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Kunst-Ptatt.

Dirnstag, den 22. Mai 1838.

DestanÄ und Wirken des Aunstvereins in
München im Jahr 1837.

Unser Verein hat sein vierzehntes Jahr zurückgelegt,
dasselbe, in welchem an den meisten Orten Deutschlands
für daS Heranwachsende Geschlecht die Cvnfirmation
erfolgt. Hängt diese bei dem Verein vom Wachsthum
ab, so ist sie auch und zu ertheilen, zumal wir in unsrer
Mitte 27 gekrönte Häupter zählen, unter denen die regie-
rende Königin von Bayern, der Kronprinz und die Kron-
prinzessin von Schweden, die Prinzessin Charlotte von
Württemberg, der Prinz Johann und die Prinzessin
Amalie von Sachsen und der Erbprinz von Hohcnzolleru-
Sigmaringen im Laus deö Jahres beigetreten sind. Die
Gesammtzahl der Mitglieder betrug am l. Januar 1718
und am lczten Decembcr 1968, darunter 538 Künstler.
Von der Gesammteinnahme 23,028 fl. wurden 15,887 fl.
für Ankäufe von Kunstwerken zur Verloosung und gegen
2500 fl. für das Vereinsgeschenk ausgcgeben. Zur Aus-
stellung kamen im Lauf des Jahres von Mitgliedern
457 Oelgemälde, 33 Miniaturen, 1 Porzellan- und 11
Glasmalereien, 14 Aquarell- und 4 andere Zeichnungen,
s Kupferstiche, 22 Lithographien und 40 plastische Arbei-
ten; ferner von eingcführtcn Fremden 18 Oelgemälde,
8 Gouache- und Aquarellbilder, 4 architektonische Zeich-
nungen und eine große Anzahl von Kupferstichen und
Lithographien fremder Kunstvereine, auch Lessings Campo-
santo von Pisa und E. Wolfs Amor in der Löwenhaut. —
Als Vereinögeschenk für 1837 ist eine Zeichnung von P.
Cornelius nach Shakespeare's Romeo und Julie erwählt
und Eugen Schäffer mit dem Stich beauftragt worden.
Leider sind die Mitglieder noch nicht im Besitz des Blattes
und cs muß der Bericht über den Erfolg dieser unbedenk-
lich glücklichen Wahl verschoben werden. Für das Jahr
*838 ist W. Gail mit Radirung einer Ansicht des Löwen-
dvfs i» der Alhambra beauftragt.

Dem gedruckten Vereinsbericht sind kurze Nekrologe
der Künstler F. Belgoldern, G. Bvdmer und Dominik

Quaglio, auch des leztern (leider unähnliches) Bildniß,
nach der sehr ähnlichen Büste von E. Bändel in Kupfer
gestochen, beigegeben, eine Auszeichnung, welche den all-
gemein verehrten und geliebten Künstler, als einen der
Vereinsgründer, trifft.

Es bleibt nun noch übrig, von der Ausstellung der
angekauften Kunstwerke zu berichten.

Zur Verloosung am 16. Februar kamen 137 Kunst-
gegenstände, nämlich 10 Sculpturen, 79 Gemälde und
48 von fremden Kunstvereinen eingetauschte Lithographien
und Kupferstiche. Die Sculpturen halten sich, was sehr
zu loben, in einer mäßigen Größe, so daß kein Gewinner
dadurch in Verlegenheit kommt; selbst für kleine Zimmer
sind sie noch passende Verzierungen. Fein gefühlt und
original in der Auffassung ist die Statuette Shakespeares
von L. Schallet aus Wien, unbedenklich der glücklichste
Entwurf zu einer Bildnißstatue dieses Dichters. In nach-
lässiger Stellung, die Beine über einander geschlagen,
lehnt er an einen Pfeiler, und nach seiner Rechten ge-
wendet, theilt er Rollen aus. Denkt man nun daran,
daß er als Theater-Regisseur das in der Wirklichkeit that,
wodurch er sein dichterisches Thun symbolisirte, nämlich
jeden Charakter die ihm eigene Rolle spielen ließ, so wird
man das Motiv der Ausfassung billigen, um so mehr, als
die große Anspruchlosigkeit, in der wir uns den Dichter zu
denken haben, auf diese Weise am zartesten geschont wird.
Denn wie wir uns auch drehen und wenden, eine einem
Dichter oder Schriftsteller gcsezte Bildnißstatue hat stets
etwas Herausforderndes, dem Urbild gewiß in den mei-
sten Fällen ganz Widersagendes. Nur seine Person
will oder soll jene zeigen, und gerade diese verschwand
im Leben hinter seinen Dichtungen ganz. Tritt er da-
gegen in irgend einer bestimmten Beziehung auf, so fällt
wenigstens jene Passivität weg, die der betrachtenden
Menge gegenüber uns als peinlich für ihn erscheinen muß.
Wie ganz anders ist dies bei einem Feldherrn, einem
Fürsten, bei denen die persönliche Erscheinung Alles gilt
und wirkt. Die fast ununterbrochene Beziehung zur
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