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Neue Mezzotintablätter.
1) Death of Thomas Becket in St. Benedicts
Church Canterbury 1170, painted by Wei-
gall, engraved by G. Zobel, publ. by
Ackermann, s. gr. qu. Fol.
Thomas Decket (bekannt als Thomas von Canterbury)
wird am Fuß des Altars (1170), wo er eben die Messe
gelesen, von den eindringenden Rittern ermordet. Einer
derselben ist die Altarstufe herabgestürzt, ein anderer packt
den Greis beim Meßgewand am Hals, der Diacon will
den Bedrängten vor dem Schwertstreich eines dritten
schützen. Andere Mönche werden fortgcschlcppt und einer
liegt ermordet am Altar.
Die Composition ist von vielem Charakter und Aus-
druck, die technische Arbeit kräftig und geistvoll behandelt
und das Ganze von vieler Wirkung.
2) The graml Canal of Venice, drawn by J.
D. Harding, engrav. by D. Lucas, publ.
1839 by Moon. London, s. gr. r. qu. Fol.
Eine sehr malerisch genommene Ansicht, im Hinter-
grund die prächtige Kuppel vom St. Maria Salute. Barken
und Handelsschiffe mit vielen Figuren, im vcrschicdentlich-
sten Nationalcostüm, beleben den Vorgrund, so wie die
ganze Ansicht. Kräftige, geistreiche Vollendung, so wie
eine sehr große Kenntnis der Beleuchtung, die der Künstler
hier beurkundet, haben ein vortreffliches Blatt hervor-
gebracht.
3) Bildniß der Königin Victoria von England,
ganze Figur, gemalt von Alfr. Edwin Chaton
und gcichabt von Samuel Cousins, publ.
by Moon, s. gr. r. Fol.
Mit dem größten Ausdruck von Würde, Hoheit und
Anmuth steht die junge Königin in prächtiger Robe auf
einer durch Stufen geformten Erhöhung. Mit dem linken
Arm ruht sie auf dem Sims einer großen Säule, an deren
Piedestal der brittische Löwe und die Fasccs angebracht
sind, lieber dem reichen Gewand fällt der große Königs-
mantel herab, dessen Ende weit über die Stufen reichen.
Ihre Brust ist mit dem englischen Orden geziert und ihre
Rechte hält ein Tuch von den zartesten Spitzen. Das lieb-
liche Haupt ist mit einem köstlichen Diadem in Form einer
antiken Krone geschmückt, dem ein reicher Halsschmuck l
und glänzende Ohrgehänge entsprechen. Der Maler hat in !
seinem Bilde alles vereint, um die königliche Gestalt mit I
besonderer Anmuth darzustellen; auch der Kupferstecher j
hat nichts gespart, um eines der herrlichsten Capitalblätter
der Schabkunst zu liefern.
4) u. 5) Beconnoissance et Prise du fort de
St. Jean d’Ulloa, peint. par Gudin, grave
par Jazet, s. gr. r. qu. Fol.
Das erste Blatt stellt den Moment dar, wie der
tapfere Prinz von Joinville mir seinen Begleitern in der
Nacht des 2. Novembers 1838 sich den Werken jenes Forts
von Vera Cruz im Wasser nahet, um die Landungspunkte
wegen des vorzunehmendcn Angriffs zu untersuchen. Das
Düstere der Nacht, die Gruppe der fünf Figuren, welche
bis an die Knie im Wasser waten, der gesternte Himmel,
so wie die aus den nahen Wällen geworfenen Leuchtkugeln
machen einen merkwürdigen Effect, welchen der treffliche
Marinemaler Gudin meisterhaft geschildert und der Kupfer-
stecher eben so gut wieder gegeben hat. — Weniger künst-
lerisch bedeutend ist das zweite Blatt zu nennen, da die
Anordnung zu gewöhnlich und Gegenstände ähnlicher Art
oft schon dargestellt worden sind; doch wird es auch durch
einen trefflichen Effect gehoben.
Lithographien.
1) Germania nach Phil. Veit, lithographirt von Hahn,
gr. Fol.
