Urnen der Stufe von Jastorf mit Randausschnitt
Von Willi Wegewitz
Mit 1 Abbildung im Text und einer Tafel
Beim Studium der Gefäßformen aus Siedlungen und der Urnen aus den
Gräberfeldern der vorrömischen Eisenzeit des Niederelbegebietes zeigt sich,
daß für die Beisetzung des Leichenbrandes die zur Verfügung stehende Haus-
haltstonware benutzt wurde. Aus dem bis jetzt vorliegenden Fundmaterial
läßt sich kein Gefäß nachweisen, von dem man sagen könnte, daß es eigens
für den Grabbrauch hergestellt worden ist.
Die Gruben auf den Siedlungsplätzen mit ihren zahlreichen Scherben ver-
mitteln uns einen Eindruck von der Mannigfaltigkeit der Formen innerhalb
der für die Periode gebräuchlichen Typen L Vor allem fällt der Größenunter-
schied auf. Es gibt kleine Gefäße, welche nicht größer als ein Salzfäßchen sind.
Die größten der bis jetzt gefundenen Töpfe haben einen Inhalt von etwa
80 Litern. Dazwischen gibt es alle Größen, sowie eng- und weithalsige Formen.
Große Unterschiede weist auch die Machart der Töpfe auf. Manche haben
eine rauhe Oberfläche, auf der man noch deutlicli die Beimengung von Spreu
oder Granitgruß zum Magern des Tones erkennen kann. Sie sehen aus, als
ob sie von einer wenig geübten Hand geformt sind. Dazu kommt noch oft,
daß sie beim Brand vollends die Symetrie verloren haben.
Wiederum weisen sich andere Töpfe mit sorgfältig geglätteter brauner
oder glänzend schwarzer Oberfläche als Erzeugnisse eines geschickten Mei-
sters aus. Man darf annehmen, daß auf den Höfen für den Hausgebrauch
getöpfert wurde. Es kann aber nicht daran gezweifelt werden, daß die bessere
Tonware aus Werkstätten stammt, die in großer Menge die gebräuchlichen
Formen für den Verkauf herstellten. Auf Märkten wurde das Tongeschirr
über weite Gebiete verhandelt. Man könnte sonst keine Erklärung für die
überraschende Übereinstimmung einzelner Stücke finden, die aus weit aus-
einander liegenden Fundorten stammen. Die erhandelte Ware regte natürlich
in den Dörfern zur Nachahmung an.
Aus der Mannigfaltigkeit der Siedlungstonware enthalten die Urnenfried-
höfe eine Auswahl. Wenn man die Funde aus einem größeren Gräberfeld
miteinander vergleicht, so überrascht die Gleichmäßigkeit der Formen. Es gibt
aber auch Besonderheiten, die vom Üblichen abweichen.
Bei der Auswahl der Urne spielten zunächst praktische Erwägungen eine
Rolle. Vor allem ist die Menge des Leichenbrandes maßgebend für die Größe
des Gefäßes. Für den großknochigen Leichenbrand erwachsener Personen, aus
dem man in der Jastorf-Stufe noch ganze Knochenteile herauslesen kann,
benutzte man große Vorratstöpfe von 30—40 cm Höhe. Für die wenigen Reste,
die bei der Verbrennung eines Kindes übrigblieben, genügten entsprechend
kleine Gefäße von etwa 15 cm Höhe. Das Gewicht des Leichenbrandes und
1 Sprockhoff, Ernst, Eine elbgermanische Siedlung der Spätlatenezeit von Lehmke,
Kr. Uelzen, Germania 24. 1940.
Wegewitz, Willi, Funde von einer langobardischen Siedlung in Wulmstorf,
Kr. Harburg. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Nr. 16. 1942.
—, Zum Problem der Abfallgruben. Nachrichten aus Niedersachsen Urgeschichte
Nr. 24. 1955.
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Von Willi Wegewitz
Mit 1 Abbildung im Text und einer Tafel
Beim Studium der Gefäßformen aus Siedlungen und der Urnen aus den
Gräberfeldern der vorrömischen Eisenzeit des Niederelbegebietes zeigt sich,
daß für die Beisetzung des Leichenbrandes die zur Verfügung stehende Haus-
haltstonware benutzt wurde. Aus dem bis jetzt vorliegenden Fundmaterial
läßt sich kein Gefäß nachweisen, von dem man sagen könnte, daß es eigens
für den Grabbrauch hergestellt worden ist.
Die Gruben auf den Siedlungsplätzen mit ihren zahlreichen Scherben ver-
mitteln uns einen Eindruck von der Mannigfaltigkeit der Formen innerhalb
der für die Periode gebräuchlichen Typen L Vor allem fällt der Größenunter-
schied auf. Es gibt kleine Gefäße, welche nicht größer als ein Salzfäßchen sind.
Die größten der bis jetzt gefundenen Töpfe haben einen Inhalt von etwa
80 Litern. Dazwischen gibt es alle Größen, sowie eng- und weithalsige Formen.
Große Unterschiede weist auch die Machart der Töpfe auf. Manche haben
eine rauhe Oberfläche, auf der man noch deutlicli die Beimengung von Spreu
oder Granitgruß zum Magern des Tones erkennen kann. Sie sehen aus, als
ob sie von einer wenig geübten Hand geformt sind. Dazu kommt noch oft,
daß sie beim Brand vollends die Symetrie verloren haben.
Wiederum weisen sich andere Töpfe mit sorgfältig geglätteter brauner
oder glänzend schwarzer Oberfläche als Erzeugnisse eines geschickten Mei-
sters aus. Man darf annehmen, daß auf den Höfen für den Hausgebrauch
getöpfert wurde. Es kann aber nicht daran gezweifelt werden, daß die bessere
Tonware aus Werkstätten stammt, die in großer Menge die gebräuchlichen
Formen für den Verkauf herstellten. Auf Märkten wurde das Tongeschirr
über weite Gebiete verhandelt. Man könnte sonst keine Erklärung für die
überraschende Übereinstimmung einzelner Stücke finden, die aus weit aus-
einander liegenden Fundorten stammen. Die erhandelte Ware regte natürlich
in den Dörfern zur Nachahmung an.
Aus der Mannigfaltigkeit der Siedlungstonware enthalten die Urnenfried-
höfe eine Auswahl. Wenn man die Funde aus einem größeren Gräberfeld
miteinander vergleicht, so überrascht die Gleichmäßigkeit der Formen. Es gibt
aber auch Besonderheiten, die vom Üblichen abweichen.
Bei der Auswahl der Urne spielten zunächst praktische Erwägungen eine
Rolle. Vor allem ist die Menge des Leichenbrandes maßgebend für die Größe
des Gefäßes. Für den großknochigen Leichenbrand erwachsener Personen, aus
dem man in der Jastorf-Stufe noch ganze Knochenteile herauslesen kann,
benutzte man große Vorratstöpfe von 30—40 cm Höhe. Für die wenigen Reste,
die bei der Verbrennung eines Kindes übrigblieben, genügten entsprechend
kleine Gefäße von etwa 15 cm Höhe. Das Gewicht des Leichenbrandes und
1 Sprockhoff, Ernst, Eine elbgermanische Siedlung der Spätlatenezeit von Lehmke,
Kr. Uelzen, Germania 24. 1940.
Wegewitz, Willi, Funde von einer langobardischen Siedlung in Wulmstorf,
Kr. Harburg. Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Nr. 16. 1942.
—, Zum Problem der Abfallgruben. Nachrichten aus Niedersachsen Urgeschichte
Nr. 24. 1955.
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