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Sprachortswand, worauf die Kettengitter zu stehen
kommen.

Lenz äussert die Vermuthnng, daß die Ketten und
Netze an den Salomonischen Säulen mit dem Blumen
— oder Schellengehange an dem paphischen Tempel Aehn-
lichkeit gehabt haben mögen. Es ist zwar etwas Ver-
wandtes in den Schellen an Aarons Rock, die gleich-
falls zwischen Granatäpfeln sitzen. Aber wir haben in
Betreff der Säulen oder des Kettenwerks am Allerhei-
ligsten auch nicht entfernt, eine Andeutung darüber, daß sie
freihängende Kettenschnüre und mitBlumen oder Schellen
besezc gewesen, noch kommt von einem Klingen am Tempel
oder einer orakelähnlichen Benutzung derselben etwas vor.
Sodann wären im Inneren der Cella, zumal hinten,
ausser dem Bereiche der Fenster, solche Bewegungen durch
die Luft ohnehin nickt zu erwarten. Und zudem sind an jeder
Säule des Salomonischen Tempels besondere Geflechte,
nicht aber ein gemeinschaftliches Gehänge von der einen
zur andern, wie die Nachbildungen des paphischen Tem-
pels der Astarte vorweisen.

Kehren wir nun zu dem Netzwerk und zu den Gra-
natäpfelreihen an den Capitellen zurück, so fragt sich nur
noch, wie beides mit einander verbunden war; und hier
ist es eine natürliche Auskunft, die entweder senkrecht
oder schräge laufenden Kettenfäden, die man sich, in
Rücksicht auf das klebrige, nach der Angabe des Chal-
däers als torqucs, dicke Saile oder Kettcnbänder den-
ken muß, von einem Granatapfel zum andern herauf
und herab zu führen und, im Falle senkrechter Verbin-
dung der mit einander parallelstehenden Aepfcl, durch
diese senkrechten Kettensaile sieben dergleichen wagreckte als
parallele Kreise in gleicher Entfernung von einander um den
Knauf zu befestigen, im Falle schräger Senkung die von
jedem vbern Granatapfel ausgehenden Kettenlinien in
diejenigen untern Aepfel zu rechter und linker Seite-Herab-
zuleiten, durch deren fortgesezte Verbindung sämmtliche
Verbindungslinien entweder siebenmal durebkreuzt wurden
oder sieben Vierecke zwischen den beiden Einfassungsrei-
den bildeten. Daun waren die Granatäpfel zu dem Kct-
tenwerk hinzugethan, während sie zugleich dasselbe
ringsumgaben. (jrT Auch sind

hiermit die Ausdrücke Netzwerk, Geflechte, Ver-
gitterung, Kettenwerk gerechtfertigt.

Zugleich muß einleuchten, daß dergleichen Granat-
äpfelreife und Netzwerke weit eher von der Plastik jener
alten Zeit zu erwarten sind, als die herabhängcnden Fe-
ftons mit aufgesezten Granatäpfeln. Die phönicische Kunst,
schon deßwegen, weil sie in Holz und Metall arbeitete,
mag allerdings leichter und lebendiger als die alte ägyp-
rische in ihren Ornamenten gewesen seyn. Aber ich zweifle,
vb sie schon bis zu solcher Ausbildnng gelangt war, der-

gleichen der Vorschlag von Meyer vvraussetzen laßt. Denn
vb man sich auch das Ganze, wie M. selbst anräth, et-
was steif zu denken hätte, so wäre es doch fast zu modern
complicirt, als daß wir ohne Analogien des Alterthums
beistimmen dürften.

XI. Was nun die Gestalt des oberen Theiles der
Knäufe betrifft; so sind die Ausleger uneins, vb sie das
Blumenwerk oder Blumenartige der Capitelle der Lilie
oder der Rose zutheilen sollen. Lilie wird flÜW von
Gesenius übersezt und de Welte gibt unsere Stelle 1
Kon. VII, 19. 22: Lilienarbeit. Luther dagegen hat Ro-
senwerk, ihm folgen Stieglitz und Meyer. Lezkerer be-
ruft sich mit Reckt dafür auf die Stellen des Hohenlie-
des, wo die Lippen der Geliebten mit fMw vergli-
chen werden, was offenbar nicht auf Lilien gehen kann.

Ich habe schon früher aus Veranlassung der Frage,
welcher Theil des Capitells über dem andern, unmittel-
bar unter dem Dach der Halle, gestanden, die Ansicht
von Meyer über die Form des RosenwerkS angeführt-
Er läßt an dem Knauf kleinere Knäufe oder vielmehr Ro-
senblätter hervorgehen und diese in Schichten über ein-
ander stehen, was, wenn der Ausdruck Knäufe in die-
sem Sinne gebraucht und gerade in V. 19 und 20 in
diesem ungewöhnlichen Sinne neben deni gewöhnlichen
gebraucht werden darf, sich allerdings wohl annehmen
und durch mehrere ägyptische Capitelle bei Quatremere
de Qnincy, Denon, Gau und in dem großen Werke der
französischen Expedition bestätigen läßt. In dem Aufsatz
im ersten Hefte der Bl. f. h. Wahrheit hatte M. die
drei Ellen des Rosenwerks sich nach oben hin erweitern
und, wie es vom ehernen Meere heißt, die Gestalt eines
Bechers darstellen lassen, wobei die Bl.ätter der Rose
nur in halberhabener Arbeit zu denken waren.

Allerdings finden fick hiefür auf alten ägyptischen
Säulen Analogien, wo namentlich Lilienstengel an dem
Capitell herauflaufcn. Aber dagegen streitet, daß nur
vom ehernen Meere, nicht von den Knäufen gesagt ist,
cs habe einen Becherrand gehabt, und daß nach einfacher
Erklärung des V- 20 das Rosenwerk oben und unten
gleichen Durchmesser hat; auch deuten die Worte Ndl
und auf eine Form hin, wie sie Stieglitz als ei-
rund beschreibt und schon Luther mit „keulichen Knäufen"
anzeigt. Lezteres Wort heißt: Bauch, ersteres: Oelkrug.
Beides weist auf ein gebauchtes, nicht wie M. annimmt,
auf ein geschweiftes Capitell hin. Die Krüge der
Alten waren meistens bauchigt und wie sie mit einem
schmalen,Boden anfiengen, so liefen sie in einen engen
Hals aus. Wohl mag daher diese Form oder die Ge-
stalt des Eies oder einer Dlumenkapsel zu den gebauchten
Capitellen der Aegyptier Veranlassung gegeben haben.
Denn diese sind nicht sowohl abgestumpfte Kugeln, als

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