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Figuren, beinahe Lebensgroße, befindet sich in der Capelle
des Palazzo reale zn Venedig, wo es dem Albrecht
Dürer zugeschrieben wird. Christus mit dem Purpur-
Mantel angethan und die Dornenkrone ans dem Haupte,
wird von Pilatus dem Volke vorgestellt; hinten sieht
man drei Schergen, die in Form und Ausdruck sehr
gemein sind. Das ausgezeichnete Bild ist in der Be-
handlung dem Florentiner sehr ähnlich.

Einige in England befindliche Werke unseres Mei-
sters lasse ich hier unbeschrieben, da sie in meiner Kunst-
reise und in dem Werke von vr. Waagen bereits näher
angegeben worden.

(Schluß folgt).

Nachrichten vom December.

Dccoratio».

Paris, 16. Dcc. (Schluß.) Auf dem Kai der Invaliden,
dem Jnvalidenpalast gegenüber, erhob sich auf weitem Pie-
destal die Kolossalstatuc des Kaisers, dieselbe, welche Bosio
für die kaum erst zu Boulogne errichtete Säule zur Erin-
nerung an die große Armee gearbeitet hat. Sic stellt den
Kaiser in einem mir Bienen und Sternen übersatten Mantel
dar, in der Rechten das große Band mit dein Kreuze der
Ehrenlegion haltend, mit der Linken stch auf das adlcr-
gckrbntc Sccpter stützend. Von diesem erhabenen Stand-
punkte aus schien die Statue des Kaisers die früher schon
erwähnten 52 Statue» von großen franzbsischen Königen
und Feldherrn zu beherrschen, die i» zwei langen Reihen
von je 16 längs der beiden Seiten der Hauptanfahrt bis
zum Gitter des InvalidenpalasteS ausgestellt waren. Zwischen
den Statuen brannten auf Dreifüßen Feuer, und hinter
beiden Reihen waren zwei gewaltige Estraden errichtet, auf
denen über so.ooor Zuschauer Platz fanden. — Vor dem
Eingangsgitter des Jnvalidcnhotels stand ein prächtiger Thron-
himmel, eine Art Triumphbogen, unter welchem der Lcichen-
wagelt anhielt. Von da bis zucn königlichen Hof (cour rovulc)
zogen fic» zwei Reihen flammender Candclaber, und in
diesem Hofe vor dem Hauplporial der Kirche war eine 5 l F.
hohe erleuchtete Trauercapcllc errichtet, in welcher die kaiser-
liche Leiche niedcrgesetzt ward. Die Capelle war quadralisch,
durch vier viereckige Pilaster getragen und ringsherum mit
Architraven und Fronlispijcn versehe», welche letztere mit
dem kaiserliche» Wappen geziert waren. Ucbcr dem vorder-
sten erhob fich die Statue der barmherzigen Mutter Gottes,
»ebst zwei Engeln. In den Architraven waren die Porträts
der größte» französischen Feldherr» nebst den Namen der
Hauptschlachten zn sehen. — Alle Pilaster des königliche»
Hofes waren in mit Adlern gekrönte Waffcntrophäcn um:
gewandelt. Zwischen ihnen befanden sich bei der Höhe der
Arcadcn lorbeerbekränztc Schilder, abwechselnd mit dem
Ramenszug des Kaisers und dein Kreuze der Ehrenlegion.
Zwischen jeder Areade hingen zwei gewaltige .orbcerguir-
landcn. An der Krönung rings um den Fries waren in
goldenen Buchstabe» die Namen aller großen französischen
KriegSheldc» von 17112 bis auf unsere Tage zn lesen. Längs

