Die Jahrestagung 1959 des Nordwestdeutschen Verbandes
für Altertumsforschung in Lübeck
Bericht von Dr. F. C. Bath
Die Jahrestagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsfor-
schung fand in diesem Jahre vom 31. März bis 3. April in der Hansestadt
Lübeck statt. Die auf diesem historisch höchst bedeutsamen Boden mit beacht-
lichem Erfolg betriebene Altstadtforschung, die in besonderem Maße die
verschiedenen Sparten der urgeschichtlichen und der übrigen historischen
Forschungszweige zusammenführt, gab nicht zuletzt den Anlaß dazu, das
Schwergewicht der Tagung diesmal besonders auf die späteren Abschnitte
der Eisenzeit und die Frühgeschichte zu legen.
Das Antlitz der alten Hansestadt, deren Innenbezirke nach den Zerstö-
rungen des letzten Krieges weitgehend modern wiederaufgebaut sind, trägt
doch immer noch so gewichtig mittelalterlich-hanseatische Züge, daß die
Abfolge einer 800jährigen Geschichte im Gesamteindruck zu einer Einheit
von besonderem Reiz verschmilzt. Vor diesem traditionsreichen Hintergrund
wurden die Tage gemeinsamen Berichtens, Fragens, Antwortens und Be-
trachtens dank der sorgfältigen und umsichtigen Vorbereitung, die neben dem
Verbandsvorstand vor allem in den Händen von Dr. Werner Neu-
gebauer, Lübeck, lag, zu einem eindrucksvollen Erlebnis, das die Teil-
nehmer (lt. Teilnehmerliste 135 Personen) für die eigene Arbeit anregend und
befruchtend durch das vor uns liegende Arbeitsjahr begleiten wird.
Nachdem, wie üblich, die Vorstandssitzung und die Vertreterversammlung
im kleineren Kreise den Nachmittag des Anreisetages ausgefüllt hatten, ver-
einigte der erste Abend die Tagungsteilnehmer im „Schabbelhaus", einer
historischen Gaststätte, die nach dem Kriege im alten Stil wiederaufgebaut ist.
Das gemütlich eingerichtete Patrizierhaus bot den stimmungsvollen Rahmen
für die erste Begegnung mit dem „alten Lübeck". Diese Begegnung der das
Altertum erforschenden Vereinigung, die aber durchaus auch für neuere
historische und kunstgeschichtliche Erkenntnisse und Sehenswürdigkeiten auf-
geschlossen ist, mit der heutigen Hansestadt Lübeck war der Gegenstand
der offiziellen Begrüßungsansprachen des Verbandsvorsitzenden, Prof. Dr.
Ernst Sprockhoff, Kiel, und des Vorsitzenden des Vereins für Lübek-
kische Geschichte und Altertumskunde, der an diesem Abend teilnahm.
Unterstrichen wurde das Erlebnis der ersten Begegnung durch die Vor-
führung eines Kulturfilmes „Was die Erde bewahrte", der unter der wissen-
schaftlichen Beratung von Dr. W.Neugebauer von der Wolfgang-Tichy-
Produktion hergestellt worden ist. Der Tonfilm handelt von den mittelalter-
lichen Bodenfunden aus der Altstadt Lübecks. In filmisch wirkungsvoller Weise
zeigt er die Ausgräber am Werk und stellt dem Zuschauer vor allem vor
Augen, was an Gegenständen aus dem Boden zutage gefördert wor-
den ist. Und gerade das ist in Lübeck besonders bedeutsam. Denn obwohl die
Untersuchung der Trümmergrundstücke leider nicht so großzügig wie in man-
chen anderen Großstädten gehandhabt werden konnte, ergaben die emsig und
nach den Umständen möglichst gründlich durchgeführten Ausgrabungen bzw.
