nach 3 Tagen zeigten sich bei Zimmertemperatur die ersten stärkeren Angriffe
und nach 30 Tagen ist die Wolle bis auf wenige stark verquollene Fasern ge-
löst. Bei 50° beginnt bereits nach 4—5 Tagen der Zerfall und nach 12—14 Ta-
gen ist die Wolle restlos verschwunden und stärkerer Ammoniakgeruch und
Schwefelwasserstoffgehalt der Lösung ist aufgetreten.
Das Gemisch von Knochenasche und Holzasche wirkt, entsprechend der
stärker alkalischen Reaktion, erheblich schneller zerstörend als Knochenasche
allein.
Hiermit ist die Möglichkeit der Zerstörung der Wolle durch den mit Wasser
durchmischten Inhalt einer Urne erwiesen und es darf daher nicht überraschen,
daß sich Wolle nicht beobachten ließ und daß die strukturlosen, stickstoff-
und schwefelhaltigen Klümpchen der Gewebeprobe Nr. 6 mit Recht als Woll-
reste gedeutet wurden,
Im Gegensatz zu den Wollversuchen ließen in gleicher Weise mit rei-
nem Leinen durchgeführten Versuche keine Schädigung des Gewebes erken-
nen. Selbst bei mikroskopischer Prüfung zeigte sich außer einer Quellung
keine Schädigung der Faser, so daß auch die Zerstörung eines Leinengewebes
in einer Urne durch rein chemische Vorgänge nicht zu erwarten ist 4.
Zu diesen rein chemischen Umsetzungen innerhalb der Urne, die vor allem
in der ersten Zeit wirksam sind, treten biologische Zerstörungsvorgänge, die
sich auf längeren Zeitraum erstrecken und erst einsetzen, wenn die auch für
ihren Ablauf schädlichen Lösungen versickert oder durch die Kohlensäure der
Bodenluft neutralisiert sind. Die mit den Bodenlösungen bzw. dem Sickerwas-
ser in die Urne eindringenden Bodenbakterien und niederen Pilze finden zur
gegebenen Zeit in der gleichmäßig feuchten und mit Nährsalzen angereicher-
ten Gewebemasse besonders günstige Lebensbedingungen. Ihre Tätigkeit führt
zu einem raschen Abbau der organischen Fasern, zu einer Humifizierung bzw.
restlosen Vernichtung. Das gilt sowohl für das Keratin der Wolle als auch die
Cellulose des Leinens.
Eine Erhaltung des Gewebes ist nur dann möglich, wenn durch irgend-
welche Faktoren wie ein hoher Salzgehalt und Trockenheit, z. B. bedingt durch
das aride Klima mancher Fundstellen (Aegypten) oder die Gegenwart von
spezifischen Giftstoffen, die die Lebensmöglichkeit für Bakterien und Pilze
einschränkten oder sogar völlig ausschlossen.
Zu den stark bakterizid wirkenden Stoffen gehören Metallsalze und bevor-
zugt lösliche Kupferverbindungen, die bereits in großer Verdünnung Pilz- und
Bakterienentwicklung restlos unterdrücken und damit die Vernichtung eines
Gewebes verhindern können.
Werden durch chemische Vorgänge, etwa die Einwirkung stark kohlen-
säure- und sauerstoffhaltigem Wasser, früh genug lösliche Kupfersalze gebildet
und im Gewebe aufgesogen, so wird dieses soweit erhalten, wie es mit
Kupferlösung in solcher Konzentration durchtränkt wird, daß die Lebens-
bedingungen für die zerstörenden Pilze und Bakterien zeitlich unmöglich wer-
den. Organische Massen werden sich also im wesentlichen nur in unmittel-
barer Nachbarschaft der Kupfersalzquelle, der Bronze, halten, da hier die gün-
stigsten Bedingungen gegeben sind. Erfolgt die Bildung löslicher Kupfersalze
erst später, so kann bereits vorher eine weitgehende biologische Zerstörung
4 Lagern Gewebe in sauren Lösungen wie sie im Moor, in Humusablagerungen,
in Baumsärgen usw. auftreten, dann erweist sich das Keratin der Wollfaser als be-
ständig, während die Cellulose des Leinens der Humifizierung und Zerstörung unter-
liegt, so daß hier bevorzugt Wollgewebe geborgen werden.
