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vrdnung, Umfang und Werth der Sammlung und ihr
Verhältnis zu andern im Allgemeinen bezeichnet haben;
doch bleibt uns in Bezug auf die zurückgestellten Werke,
deren wie wir hören, eine große Anzahl ist, noch ein
Wunsch übrig. Bayern hat durch die liberale Gesinnung
seines Monarchen in den einzelnen beträchtlichen Städ-
ten Sammlungen von Gemälden aus dem großen Vor-
rathe des Staats und des königlichen Privatbesitzes bil-
den sehen. Noch vor Kurzem ward in Nürnberg eine
alte Kapelle zu Aufbewahrung einer vortrefflichen Samm-
lung vorzüglich altdeutscher und niederländischer Gemälde
eröffnet. Die Sache selbst ist erst im Werden, und ist
erst die neue Pinakothek vollendet und mit den Auswah-
len der ihr bestimmten Werke geschmückt, so wird dann
der übrige Vorrath, so weit die Gallerie zu Schleisheim
ihn nicht in Anspruch nimmt, dazu dienen, die in der
Anlage begriffenen oder weiter fortgesührten Gallerten zu
Augsburg, Nürnberg, Regensburg, Bamberg u. s. w. zu
bereichern und zu selbstständigen Sammlungen zu erhe-
ben. Die Kunstbildung gewinnt dadurch in Bayern eine
breitere Grundlage und eine mannichfachere Gelegenheit;
zugleich werden die Städte in den Besitz eines artistischen
Eigenthums gebracht und ihrer ursprünglichen Eigenlhüm-
lickkeit wieder nahe gerückt. Die Folgen für Verbreitung
des Kunstsinnes und für Belebung des Kunstbestrebens
können nicht ausbleiben. Möge dieses Beispiel für Preus-
sen, das nach Anordnung der Gallerie des Museums
noch über sehr beträchtliche Schätze der Malerei gebie-
tet, nicht verloren gehen. Aachen wie Cöln, Düsseldorf
wie Münster, Naumburg wie Breslau, Danzig wie Kö-
nigsberg sind dieser Berücksichtigungen würdig. Die
Sache scheint von großer Bedeutsamkeit und eine weitere
Verbreitung und feste Begründung der deutschen Maler-
kunst nicht am wenigsten dadurch bedingt.
Erfreulich ist es in jeder Hinsicht, die beiden ersten
reindeutschen Staaten, Preußen im Norden und Bayern
im Süden des gemeinsamen Vaterlandes wetteifernd auf
den Bahnen der Kunstbildung fortschreiten zu sehen. Cs
gehört zu den für die innere Geschichte der Völker denk-
würdigsten Erscheinungen der Zeit, in Einem Jahre und
in Einem Herbste das Museum in Berlin und die Glyp-
tothek in München vollendet und ihre durch königliche
Großmuth und Freigebigkeit gesammelten Schätze zur
Belehrung und zu artistischen Bestrebungen durch zwei
Könige ihren Völkern geöffnet zu sehen. Möge diese für
die höhere Bildung und für die Ehre des Vaterlandes
bedeutsame Begebenheit dazu beitragen, in dieser sturm-
bewegten und erschütterten Zeit die deutschen Völker
nachdrücklich daran zu erinnern, was Deutschland seinen
Fürsten schuldig ist!
(Der Beschluß folgt.)
Ueber die neue Auszierung des Theaters
in Karlsruhe.
(Schluß.)
Der deutlichste Beweis für unsere Behauptung, daß
das Ganze zu brillant und grell gehalten sey, liegt in
der, von uns und mehreren Personen, die sich eben nicht
über schwache Augen zu beklagen haben, gemachten Be-
merkung : daß man eine Zeitlang im Theater sitzend, ein
Stechen in den Augen empfindet, welches sich bei Man-
chen wohl auf den folgenden Tag und noch weiter er-
streckt. Am Auffallendsten ist diese Wirkung in den dun-
keln Parterrelogen.
Es geht uns mit dem Auge, wie mit den übrigen
Sinnen; dem seinen Ohr des Musikers ist ein falscher
Ton eine schmerzliche Empfindung, und dem ungebildeten
Ohr eines Wilden wird eine lärmende grelle Musik bes-
ser gefallen als jenem, und ein Mißton wird ihn nicht
so leicht rühren. So ist es mit den Farben. Je unge-
bildeter das Auge, desto weniger wird es auch durch eine
lärmende und grelle Farbenmusik einen unangenehmen
Eindruck empfinden, ja es kann sogar Gefallen daran haben.