; des ganzen so dccorirten FrieseS zog sich unten eine dreifache
Guirlandcnschnur mit ImmvrteUcnkränzen und oben an der
Krönung ein Band mit den Insignien der Ehrenlegion hin.
Mitten im Hofe waren reich drapirte Estraden errichtet,
längst deren bewimpelte Masten cmporstiege», über denen
gewaltige vergoldete Sterne glänzten. — Auch die Capelle
war rings herum mit Fahnen geschmückt; a» jedem ihrer
vier Pilaster erblickte man unten eine Siegesgöttin und
broncirte Basreliefs, welche an die Epoche des Napolcon-
schcn Kriegsruhms erinnerten. — Das Schiff der Kirche selbst
war rings mir silberborhirtcm, vorhangartig drapirtem schwar-
zem Zeug behängen, an welchem sich rings drei prächtige
Streifen hinzogen. Der unterste bestand aus Lorbecrguir-
landen unter den Fahnen der besiegten Nationen; der mit-
telste aus Schildern mit den kaiserlichen Insignien, von denen
jeder Pfeiler bei seiner Mitte eines trug, und der oberste
aus drapirten Kaiserkronen, über denen zwei Stäbe, das
Sceptcr und der Adler, sich kreuzten. — Der ganze Dom
war, vom Boden bis zur ersten Ordnung der Architektur
hinauf, mit einer violettsamuitencn, über und über mit den
kaiserlichen Insignien in Gold bedeckten Draperie ausgcschla-
gen. — In der Milte desselben erhob sich ein gewaltig großer,
mit Fcdcrbüschen, Adlern und dem kaiserlichen Wappen ge-
schmückter Katafalk, mit vier sammetncn, hermelinverbrämten
Vorhängen, die durch eine achteckige Krone getragen wurden.
Er war mit Trophäen und Fahnen umgeben und in der
Höhe der Kuppelfenster zog sich über demselben in vier
großen Kreisen ein leuchtender Kranz. An den vier Ecke»
standen vergoldete Victoric», an Waffcntrophäcn gelehnt,
und über das ganze Monument breitete der kaiserliche Adler
seine Fittigc aus. Der Katafalk war ein Werk von Hus-
son. — Im Hintergründe der Kirche war ein Altar er-
richtet, über welche»» sich rechts und liukS die Tribunen für
! den König und dessen Gefolge befanden. Zwischen beiden
Tribunen erhob sich ein Banner mit Napoleons NamenSzug,
und zwei andere dergleichen den Grabmälcrn Vauban's und
Turcnne's gegenüber, wo auf großen Estraden die Pairs-
und Deputirlcnkammcr, so wie die hohe Magistratur Platz
fanden. Für andere privilegirtc Zuschauer waren an den
Seitcnwände» Estraden und Tribünen errichtet. — An jeder
Säule des Schiffes erhob sich in Form eines Obelisken eine
Trophäe, unten mit cincin Cippus, auf dem das Wappen
! und der Name irgend eines berühmten Feldherr« und der
! Name einer gewonnenen Schlacht zu sehen waren. — Von
1 den ober» Tribunen fiel ein schwarzer silbcrgeränderter Behang
j herab, auf welchcin, mit grünen Kränzen eingefaßte In-
schriften zu lesen waren, die an die wichtigsten Werke Na-
poleons , z. B. den Code Napoleon, die Wiederherstellung
des religiösen Cullus re. erinnerten. — Ueberall erblickte man
' Candclaber, Kronleuchter, Guirlanden, Fahnen und Trophäen.

; Die Beleuchtung der Kirche war äußerst glänzend. — Ien-
! seits des Schiffes führten Stufen mit Teppichen zu den vor
dem Grabe befindliche» Rundplatz hinab, in welchen, wegen
des gewaltigen violettsammlnen Behanges, nur das Licht der
j Kronleuchter cindrang. — Die übrigen Details der Deco-
raticn der Kirche würden uns zu weit führen. Um eine»
allgemeinen Begriff von dem Effecte zu geben, wird das
Mitgetheilte genügen.

«

pilinurci.

Tlorcnz, 1. Dec. Die Bildhauerkunst steht hier ungleich
höher, air die Malerkunst. Bartolini bleibt, bei vielen
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