Schon am 2. Dezember 1959 hatte mir die Ehefrau des Zimmermanns Adolf
Michaelis in Hitzacker ein Steinbeil übergeben, das auf der Baustelle ausge-
baggert sei. Ihr Mann hätte es für das Museum Hitzacker mitgebracht.
Am 21. Dezember 1959 erhielt ich durch die Tochter des Herrn Michaelis
ein durchbohrtes Stück Geweih. Von der Außenschale waren schon einige
Splitter abgesprungen. Das Fundstück hat folgende Maße:
gesamte Länge
Rosendurchmesser
Schaftdurchmesser
0 der Bohrung
größte Breite
256 mm
63 mm
43 mm
24, 26, 28 mm
80 mm.
Die genaue Untersuchung des Stückes ergab, daß es sich beim Material um
ein Hirschgeweih handelt. Die Stange ist dicht am Stirnzapfen abgeschlagen
und quer zur schräg angeschliffenen Schneide unterhalb der Rose durchlocht.
Diese Form des Gerätes wird als Hirschhornhacke bezeichnet. Das Besondere
dieses Fundstückes liegt darin, daß die Hirschhornhacke meistens unterhalb
der Rose abgeschnitten, während hier die Rose erhalten ist.
„Wegen ihrer im Gegensatz zum Stein geringeren Härte werden sie wohl
hauptsächlich zur Bodenbearbeitung (Anfänge des Ackerbaues) gebraucht
worden sein." (Jacob-Friesen, Einführung I, 66.)
Beim sofortigen Besuch der Fundstätte war der eigentliche Fundplatz nicht
mehr zu untersuchen, da über ihm schon die Brücke im Bau war. Von der
stehengebliebenen Seitenwand wurde das Bodenprofil aufgenommen (s. Abb.).
Zunächst ist die Oberfläche aus einer Humus- und Seggetorfschicht zusam-
mengesetzt. Darunter ist ein 3 cm breiter Streifen weißen Sandes. Dann folgt
eine 50 cm breite braune Torfschicht. Dann kommen Sand- und Torfschichten im
Wechsel. In einer Tiefe von 2 m liegt eine sehr dicke Schicht von einem aus-
gezeichneten sauberen, griffigen Kies, dessen untere Grenze nicht festgestellt
werden konnte. Genau auf der oberen Grenze der ganzen Kiesschicht lag die
Hirschhornhacke. In 8 m Enfernung davon war das Steinbeil gefunden. In dem
Kies steckte noch ein Stück sehr nassen Holzes, das einem Pfahl ähnelt. Von
den „anderen spitzen Knochen", die bei der Hacke gelegen haben sollen, war
trotz eifrigen Suchens nichts mehr zu entdecken.
Die Deutung des Profils legt den Schluß nahe, daß es sich bei der untersten
Kiesschicht um eine Moräne der 4. Eiszeit handelt. Auf ihr hat sich eine Torf-
moosschicht gebildet. Die weite Ebene ist immer wieder von den Fluten des
Urstroms überspült, dabei haben sich über den jeweiligen Torfschichten Uber-
sandungen abgelagert.
Nach der Tiefe des Fundes und nach seinem Material handelt es sich um
einen der in unserer Gegend seltenen Funde der mittleren Steinzeit.
197
Michaelis in Hitzacker ein Steinbeil übergeben, das auf der Baustelle ausge-
baggert sei. Ihr Mann hätte es für das Museum Hitzacker mitgebracht.
Am 21. Dezember 1959 erhielt ich durch die Tochter des Herrn Michaelis
ein durchbohrtes Stück Geweih. Von der Außenschale waren schon einige
Splitter abgesprungen. Das Fundstück hat folgende Maße:
gesamte Länge
Rosendurchmesser
Schaftdurchmesser
0 der Bohrung
größte Breite
256 mm
63 mm
43 mm
24, 26, 28 mm
80 mm.
Die genaue Untersuchung des Stückes ergab, daß es sich beim Material um
ein Hirschgeweih handelt. Die Stange ist dicht am Stirnzapfen abgeschlagen
und quer zur schräg angeschliffenen Schneide unterhalb der Rose durchlocht.
Diese Form des Gerätes wird als Hirschhornhacke bezeichnet. Das Besondere
dieses Fundstückes liegt darin, daß die Hirschhornhacke meistens unterhalb
der Rose abgeschnitten, während hier die Rose erhalten ist.
„Wegen ihrer im Gegensatz zum Stein geringeren Härte werden sie wohl
hauptsächlich zur Bodenbearbeitung (Anfänge des Ackerbaues) gebraucht
worden sein." (Jacob-Friesen, Einführung I, 66.)
Beim sofortigen Besuch der Fundstätte war der eigentliche Fundplatz nicht
mehr zu untersuchen, da über ihm schon die Brücke im Bau war. Von der
stehengebliebenen Seitenwand wurde das Bodenprofil aufgenommen (s. Abb.).
Zunächst ist die Oberfläche aus einer Humus- und Seggetorfschicht zusam-
mengesetzt. Darunter ist ein 3 cm breiter Streifen weißen Sandes. Dann folgt
eine 50 cm breite braune Torfschicht. Dann kommen Sand- und Torfschichten im
Wechsel. In einer Tiefe von 2 m liegt eine sehr dicke Schicht von einem aus-
gezeichneten sauberen, griffigen Kies, dessen untere Grenze nicht festgestellt
werden konnte. Genau auf der oberen Grenze der ganzen Kiesschicht lag die
Hirschhornhacke. In 8 m Enfernung davon war das Steinbeil gefunden. In dem
Kies steckte noch ein Stück sehr nassen Holzes, das einem Pfahl ähnelt. Von
den „anderen spitzen Knochen", die bei der Hacke gelegen haben sollen, war
trotz eifrigen Suchens nichts mehr zu entdecken.
Die Deutung des Profils legt den Schluß nahe, daß es sich bei der untersten
Kiesschicht um eine Moräne der 4. Eiszeit handelt. Auf ihr hat sich eine Torf-
moosschicht gebildet. Die weite Ebene ist immer wieder von den Fluten des
Urstroms überspült, dabei haben sich über den jeweiligen Torfschichten Uber-
sandungen abgelagert.
Nach der Tiefe des Fundes und nach seinem Material handelt es sich um
einen der in unserer Gegend seltenen Funde der mittleren Steinzeit.
197