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war ci» 14 Meter hoher, von freistehenden Säulen getra-
gener griechischer Tempel errichtet, unter welchem der Leichen-
wagen zur Aufnahme des Sarges stand. An den Ecken war
der Tempel mit Palmzweigen, an den Frontons »nt Adlern
und rings herum mit einer dreifachen Guirlandenschnur mit
Immortellenkränzen verziert. — Bei der Brücke von Neuilly
nahm die Dccoration einen durchaus maritimen Charakter
an. Vor der Brücke erhob sich eine gewaltige, 4 5 Meter
hohe, achteckige Roftralsaule, welche auf drei Sockeln ruhte,
von denen der unterste, der unmittelbar auf dem Widerlager
der Brücke aufsaß, mit einem großen Basrelief geziert war,
das die Reise der Belle Poule und die Fahrt von Cherbourg
bis Paris darstellt. Den zweiten Sockel zierten drei Tro-
phäen, und auf dem dritten zeigte sich die Schutzheilige der
Seefahrer, die barmherzige Mutter Gottes (Xoirc-Oawe-äo-
6räce), in sitzender Stellung. Um diese Statue her standen
drei gewaltige Dreifüße, auf denen farbige Feuer brannten.
Ucber de» Ecken dieses Sockels waren außerdem vier Adler
mit ausgebreiteten Flügeln angebracht, welche den Blitz in
den Klauen hielten. Der Schaft trug an seinen verschiedenen
Aufsätzen drei mit'Dlumenguirlanden und Kränzen geschmückte
Schiffsschnäbel, und war mit einer gewaltigen Kugel gekrönt,
auf der mit goldenen Buchstaben nur das Wort: France zu
lesen war und ein Adler von 5 Meter Flügelspannung thronte.
Die Decoration der Brücke war in demselben Charakter und
bestand aus Seetrophäe» und Dreifüßen mit Todtcnopfcr-
flammen. - Wir gelangen nun zum Triumphbogen de l'Eloilc.
Um dies großartige Bauwerk her standen ir große bronce-
farbigc Masten. An ihrer mit Goldmalerei auf Bronce ver-
zierten Basis prangte auf jedem Felde der Namenszug des
Kaisers, und auf ihrer Spitze flatterte» prächtige Wimpel.
Auf den 2v gußeiserne» Candelabern, welche gewöhnlich zur
Beleuchtung des Denkmals dienen, erhoben sich je 4 Fahnen
und über diesen ein Adler. Ueberall erinnertcn Inschriften
an die größten Kricgslhaten Napoleons. — Auf dem Gipfel
des Triumphbogens erblickte man eine mnfangsreiche Com-
position, welche die Apotheose Napoleons darstettte. Der
Kaiser in großem Costüm, wie am Tage seiner Salbung,
stand aufrecht vor dem Throne, ihm zur Rechten und Linken
sah man den Genius- des Kriegs und den des Friedens.
Diese Gruppe ward von einem großen, mit Blumenguir-
lauden, Trophäen und Waffen aller Art gezierten Sockel
getragen, an dessen Ecken gewaltige Dreifüße mit farbigen
Feuern standen. An den vier äußersten Ecken des Monu-
inents schienen vier Rnhmesgöttinnen im Begriff nach allen
vier Himmelsgegenden hinauszusprengen, um die Feier des
großen Mannes der ganzen Welt zu verkünden. Der Triumph-
bogen war von unten bis oben mit unzähligen Guirlanden
und Kränzen geschmückt, deren Anordnung seiner Architektur
angepaßt war. - Beim Eintritt in Paris selbst entwickelte
sich eine neue Reihe von Trauer- und Triumphdecorationen.
Vom Triumphbogen de l'Eloilc bis zum Concordienplatze
waren zwei lange Reihen von Picdestalen aufgestellt, auf
denen abwechselnd Säulen, Statuen, autike Candelaber und
große Vasen in Gestalt von Grablampcn standen. — Von
den Säulen standen auf jeder Seite 14, und in der Mitte
des Schafts trug jede einen bronccnen Schild, auf dem der
Name eines Sieges stand, und darüber eine Lorbcerguirlande.
Ueber die Säule ragte, so hoch wie diese selbst, eine Trophäe
»on 4 dreifarbigen Fahnen hinaus, die mit Namen, Namens-
zügcn und Emblemen bestickt und von einem broncenen Adler
gekrönt waren. Ueber jedem Sapitclle befand sich endlich eine
Kugel mit einem im Aufstiegen begriffenen vergoldeten Adler.

