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II H 0 t 1» l (1 t t.

Dienstag, den 9. Februar 1841.

Anträge zur Kenntnis; -er alt-niederländischen
Materschuten des 15"»nnd 16"n Jahrhunderts.

(Fortsetzung.)

Di er ick Dt u erbout aus Harle in.

1462 — 1468.

Von diesem Meister sind dis jetzt nur zwei docu-
mentirte Bilder bekannt, die sich im Palast des Prinzen
von Oranien zu Brüssel befinden und deren Gegenstände
der im Jahr 1190 von Gottfried von Viterbo geschrie-
benen Legende Kaiser Otto's und der Maria von Ara-
gonicn entlehnt sind. Indessen glaube ich ihm noch ein
anderes kleines Bild zuschreiben zu dürfen, welches Herr
Schoss Brentano aus Frankfurt a. M. in Paris erstand,
und das in allen Thcilen mit jenen Gcniäldcn in Brüssel
(jetzt wohl im Haag) übereinstimmt. Es stellt den Kaiser
Augustus vor, wie ihm von der Sibylla Tiburtina die
himmlische Erscheinung der heiligen Jungfrau mit ihrem
Kinde gezeigt wird. Sic befinden sich in einem nieder-
ländischen Echloßhose, umgeben von mehreren Männern,
sämmtlich Portiätfiguren von znm Theil sehr einneh-
menden Gesichtsbildungen.

Bilder aus des Dierick oder überhaupt ans der
Harlemer Schule scheinen mir auch jene zwei Seitenbilder
im Museum zu Neapel (Nr. 381 u. 383) zu scyn, von
denen das eine König Robert von Sicilien, das andere
Karl Herzog von Calabrien in ganzen Figuren darstellt.
Im Kunstblatt vom 15. Mai 1823 ist über sic bereits
das Nähere berichtet worden.

C o r n e l i r Engclbrechtscn.
geb. i» L'ydcn >4Kü, gtst. l^ZZ.

Das einzige, durch van Mander beglaubigte, mir
bekannte Werk dieses Meisters ist ein Altarblatt mit
Flügeln im Rathhaus zu Leyden, welches bei dem Bil-
dersturm aus der „Marien Poel" genannten Kloster-

kirche gerettet worden ist. Das Mittclbild stellt Christus
am Kreuze zwischen den beiden Schächern dar, eine
figurenreiche Composition, in welcher nach der herkömm-
lichen Anordnung Magdalena klagend am Stamm des
Kreuzes knieet und im Vordergrund Maria, in Ohnmacht
gesunken, von den Frauen unterstützt wird. Das linke
Seitenbild zeigt in felsiger Landschaft den Patriarchen
Abraham, seinen Sohn zum Opfer führend, das rechte
die im Lager der Israeliten erhöhte eherne Schlange.
Diesen Beziehungen auf das Opfer und den Erlösungs-
tod Christi ist nocl' in der Alrarstaffcl der alte, todt
hingcstrcckte Adam beigefügt, aus dem ei» Baumstamm
zu neuem Leben rmporwächst. In der Seite links knieen
ein Chorherr und eine Aebtissin bei dem heiligen Bischof
Thomas a villa »ova, zu dessen Seite sich ein Bettler
befindet. Gegenüber rechts knieen fünf Klosterfrauen bei
S. Augustin. Auf den Rückseiten ist von einem Schüler
die Geißelung, Verspottung und Dornkrönung Christi
in landschaftlicher Umgebung dargestellt. Des Cornelis'
Darstcllungs- und Behandlungsweise weicht schon sehr
von der ab, welche in der van Eyck'schen und noch zu
seinen Zeiten in der Harlemischen Schule herrschend war.
In der Composition ist er weniger einfach, im Costüme
öfters etwas phantastisch; das Nackte, obgleich ziemlich
verstanden und nicht allzumagcr, ist jedoch nicht gründlich
genug behandelt, einzelne Köpfe ausgenommen, wie
namentlich der des Chorherrn, welcher zart und wahr-
gemalt ist; andere dagegen sind scharf und geschnitten
in den Umrissen. Das Oval der Frauenköpfe ist in der
Siegel länglich mit langer spitzer Nase. Der Auftrag
der Farben ist stark, etwas glatt und steif. Die Färbung,
obgleich satt und in den Schatten von tiefem Brau»,
hat jedoch wenig Harmonie, ist oft fleckig in der Ge-
sammtwirkung; hiezu tragen eines Thcils die häufig
angewendeten Schillerfarbcn seiner Gewänder bei, z. B.
rosa mit grün, gelb mit roth, hellgrün mit Purpur;
anderntheils fehlt cs den Bildern an Lustpcrspectivc.
Sein Faltenwurf ist indessen nicht kleinlich und scharf
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