln
mehr oder minder einbog (Abb. 8, 11 und 13). Das paßt wieder aufs beste
zu dem sonst schon erkannten späten Zeitansatz der Station Wellie. Selten
sind damals offenbar Schüsseln gewesen, bei denen die Wandung vom Boden
bis zum Rand schräg gebildet war. Dieser Typus ist im allgemeinen als älter
anzusprechen. Wenn er im Horizont Wellie mit wenigen Belegen erscheint,
erkennen wir, wie vorsichtig man bei der Einordnung von Einzelstücken sein
muß. Einige der Schüsseln sind mit einem Bandhenkel versehen gewesen, der
am Rande des Gefäßes angesetzt war und ihn nicht überragte. Ein Teil der
vorhandenen Henkel bzw. Henkelbruchstücke hat aber zu Näpfen und Schäl-
chen mit gewölbter Wandung gehört (Abb. 8, 10, 12 und 18). Es sind offenbar
sehr langlebige Formen. Bisweilen treten sie in Urnengräbern als Beigefäße
auf.
Unter der besseren Tonware, die öfters gut geglättet ist und deren Ober-
fläche dunkelbraune bis dunkelgraue Färbung zeigt, nehmen der Zahl nach
unter den Scherben von Wellie die Terrinen den ersten Platz ein. Es sind
weitmündige Gefäße, die dadurch gekennzeichnet sind, daß der Hals schwach

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