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und nach 30 Tagen ist die Wolle bis auf wenige stark verquollene Fasern ge-
löst. Bei 50° beginnt bereits nach 4—5 Tagen der Zerfall und nach 12—14 Ta-
gen ist die Wolle restlos verschwunden und stärkerer Ammoniakgeruch und
Schwefelwasserstoffgehalt der Lösung ist aufgetreten.
Das Gemisch von Knochenasche und Holzasche wirkt, entsprechend der
stärker alkalischen Reaktion, erheblich schneller zerstörend als Knochenasche
allein.
Hiermit ist die Möglichkeit der Zerstörung der Wolle durch den mit Wasser
durchmischten Inhalt einer Urne erwiesen und es darf daher nicht überraschen,
daß sich Wolle nicht beobachten ließ und daß die strukturlosen, stickstoff-
und schwefelhaltigen Klümpchen der Gewebeprobe Nr. 6 mit Recht als Woll-
reste gedeutet wurden,
Im Gegensatz zu den Wollversuchen ließen in gleicher Weise mit rei-
nem Leinen durchgeführten Versuche keine Schädigung des Gewebes erken-
nen. Selbst bei mikroskopischer Prüfung zeigte sich außer einer Quellung
keine Schädigung der Faser, so daß auch die Zerstörung eines Leinengewebes
in einer Urne durch rein chemische Vorgänge nicht zu erwarten ist 4.
Zu diesen rein chemischen Umsetzungen innerhalb der Urne, die vor allem
in der ersten Zeit wirksam sind, treten biologische Zerstörungsvorgänge, die
sich auf längeren Zeitraum erstrecken und erst einsetzen, wenn die auch für
ihren Ablauf schädlichen Lösungen versickert oder durch die Kohlensäure der
Bodenluft neutralisiert sind. Die mit den Bodenlösungen bzw. dem Sickerwas-
ser in die Urne eindringenden Bodenbakterien und niederen Pilze finden zur
gegebenen Zeit in der gleichmäßig feuchten und mit Nährsalzen angereicher-
ten Gewebemasse besonders günstige Lebensbedingungen. Ihre Tätigkeit führt
zu einem raschen Abbau der organischen Fasern, zu einer Humifizierung bzw.
restlosen Vernichtung. Das gilt sowohl für das Keratin der Wolle als auch die
Cellulose des Leinens.
Eine Erhaltung des Gewebes ist nur dann möglich, wenn durch irgend-
welche Faktoren wie ein hoher Salzgehalt und Trockenheit, z. B. bedingt durch
das aride Klima mancher Fundstellen (Aegypten) oder die Gegenwart von
spezifischen Giftstoffen, die die Lebensmöglichkeit für Bakterien und Pilze
einschränkten oder sogar völlig ausschlossen.
Zu den stark bakterizid wirkenden Stoffen gehören Metallsalze und bevor-
zugt lösliche Kupferverbindungen, die bereits in großer Verdünnung Pilz- und
Bakterienentwicklung restlos unterdrücken und damit die Vernichtung eines
Gewebes verhindern können.
Werden durch chemische Vorgänge, etwa die Einwirkung stark kohlen-
säure- und sauerstoffhaltigem Wasser, früh genug lösliche Kupfersalze gebildet
und im Gewebe aufgesogen, so wird dieses soweit erhalten, wie es mit
Kupferlösung in solcher Konzentration durchtränkt wird, daß die Lebens-
bedingungen für die zerstörenden Pilze und Bakterien zeitlich unmöglich wer-
den. Organische Massen werden sich also im wesentlichen nur in unmittel-
barer Nachbarschaft der Kupfersalzquelle, der Bronze, halten, da hier die gün-
stigsten Bedingungen gegeben sind. Erfolgt die Bildung löslicher Kupfersalze
erst später, so kann bereits vorher eine weitgehende biologische Zerstörung
4 Lagern Gewebe in sauren Lösungen wie sie im Moor, in Humusablagerungen,
in Baumsärgen usw. auftreten, dann erweist sich das Keratin der Wollfaser als be-
ständig, während die Cellulose des Leinens der Humifizierung und Zerstörung unter-
liegt, so daß hier bevorzugt Wollgewebe geborgen werden.
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