2V 61.
Knnst-Platt.
Dienstag, den 31. Juli 1838.
Das Denkmal -cs Lheruskers Hermann. ^ !
bin Vorschlag.
Für Zrdrn unter uns, d,r sein Vaterland und die
Geschichte seines Volkes liebt, ist das Unternehmen in-
teressant, welches der Verein in Detmold unter Auffor-
derung zu Beiträgen angckündigt hat. Auf der Höhe
der Grotendurg soll auf einem 60 bis 80 Fuß hohen
Unterbau rin Standbild Hermanns, in Kupfer getrieben,
gegen 40 Fus, hoch, weit im Umkreise sichtbar, errichtet
werden. Dies Denkmal würde durch seine Bedeutung
und dadurch, daß eö Beiträge aus ganz Deutschland ins
Werk stelle» sollen, ein Nationaldeiikmal in vollem Sinne
scpn. Es würde seinen würdigsten und wahren Charakter
nicht haben, wenn die Tbeilnahme, die es verwirklicht,
und ler Sinn, der cs ausführt, nur partiell und zufällig
wäre». Cs muß ein Werk allgemeindeutschcr Gesinnung
und Bildung seyn. Lange dauernd, wird es von unser»
Nachkommen als ein Jeugniß unseres Smnes und der
Fähigkeit, womit wir ihn auszudrücken gewußt, angesehen
werde». Jeder Fremde wird es so ansehen: Hier haben
die Deutschen ihren großen Helden verherrlicht oder ver-
herrlichen wollen. Darum ist in der Entstehung nicht
nur, sondern auch i» der Form des Werkes die Ehre
jedes Deutschen belhciligt. Die Forderung ist billig, daß
für eine wahrhaft großartige und schöne Gestalt des
Denkmals möglichst Sorge getragen werte. Dcun die
Wahl ist kurz, die Reue lang. Die Ausgabe aber ist
schwierig genug. Es wird die Darstellung einer Indivi-
dualität gefordert, die sich als geschichtliche und persönliche j
zu erkennen geben und i» einfacher Großartigkeit dem
Gefühl entsprechen soll, welches wir von dem Werth eines
Mannes haben, für d.ssen bestimmte Erscheinung wir '
gleichwohl weder eine historische, noch eine künstlerische *
* Deral. die B.mcrtungen von einem andren Eorrespon-
deuien In Nr. s: d. Bl.
Tradition haben. Nach Bildung und Kostüm ist des
Gegebenen, was der Künstler vor sich haben kann, äußerst
wenig. Es muß daher, was er gibt, ganz eigentlich eine
Gestalt seiner genialen Erfindung seyn, und selbst die-
jenige Charakteristik, wonach die Figur als eine keines-
wegs bloß erfundene, sondern historische, und diese
historische, sich ausnehmen soll, kann er nicht, wie in
andern Fallen, aus dem Wirklichen oder dessen Spiegel
entnehmen, sondern nach unzureichenden und mittelbaren
Andeutungen im Wesentlichen auch nur erfinden. Man
will, daß Hermann kenntlich sey; woran aber, kann man
so bestimmt nicht sagen. Dies Gepräge hofft man von
einer historischen Intuition des Künstlers, und das freudig-
ernste Krastgefühl, das uns der Name gibt, von dem
plastischen Adel seiner Phantasie. Beide Eigenschaften
nun dieses Unternehmens, die Allgemeinheit seiner Be-
stimmung und die Schwierigkeit seiner Ausführung, be-
diuzcn von selbst den Gedanken, die leztere zur Sache
einer Concurrcnz zu machen. Selbst ein Künstler kann
einmal einen unglücklichen.Griff thun bei einer Aus-
gabe, die ihn von der einen Seite stark reizt, von der
andern wenig bindet. Und umgekehrt, könnte unter den
kunsterfahrenen Talenten von verschiedenem Grade, die
in deutschen Landen zerstreut sind, in solchem Falle auch
ein minder berühmtes eine besonders glückliche Eingebung
haben. Schwer wäre es nicht, aber der Besonnenheit
gemäß, sich die Versicherung zu schaffen, daß man nicht
das erreichbare Bessere versäumt und das weniger Ge-
nügende frischweg ergriffen und verewigt habe. Es kann
wohl nicht darauf ankommcn, ob ein Werk, welches,
will's Gott, Jahrhunderte lang stehen soll, ein halbcü
Jahr, auch ein Jahr früher oder später angefangen werde
zür die Emsendung von Entwürfen deutscher Künstler,
welche Beruf dazu fühlen, wäre ein halbes Jahr eine
hinreichende Frist. Eine Prüfungs-Commission, welche
das Vertrauen der Künstler und der Detheiligten genösse,
lönnle sich ebenfalls ohne große Schwierigkeit bilden.
Minner von anerkanntem Kunstverstandc würden sich
Knnst-Platt.