Notbergungen ein ungeheuer reichhaltiges Material an Kleingeräten aus Holz,
Ton, Glas, Metall usw., das in Abfallgruben und Kloaken — eingebettet in
konservierende Fäkalien — die Jahrhunderte in selten gutem Erhaltungs-
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für Altertumsforschung in Lübeck
Bericht von Dr. F. C. Bath
Die Jahrestagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsfor-
schung fand in diesem Jahre vom 31. März bis 3. April in der Hansestadt
Lübeck statt. Die auf diesem historisch höchst bedeutsamen Boden mit beacht-
lichem Erfolg betriebene Altstadtforschung, die in besonderem Maße die
verschiedenen Sparten der urgeschichtlichen und der übrigen historischen
Forschungszweige zusammenführt, gab nicht zuletzt den Anlaß dazu, das
Schwergewicht der Tagung diesmal besonders auf die späteren Abschnitte
der Eisenzeit und die Frühgeschichte zu legen.
Das Antlitz der alten Hansestadt, deren Innenbezirke nach den Zerstö-
rungen des letzten Krieges weitgehend modern wiederaufgebaut sind, trägt
doch immer noch so gewichtig mittelalterlich-hanseatische Züge, daß die
Abfolge einer 800jährigen Geschichte im Gesamteindruck zu einer Einheit
von besonderem Reiz verschmilzt. Vor diesem traditionsreichen Hintergrund
wurden die Tage gemeinsamen Berichtens, Fragens, Antwortens und Be-
trachtens dank der sorgfältigen und umsichtigen Vorbereitung, die neben dem
Verbandsvorstand vor allem in den Händen von Dr. Werner Neu-
gebauer, Lübeck, lag, zu einem eindrucksvollen Erlebnis, das die Teil-
nehmer (lt. Teilnehmerliste 135 Personen) für die eigene Arbeit anregend und
befruchtend durch das vor uns liegende Arbeitsjahr begleiten wird.
Nachdem, wie üblich, die Vorstandssitzung und die Vertreterversammlung
im kleineren Kreise den Nachmittag des Anreisetages ausgefüllt hatten, ver-
einigte der erste Abend die Tagungsteilnehmer im „Schabbelhaus", einer
historischen Gaststätte, die nach dem Kriege im alten Stil wiederaufgebaut ist.
Das gemütlich eingerichtete Patrizierhaus bot den stimmungsvollen Rahmen
für die erste Begegnung mit dem „alten Lübeck". Diese Begegnung der das
Altertum erforschenden Vereinigung, die aber durchaus auch für neuere
historische und kunstgeschichtliche Erkenntnisse und Sehenswürdigkeiten auf-
geschlossen ist, mit der heutigen Hansestadt Lübeck war der Gegenstand
der offiziellen Begrüßungsansprachen des Verbandsvorsitzenden, Prof. Dr.
Ernst Sprockhoff, Kiel, und des Vorsitzenden des Vereins für Lübek-
kische Geschichte und Altertumskunde, der an diesem Abend teilnahm.
Unterstrichen wurde das Erlebnis der ersten Begegnung durch die Vor-
führung eines Kulturfilmes „Was die Erde bewahrte", der unter der wissen-
schaftlichen Beratung von Dr. W.Neugebauer von der Wolfgang-Tichy-
Produktion hergestellt worden ist. Der Tonfilm handelt von den mittelalter-
lichen Bodenfunden aus der Altstadt Lübecks. In filmisch wirkungsvoller Weise
zeigt er die Ausgräber am Werk und stellt dem Zuschauer vor allem vor
Augen, was an Gegenständen aus dem Boden zutage gefördert wor-
den ist. Und gerade das ist in Lübeck besonders bedeutsam. Denn obwohl die
Untersuchung der Trümmergrundstücke leider nicht so großzügig wie in man-
chen anderen Großstädten gehandhabt werden konnte, ergaben die emsig und
nach den Umständen möglichst gründlich durchgeführten Ausgrabungen bzw.
Notbergungen ein ungeheuer reichhaltiges Material an Kleingeräten aus Holz,
Ton, Glas, Metall usw., das in Abfallgruben und Kloaken — eingebettet in
konservierende Fäkalien — die Jahrhunderte in selten gutem Erhaltungs-
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