2) Die heilige Elisabeth reicht den Armen
Brod, nach Overbek, lithogr. von C. Dousseaur,
1839, gr. Fol. Fr.
Nachrichten vom Jamrar.
Mtalerci.
Dresden, L. Jan. Nachdem die Portraits der Prinzessin
Amalia Augusta und Augusta schon längere Zeit aus München
hier angelangt waren, hat Hofmaler Sticler »ns auch die
des Königs und der Königin cingescluckt. Die Aehnlichkeit
dieser Portraits ist so sprechend, so charakteristisch, so frei von
aller Schmeichelei, dag deren Ausstellung im Brühl'schcn Palais
während der laufenden Woche sehr vielseitiges Interesse erregt.
Professor H ü b n e r aus Düsseldorf, welcher sich für diesen
Winter hier angesiedelt hat, wird ein grosies Altargemälde
ausführcn. Christus der die Seinigcn ermahnt, sich nicht
durch irdische Sorgen niederbeugcn zu lassen, und auf die
Lilien des Feldes und die Vögel unter dem Himmel hinwcist,
welche ihr himmlischer Vater kleidet und nährt. Auch wird
er den Vorhang im neuen Theater malen, wozu zwei Gegen-
stände im Vorschläge sind: die Vermählung des Faust mit
der Helena, nach Goethe, und die Romanze zu Pferd mit
den sie umgebenden Personen aus dem Prolog zu Kaiser
Octavianus von Tick. An den Decorationen wird schon eifrig
gearbeitet; die beiden französischen Decorationsmaler Fcu-
chöres und Dictcrlc haben sehr geschickte Gehülfen aus
Paris mitgebracht. Bis jetzt sind Entwürfe zu drei Deco-
rationcn gemacht. Der eine stellt grobe mittelalterliche Ge-
bäude vor, an welche sich Hütten angcnistct haben; der andere
einen Fcstsaal zu der Oper: die Ballnacht, und der dritte
einen Prospect des alten Roms, der durch seinen Reichthum
Neue Mezzotintablätter.
1) Death of Thomas Becket in St. Benedicts
Church Canterbury 1170, painted by Wei-
gall, engraved by G. Zobel, publ. by
Ackermann, s. gr. qu. Fol.
Thomas Decket (bekannt als Thomas von Canterbury)
wird am Fuß des Altars (1170), wo er eben die Messe
gelesen, von den eindringenden Rittern ermordet. Einer
derselben ist die Altarstufe herabgestürzt, ein anderer packt
den Greis beim Meßgewand am Hals, der Diacon will
den Bedrängten vor dem Schwertstreich eines dritten
schützen. Andere Mönche werden fortgcschlcppt und einer
liegt ermordet am Altar.
Die Composition ist von vielem Charakter und Aus-
druck, die technische Arbeit kräftig und geistvoll behandelt
und das Ganze von vieler Wirkung.
2) The graml Canal of Venice, drawn by J.
D. Harding, engrav. by D. Lucas, publ.
1839 by Moon. London, s. gr. r. qu. Fol.
Eine sehr malerisch genommene Ansicht, im Hinter-
grund die prächtige Kuppel vom St. Maria Salute. Barken
und Handelsschiffe mit vielen Figuren, im vcrschicdentlich-
sten Nationalcostüm, beleben den Vorgrund, so wie die
ganze Ansicht. Kräftige, geistreiche Vollendung, so wie
eine sehr große Kenntnis der Beleuchtung, die der Künstler
hier beurkundet, haben ein vortreffliches Blatt hervor-
gebracht.
3) Bildniß der Königin Victoria von England,
ganze Figur, gemalt von Alfr. Edwin Chaton
und gcichabt von Samuel Cousins, publ.
by Moon, s. gr. r. Fol.
Mit dem größten Ausdruck von Würde, Hoheit und
Anmuth steht die junge Königin in prächtiger Robe auf
einer durch Stufen geformten Erhöhung. Mit dem linken
Arm ruht sie auf dem Sims einer großen Säule, an deren
Piedestal der brittische Löwe und die Fasccs angebracht
sind, lieber dem reichen Gewand fällt der große Königs-
mantel herab, dessen Ende weit über die Stufen reichen.