Dienstag, den 31. Juli 1838.
Das Denkmal -cs Lheruskers Hermann. ^ !
bin Vorschlag.
Für Zrdrn unter uns, d,r sein Vaterland und die
Geschichte seines Volkes liebt, ist das Unternehmen in-
teressant, welches der Verein in Detmold unter Auffor-
derung zu Beiträgen angckündigt hat. Auf der Höhe
der Grotendurg soll auf einem 60 bis 80 Fuß hohen
Unterbau rin Standbild Hermanns, in Kupfer getrieben,
gegen 40 Fus, hoch, weit im Umkreise sichtbar, errichtet
werden. Dies Denkmal würde durch seine Bedeutung
und dadurch, daß eö Beiträge aus ganz Deutschland ins
Werk stelle» sollen, ein Nationaldeiikmal in vollem Sinne
scpn. Es würde seinen würdigsten und wahren Charakter
nicht haben, wenn die Tbeilnahme, die es verwirklicht,
und ler Sinn, der cs ausführt, nur partiell und zufällig
wäre». Cs muß ein Werk allgemeindeutschcr Gesinnung
und Bildung seyn. Lange dauernd, wird es von unser»
Nachkommen als ein Jeugniß unseres Smnes und der
Fähigkeit, womit wir ihn auszudrücken gewußt, angesehen
werde». Jeder Fremde wird es so ansehen: Hier haben
die Deutschen ihren großen Helden verherrlicht oder ver-
herrlichen wollen. Darum ist in der Entstehung nicht
nur, sondern auch i» der Form des Werkes die Ehre
jedes Deutschen belhciligt. Die Forderung ist billig, daß
für eine wahrhaft großartige und schöne Gestalt des
Denkmals möglichst Sorge getragen werte. Dcun die
Wahl ist kurz, die Reue lang. Die Ausgabe aber ist
schwierig genug. Es wird die Darstellung einer Indivi-
dualität gefordert, die sich als geschichtliche und persönliche j
zu erkennen geben und i» einfacher Großartigkeit dem
Gefühl entsprechen soll, welches wir von dem Werth eines
Mannes haben, für d.ssen bestimmte Erscheinung wir '
gleichwohl weder eine historische, noch eine künstlerische *
* Deral. die B.mcrtungen von einem andren Eorrespon-
deuien In Nr. s: d. Bl.
Tradition haben. Nach Bildung und Kostüm ist des
Gegebenen, was der Künstler vor sich haben kann, äußerst
wenig. Es muß daher, was er gibt, ganz eigentlich eine
Gestalt seiner genialen Erfindung seyn, und selbst die-
jenige Charakteristik, wonach die Figur als eine keines-
wegs bloß erfundene, sondern historische, und diese
historische, sich ausnehmen soll, kann er nicht, wie in
andern Fallen, aus dem Wirklichen oder dessen Spiegel
entnehmen, sondern nach unzureichenden und mittelbaren
Andeutungen im Wesentlichen auch nur erfinden. Man
will, daß Hermann kenntlich sey; woran aber, kann man
so bestimmt nicht sagen. Dies Gepräge hofft man von
einer historischen Intuition des Künstlers, und das freudig-
ernste Krastgefühl, das uns der Name gibt, von dem
plastischen Adel seiner Phantasie. Beide Eigenschaften
nun dieses Unternehmens, die Allgemeinheit seiner Be-
stimmung und die Schwierigkeit seiner Ausführung, be-
diuzcn von selbst den Gedanken, die leztere zur Sache
einer Concurrcnz zu machen. Selbst ein Künstler kann
einmal einen unglücklichen.Griff thun bei einer Aus-
gabe, die ihn von der einen Seite stark reizt, von der
andern wenig bindet. Und umgekehrt, könnte unter den
kunsterfahrenen Talenten von verschiedenem Grade, die
in deutschen Landen zerstreut sind, in solchem Falle auch
ein minder berühmtes eine besonders glückliche Eingebung
haben. Schwer wäre es nicht, aber der Besonnenheit
gemäß, sich die Versicherung zu schaffen, daß man nicht
das erreichbare Bessere versäumt und das weniger Ge-
nügende frischweg ergriffen und verewigt habe. Es kann
wohl nicht darauf ankommcn, ob ein Werk, welches,
will's Gott, Jahrhunderte lang stehen soll, ein halbcü
Jahr, auch ein Jahr früher oder später angefangen werde
zür die Emsendung von Entwürfen deutscher Künstler,
welche Beruf dazu fühlen, wäre ein halbes Jahr eine
hinreichende Frist. Eine Prüfungs-Commission, welche
das Vertrauen der Künstler und der Detheiligten genösse,
lönnle sich ebenfalls ohne große Schwierigkeit bilden.
Minner von anerkanntem Kunstverstandc würden sich