Die Adler auf der rechten Seite blickten dem Leichenzugc
entgegen, die auf der linken ihm »ach. — Die 14 kolossale
Statuen stellten geflügelte Viktorien dar, welche in der einen
Hand die geweihte Palme hielten, mit der andern dem
Sarge des Triumphators Krone» barbote». Auf dem Heerde
der Candelaber brannten Feuer, und die Vase» waren mit
verschiedenen Attributen verziert. Das Ganze machte einen
theatralischen, aber imposanten Eindruck. — Hatte man den
Concordienplatz in der Richtung des Kais überschritten, so
erblickte man zu jeder Seite der Brücke eine Triumphsäule,
oben mit einem Adler und unten mit einem Basrelief, Ge-
nien darstellend. Auf den mittler» Sockeln sah man 8 alle-
gorische Statuen, auf dem rechter Hand die Berebtsainkeit,
den Handel, den Krieg und die Gerechtigkeit; auf dem links
die Kunst, de» Ackerbau, die Kraft und die Klugheit. —
Der Brücke gegenüber, mitten auf der nach dein Gebäude
der Dcputirtenkauimer führenden Treppenflucht, stand die
riesige Statue der Unsterblichkeit, die Stirn mit einem Diadem
geziert und in der vorgcstreckten Rechten eine Sterncnkronc
haltend, gleichsam als wolle sic dieselbe auf den Sarg des
gefeierten Todtcn legen. Sie ist ein Werk Cortot's und
soll später den Dom des Pantheons krönen. Desgleichen
hatte man bei dieser Gelegenheit daS große von demselben
Künstler herrührende Basrelief des Fronlspizes des Palastes
der Deputirtenkammer enthüllt, welches Frankreich, auf die
Charte gestützt, darstellt, dem die Kraft und der Friede zur
Seite stellen. — Die ganze Terrasse des Palais Bourbon
bis zur Esplanade der Invaliden nahm ein mit dreifarbigen
Fahnen und Draperien geziertes Amphitheater ein, auf
welchem sich Kopf an Kopf drängte.

(Beschluß folgt.)

Verantwortlicher Rcdacteur: von Schorn.

Aufforderung.

Der Unterzeichnete ersucht die jetzt lebenden Herren
Maler, behuf Vollendung einer

chronologischen Tabelle der Maler seit Cimnbiic's
Zeiten bis zum Jahr 1840,

welche nm Ostern dieses Jahrs im Verlage der Hclwing-
schcn Hofbuchhandlung zu Hannover erscheinen wird, um
gefällige Einsendung ihrer deutlich geschriebenen Vor- und
Zunamen, Orts der Geburt und ihres Aufenthalts, Ma.ler-
sachs und Geburtsjahrs, aus buchhändlerifchem Wege durch
Vermittelung der genannten Verlagshandlung. Es wird
dabei gewünscht, daß die Angaben recht bald eintreffen mögen,
damit die Tabelle, die gewiß zur Uebersichtlichkeit und zuui
Studium der Kunstgeschichte als ein brauchbares Hülfsmittel
sich zeigen und namentlich für die Künstler selbst von In-
teresse seyn dürfte, möglichst vollständig erscheine» kann.

Hannover, 14. Januar 1841.

N Nettberg.
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