Der Vorhang, welcher in zwei Theile getrennt ist,
hat darum unfern Beifall, weil er ganz in natürlichen
Falten herabhängt, die sich beim Auseinanderziehen des-
selben über einander legen, wodurch das widernatürliche
Aufrollen gemalter Falten, wie es früher statt fand, ver-
mieden wurde; dagegen thut seine unterste Einfassung
dem Auge weh, weil der ganz weiße Grund mit den in
Gold gemalten Verzierungen von den nahen Lampen sehr
hell und blendend erleuchtet wird.
Zuletzt können wir nicht umhin, die Nachtheile noch zu
berühren, welche die durchgehends hohl gespannte Leinwand,
auf welche die Verzierungen gemalt sind, mit sich bringt.
Der vorige Wvhlklang des Gesangs und der Musik,
dessen sich das Theater in seinem früheren Zustande er-
freute, hat sich verloren und der Ton ist weit dumpfer
geworden. Aber es mußte wohl so kommen, weil der
ganzen Decke und allen mit Leinwand überspannten Holz-
flächen ihre natürliche Reflectibilität genommen ist und hohl-
gespannte Leinwand, mit der darauf befindlichen Farbe diese
gar nicht, oder nur. in einem äußerst geringen Grade besitzt.
Ist der Refler in einem geschlossenen Raume zu
groß, so daß ein zu starker Nachhall entsteht, so können,
wir diesem Uebel dadurch etwa abhelfen, daß wir die
Wände mit Leinwand oder mit irgend einem andern we-
nig reflektirenden Körper überziehen. Da aber dies der
Fall des Theaters in seinem vorigen Zustande nicht war
und es überhaupt in akustischer Hinsicht nichts zu wün-
schen übrig ließ, so hatte man sich wohl hüten sollen,
Mittel zur Verzierung zu wählen, die in dieser Bezie-
hung nur nachtheilig wirken konnten.
Die hohlgespaunte Leinwand ist aber ferner auch je-
vrdnung, Umfang und Werth der Sammlung und ihr
Verhältnis zu andern im Allgemeinen bezeichnet haben;
doch bleibt uns in Bezug auf die zurückgestellten Werke,
deren wie wir hören, eine große Anzahl ist, noch ein
Wunsch übrig. Bayern hat durch die liberale Gesinnung
seines Monarchen in den einzelnen beträchtlichen Städ-
ten Sammlungen von Gemälden aus dem großen Vor-
rathe des Staats und des königlichen Privatbesitzes bil-
den sehen. Noch vor Kurzem ward in Nürnberg eine
alte Kapelle zu Aufbewahrung einer vortrefflichen Samm-
lung vorzüglich altdeutscher und niederländischer Gemälde
eröffnet. Die Sache selbst ist erst im Werden, und ist
erst die neue Pinakothek vollendet und mit den Auswah-
len der ihr bestimmten Werke geschmückt, so wird dann
der übrige Vorrath, so weit die Gallerie zu Schleisheim
ihn nicht in Anspruch nimmt, dazu dienen, die in der
Anlage begriffenen oder weiter fortgesührten Gallerten zu
Augsburg, Nürnberg, Regensburg, Bamberg u. s. w. zu
bereichern und zu selbstständigen Sammlungen zu erhe-
ben. Die Kunstbildung gewinnt dadurch in Bayern eine
breitere Grundlage und eine mannichfachere Gelegenheit;
zugleich werden die Städte in den Besitz eines artistischen
Eigenthums gebracht und ihrer ursprünglichen Eigenlhüm-
lickkeit wieder nahe gerückt. Die Folgen für Verbreitung
des Kunstsinnes und für Belebung des Kunstbestrebens
können nicht ausbleiben. Möge dieses Beispiel für Preus-
sen, das nach Anordnung der Gallerie des Museums
noch über sehr beträchtliche Schätze der Malerei gebie-
tet, nicht verloren gehen. Aachen wie Cöln, Düsseldorf
wie Münster, Naumburg wie Breslau, Danzig wie Kö-
nigsberg sind dieser Berücksichtigungen würdig. Die
Sache scheint von großer Bedeutsamkeit und eine weitere
Verbreitung und feste Begründung der deutschen Maler-
kunst nicht am wenigsten dadurch bedingt.
