die Größe der Urne lassen ganz grob erkennen, ob es sich um Bestattungen
von Erwachsenen oder Kindern handelt. Wichtig für die Formenauswahl ist
auch das Geschlecht des Toten. In der Zeit um Christi Geburt ist im Gebiet
der Elbgermanen an den Beigaben zu erkennen, daß es Männer- und Frauen-
friedhöfe gibt, die auf getrennten Plätzen liegen. Schon in der Jastorf-Stufe
läßt sich ein Unterschied erkennen, auf den G. Schwantes mehrfach hinge-
wiesen hat 2. Diese Beobachtungen haben sich im Kreise Harburg bestätigt.
Die Beigabe von Gürtelhaken und Ohrringen läßt vermuten, daß es sich um
Frauenbestattungen handelt. Auf diesen Friedhöfen sind bis jetzt noch nie
die halbmondförmigen Rasiermesser gefunden worden.
Die Untersuchung der Gräberfelder von Harsefeld im Kreise Stade 3 und
Ehestorf-Vahrendorf im Kreise Harburg4 läßt eine durchgehende Belegung
von der Stufe von Jastorf bis an das Ende der älteren römischen Kaiserzeit
erkennen. In Hamburg-Marmstorf bestätigten sich die Beobachtungen, nur daß
hier die Stufe von Ripdorf fehlt. Diese Friedhöfe sowie die von Hamburg-
Langenbeck und Putensen im Kreise Harburg 5 zeichnen sich durch die reichen
Waffenbeigaben aus, die seit der Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. unseren Urnen-
feldern das Gepräge geben.
Die Funde von Darzau im Kreise Dannenberg 6, Rebenstorf im Kreise
Lüchow 7 und Tostedt-Wüstenhöfen im Kreise Harburg 8 enthalten dagegen
reichen Frauenschmuck. Die beiden Gruppen der Friedhöfe, die sich durch die
Beigaben unterscheiden, bezeichnete Gustav Schwantes als die vom Typus
Rieste und Darzau 9. Sie weisen auch in den Gefäßformen Unterschiede auf.
Die Friedhöfe vom Typus Rieste, wozu die von Harsefeld, Ehestorf-Vahren-
dorf, Hamburg-Marmstorf, Hamburg-Langenbeck, Rieste, Nienbüttel u. a.
zählen, enthalten Töpfe ohne oder nur mit einem Henkel. Im Gegensatz dazu
sind auf den Friedhöfen mit Frauenschmuck vom Typus Darzau die Töpfe mit
2 Henkeln, 3 oder 4 Knubben kennzeichnend. In Darzau, Rebenstorf und
Tostedt-Wüstenhöfen fehlt die Trichterurne, die auf den Friedhöfen mit Waf-
fenbeigaben in den Jahrzehnten um Chr. Geb. den Funden das Gepräge gibt.
Der Zweihenkeltopf ist darum nicht ein Kennzeichen einer Volksgruppe,
sondern Ausdruck eines Brauches, für Männer und Frauen besondere Gefäß-
formen auszuwählen.
Wenn man Gelegenheit hat, das Material größerer Urnenfriedhöfe mit-
einander vergleichen zu können, erkennt man, wie die Gefäßformen in den
verschiedenen Zeitstufen nicht nur der Mode unterworfen waren, sondern
wie sie auch von der Verbrennungsmethode abhängig sind. Für die jüngere
Bronzezeit, die Stufen von Wessenstedt und Jastorf sind die hohen tonnen-
2 Schwantes, Gustav, Die Gräber der ältesten Eisenzeit im östlichen Hannover.
Prähistorische Zeitschrift. Band I. 1909.
—, Die Seedorf-Stufe. Corolla Archaeologica in honorem C. A. Nordmann. 1952.
3 Wegewitz, Willi, Die langobardische Kultur im Gau Moswidi. 1937.
4 Wegewitz, Willi, Neue Funde auf dem Urnenfriedhof von Ehestorf-Vahrendorf
im Kreise Harburg. Harburger Kreiskalender 1955.
5 Wegewitz, Willi, Das langobardische Gräberfeld von Putensen im Kreise Har-
burg. Harburger Kreiskalender 1958.
6 Hostmann, Christian, Der Urnenfriedhof bei Darzau in der Provinz Hannover. 1874.
7 Körner, Gerhard, Der Urnenfriedhof von Rebenstorf im Amte Lüchow. 1939.
8 Wegewitz, Willi, Der langobardische Urnenfriedhof von Tostedt-Wüstenhöfen im
Kreise Harburg. 1944.
9 Schwantes, Gustav, Die Urnenfriedhöfe vom Typus Rieste und Darzau. Meck-
lenburg. 34. Jahrgang. 1939.