Ihre Brust ist mit dem englischen Orden geziert und ihre
Rechte hält ein Tuch von den zartesten Spitzen. Das lieb-
liche Haupt ist mit einem köstlichen Diadem in Form einer
antiken Krone geschmückt, dem ein reicher Halsschmuck l
und glänzende Ohrgehänge entsprechen. Der Maler hat in !
seinem Bilde alles vereint, um die königliche Gestalt mit I
besonderer Anmuth darzustellen; auch der Kupferstecher j
hat nichts gespart, um eines der herrlichsten Capitalblätter
der Schabkunst zu liefern.
4) u. 5) Beconnoissance et Prise du fort de
St. Jean d’Ulloa, peint. par Gudin, grave
par Jazet, s. gr. r. qu. Fol.
Das erste Blatt stellt den Moment dar, wie der
tapfere Prinz von Joinville mir seinen Begleitern in der
Nacht des 2. Novembers 1838 sich den Werken jenes Forts
von Vera Cruz im Wasser nahet, um die Landungspunkte
wegen des vorzunehmendcn Angriffs zu untersuchen. Das
Düstere der Nacht, die Gruppe der fünf Figuren, welche
bis an die Knie im Wasser waten, der gesternte Himmel,
so wie die aus den nahen Wällen geworfenen Leuchtkugeln
machen einen merkwürdigen Effect, welchen der treffliche
Marinemaler Gudin meisterhaft geschildert und der Kupfer-
stecher eben so gut wieder gegeben hat. — Weniger künst-
lerisch bedeutend ist das zweite Blatt zu nennen, da die
Anordnung zu gewöhnlich und Gegenstände ähnlicher Art
oft schon dargestellt worden sind; doch wird es auch durch
einen trefflichen Effect gehoben.
Lithographien.
1) Germania nach Phil. Veit, lithographirt von Hahn,
gr. Fol.
2) Die heilige Elisabeth reicht den Armen
Brod, nach Overbek, lithogr. von C. Dousseaur,
1839, gr. Fol. Fr.
Nachrichten vom Jamrar.
Mtalerci.
Dresden, L. Jan. Nachdem die Portraits der Prinzessin
Amalia Augusta und Augusta schon längere Zeit aus München
hier angelangt waren, hat Hofmaler Sticler »ns auch die
des Königs und der Königin cingescluckt. Die Aehnlichkeit
dieser Portraits ist so sprechend, so charakteristisch, so frei von
aller Schmeichelei, dag deren Ausstellung im Brühl'schcn Palais
während der laufenden Woche sehr vielseitiges Interesse erregt.
Professor H ü b n e r aus Düsseldorf, welcher sich für diesen
Winter hier angesiedelt hat, wird ein grosies Altargemälde
ausführcn. Christus der die Seinigcn ermahnt, sich nicht
durch irdische Sorgen niederbeugcn zu lassen, und auf die
Lilien des Feldes und die Vögel unter dem Himmel hinwcist,
welche ihr himmlischer Vater kleidet und nährt. Auch wird
er den Vorhang im neuen Theater malen, wozu zwei Gegen-
stände im Vorschläge sind: die Vermählung des Faust mit
der Helena, nach Goethe, und die Romanze zu Pferd mit
den sie umgebenden Personen aus dem Prolog zu Kaiser
Octavianus von Tick. An den Decorationen wird schon eifrig
gearbeitet; die beiden französischen Decorationsmaler Fcu-
chöres und Dictcrlc haben sehr geschickte Gehülfen aus
Paris mitgebracht. Bis jetzt sind Entwürfe zu drei Deco-
rationcn gemacht. Der eine stellt grobe mittelalterliche Ge-
bäude vor, an welche sich Hütten angcnistct haben; der andere
einen Fcstsaal zu der Oper: die Ballnacht, und der dritte
einen Prospect des alten Roms, der durch seinen Reichthum