Erfreulich ist es in jeder Hinsicht, die beiden ersten
reindeutschen Staaten, Preußen im Norden und Bayern
im Süden des gemeinsamen Vaterlandes wetteifernd auf
den Bahnen der Kunstbildung fortschreiten zu sehen. Cs
gehört zu den für die innere Geschichte der Völker denk-
würdigsten Erscheinungen der Zeit, in Einem Jahre und
in Einem Herbste das Museum in Berlin und die Glyp-
tothek in München vollendet und ihre durch königliche
Großmuth und Freigebigkeit gesammelten Schätze zur
Belehrung und zu artistischen Bestrebungen durch zwei
Könige ihren Völkern geöffnet zu sehen. Möge diese für
die höhere Bildung und für die Ehre des Vaterlandes
bedeutsame Begebenheit dazu beitragen, in dieser sturm-
bewegten und erschütterten Zeit die deutschen Völker
nachdrücklich daran zu erinnern, was Deutschland seinen
Fürsten schuldig ist!
(Der Beschluß folgt.)
Ueber die neue Auszierung des Theaters
in Karlsruhe.
(Schluß.)
Der deutlichste Beweis für unsere Behauptung, daß
das Ganze zu brillant und grell gehalten sey, liegt in
der, von uns und mehreren Personen, die sich eben nicht
über schwache Augen zu beklagen haben, gemachten Be-
merkung : daß man eine Zeitlang im Theater sitzend, ein
Stechen in den Augen empfindet, welches sich bei Man-
chen wohl auf den folgenden Tag und noch weiter er-
streckt. Am Auffallendsten ist diese Wirkung in den dun-
keln Parterrelogen.
Es geht uns mit dem Auge, wie mit den übrigen
Sinnen; dem seinen Ohr des Musikers ist ein falscher
Ton eine schmerzliche Empfindung, und dem ungebildeten
Ohr eines Wilden wird eine lärmende grelle Musik bes-
ser gefallen als jenem, und ein Mißton wird ihn nicht
so leicht rühren. So ist es mit den Farben. Je unge-
bildeter das Auge, desto weniger wird es auch durch eine
lärmende und grelle Farbenmusik einen unangenehmen
Eindruck empfinden, ja es kann sogar Gefallen daran haben.
Der Vorhang, welcher in zwei Theile getrennt ist,
hat darum unfern Beifall, weil er ganz in natürlichen
Falten herabhängt, die sich beim Auseinanderziehen des-
selben über einander legen, wodurch das widernatürliche
Aufrollen gemalter Falten, wie es früher statt fand, ver-
mieden wurde; dagegen thut seine unterste Einfassung
dem Auge weh, weil der ganz weiße Grund mit den in
Gold gemalten Verzierungen von den nahen Lampen sehr
hell und blendend erleuchtet wird.
Zuletzt können wir nicht umhin, die Nachtheile noch zu
berühren, welche die durchgehends hohl gespannte Leinwand,
auf welche die Verzierungen gemalt sind, mit sich bringt.
Der vorige Wvhlklang des Gesangs und der Musik,
dessen sich das Theater in seinem früheren Zustande er-
freute, hat sich verloren und der Ton ist weit dumpfer
geworden. Aber es mußte wohl so kommen, weil der
ganzen Decke und allen mit Leinwand überspannten Holz-
flächen ihre natürliche Reflectibilität genommen ist und hohl-
gespannte Leinwand, mit der darauf befindlichen Farbe diese
gar nicht, oder nur. in einem äußerst geringen Grade besitzt.
Ist der Refler in einem geschlossenen Raume zu
groß, so daß ein zu starker Nachhall entsteht, so können,
wir diesem Uebel dadurch etwa abhelfen, daß wir die
Wände mit Leinwand oder mit irgend einem andern we-
nig reflektirenden Körper überziehen. Da aber dies der
Fall des Theaters in seinem vorigen Zustande nicht war
und es überhaupt in akustischer Hinsicht nichts zu wün-
schen übrig ließ, so hatte man sich wohl hüten sollen,
Mittel zur Verzierung zu wählen, die in dieser Bezie-
hung nur nachtheilig wirken konnten.
Die hohlgespaunte Leinwand ist aber ferner auch je-