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von Erwachsenen oder Kindern handelt. Wichtig für die Formenauswahl ist
auch das Geschlecht des Toten. In der Zeit um Christi Geburt ist im Gebiet
der Elbgermanen an den Beigaben zu erkennen, daß es Männer- und Frauen-
friedhöfe gibt, die auf getrennten Plätzen liegen. Schon in der Jastorf-Stufe
läßt sich ein Unterschied erkennen, auf den G. Schwantes mehrfach hinge-
wiesen hat 2. Diese Beobachtungen haben sich im Kreise Harburg bestätigt.
Die Beigabe von Gürtelhaken und Ohrringen läßt vermuten, daß es sich um
Frauenbestattungen handelt. Auf diesen Friedhöfen sind bis jetzt noch nie
die halbmondförmigen Rasiermesser gefunden worden.
Die Untersuchung der Gräberfelder von Harsefeld im Kreise Stade 3 und
Ehestorf-Vahrendorf im Kreise Harburg4 läßt eine durchgehende Belegung
von der Stufe von Jastorf bis an das Ende der älteren römischen Kaiserzeit
erkennen. In Hamburg-Marmstorf bestätigten sich die Beobachtungen, nur daß
hier die Stufe von Ripdorf fehlt. Diese Friedhöfe sowie die von Hamburg-
Langenbeck und Putensen im Kreise Harburg 5 zeichnen sich durch die reichen
Waffenbeigaben aus, die seit der Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. unseren Urnen-
feldern das Gepräge geben.
Die Funde von Darzau im Kreise Dannenberg 6, Rebenstorf im Kreise
Lüchow 7 und Tostedt-Wüstenhöfen im Kreise Harburg 8 enthalten dagegen
reichen Frauenschmuck. Die beiden Gruppen der Friedhöfe, die sich durch die
Beigaben unterscheiden, bezeichnete Gustav Schwantes als die vom Typus
Rieste und Darzau 9. Sie weisen auch in den Gefäßformen Unterschiede auf.
Die Friedhöfe vom Typus Rieste, wozu die von Harsefeld, Ehestorf-Vahren-
dorf, Hamburg-Marmstorf, Hamburg-Langenbeck, Rieste, Nienbüttel u. a.
zählen, enthalten Töpfe ohne oder nur mit einem Henkel. Im Gegensatz dazu
sind auf den Friedhöfen mit Frauenschmuck vom Typus Darzau die Töpfe mit
2 Henkeln, 3 oder 4 Knubben kennzeichnend. In Darzau, Rebenstorf und
Tostedt-Wüstenhöfen fehlt die Trichterurne, die auf den Friedhöfen mit Waf-
fenbeigaben in den Jahrzehnten um Chr. Geb. den Funden das Gepräge gibt.
Der Zweihenkeltopf ist darum nicht ein Kennzeichen einer Volksgruppe,
sondern Ausdruck eines Brauches, für Männer und Frauen besondere Gefäß-
formen auszuwählen.
Wenn man Gelegenheit hat, das Material größerer Urnenfriedhöfe mit-
einander vergleichen zu können, erkennt man, wie die Gefäßformen in den
verschiedenen Zeitstufen nicht nur der Mode unterworfen waren, sondern
wie sie auch von der Verbrennungsmethode abhängig sind. Für die jüngere
Bronzezeit, die Stufen von Wessenstedt und Jastorf sind die hohen tonnen-
2 Schwantes, Gustav, Die Gräber der ältesten Eisenzeit im östlichen Hannover.
Prähistorische Zeitschrift. Band I. 1909.
—, Die Seedorf-Stufe. Corolla Archaeologica in honorem C. A. Nordmann. 1952.
3 Wegewitz, Willi, Die langobardische Kultur im Gau Moswidi. 1937.
4 Wegewitz, Willi, Neue Funde auf dem Urnenfriedhof von Ehestorf-Vahrendorf
im Kreise Harburg. Harburger Kreiskalender 1955.
5 Wegewitz, Willi, Das langobardische Gräberfeld von Putensen im Kreise Har-
burg. Harburger Kreiskalender 1958.
6 Hostmann, Christian, Der Urnenfriedhof bei Darzau in der Provinz Hannover. 1874.
7 Körner, Gerhard, Der Urnenfriedhof von Rebenstorf im Amte Lüchow. 1939.
8 Wegewitz, Willi, Der langobardische Urnenfriedhof von Tostedt-Wüstenhöfen im
Kreise Harburg. 1944.
9 Schwantes, Gustav, Die Urnenfriedhöfe vom Typus Rieste und Darzau. Meck-
lenburg. 34. Jahrgang. 1939.
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