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Ueberzcugung gibt, worüber sie sich von einander schei-
den , sondern auch Formen und Darstellungsweisen,
worin sich die abweichende Ueberzcugung und Richtung
beider Kirchen so und anders offenbart; so gibt es doch
wieder Gemeinsames, worin sie sich berühren und ver-
schmelzen, und was in dem einen oder andern Knust-
gebiet diesem Gemeinsamen angehört, mag der eine
Thcil unbesorgt und ohne Schaden von dem anderen
geschwisterlich herübernehme». So, wer wollte es un-
passend nennen, wenn in einer katholischen Kirche Hän-
dcl's Hallelujah, in einer protestantischen die Psalmen
des Marcello gesungen werden? Wer findet das Grab-
mal Pius' VII. in der Peterskirche zu Rom fremdartig
aussehend — und doch rührt es von einem Protestanten
— wer das große Gemälde Overbeck's in der Marien-
kirche zu Lübeck unpassend — und doch kommt cs von
einem katholischen Proselyten her? Nur in der Aus-
wahl der Gegenstände und Motive wird die eine und die
andere Kirche sich eine Grenze stecken, und wird sich in
der einen die sinnlichere Mystik und phantastische Ascese,
in der anderen die geistige Freiheit und sittliche Glau-
benstiefe kündlicher offenbaren. lieber die Frage, was
in der protestantischen Kirche dargestellt werden dürfe,
worüber jüngst in der Deutschen Vierteljahrschrift ein
geistreicher Aufsatz von Ernst Förster gestanden hat, und
wovon auch Ritter Gutes vorträgt, ist namentlich die
Schrift von Geffcken zu beachten, der von S. 117 an
diesen Gegenstand ausführlicher bespricht. Derselbe ver-
wirft Alles außer biblischen Gegenständen; auch Ritter
spricht namentlich gegen Allegorien alö eine bnrückfüh-
rung des Heidenthums in die christliche Kirche. „Wäre
man darüber einverstanden, nur biblische Gemälde in
der Kirche zuzulassen, so würde man freilich damit noch
nicht geneigt seyn, jedem Bilde, das eine biblische Be-
gebenheit darstellt, den. Eingang zu gestatten, wenn es
auch mit noch so großer Virtuosität gemalt wäre. Wie
die Predigt nicht eben alle und jede biblische Ereignisse
zur Sprache bringt, sondern das, was zur Erbauung
dient, hervorhebt; so wird vielmehr noch die Kunst auf
die Erbaulichkeit des Gegenstandes die ernsteste Rücksicht
nehmen müssen, da in jeder Kirche nur einzelne Mo-
mente bildlich zur Anschauung gebracht werden können.
Nach Erod. 20, 4 und Joh. 4, 24 wären jedenfalls alle
Bilder, in denen Gvtteserschcinungen Vorkommen, aus-
zuschlicßen. Das Abendmahl, die Kreuzigung, die Auf-
erstehung, die Himmelfahrt werden immer die vorzüg-
lichsten Gegenstände bleiben; dann werden sich aber bald
diese bald jene andere anschließen können, wie z. B. die
Segnung der Kinder, der Knabe Jesus im Tempel, die
heilige Nacht, Christus am Oelberg. Die Erweckung
des Lazarus u. s. w., oder aus der Apostelgeschichte die
Steinigung des Stephanus, der Abschied des Paulus

von den ephesinischen Vorstehern, Paulus in Athen u. s. w.
Das Alte Testament dürfte nur da herbeizuziehen seyn,
wo die räumlichen Verhältnisse eine große Mannigfal-
tigkeit gestatten."

Mit diesen wenigen Mittheilungen mögen Jedem,
der sich für die obschwebende Frage interessirt, die ge-
nannten Schriften empfohlen werden. Der Kenner wird
freilich in dem Buch von Ritter auf mehrere historische
Unrichtigkeiten stoßen, wenn z. B. der Backsteinban
neuerer Kirchen dem massiven Material der gothischen
Architektur entgegengesetzt wird, da doch nicht bloß
fast alle gothischen Kirchen in Holland und im Norden
von Deutschland, sondern auch die größeste gothische
Kirche des südlichen Deutschlands, der Münster in Ulm,
seine Fayade und seinen Thurm ausgenommen, ganz
aus Backsteinen erbaut ist, und u. A. in Pommern die
Ornamente, wie bei der Münchner Aukirche, aus ge-
branntem Lehm gefertigt sind. ca.

Verantwortlicher Redakteur: von Schorn.

Veklmntmlichnng

des

Kuuftvererns zu Trieft.

Die zweite Ausstellung des hiesigen Kunstvcreins beginnt
an« 15. September d. I. und dauert bis zum
s. November;

es werden alle Künstler des In- und Auslandes frcundlichst
eingeladen, sic durch ihre Arbeite» zu bereichern.

Das Resultat unserer ersten Ausstellung, in welcher
theils von Privatpersonen, theils vom Vereine circa 20,000 st.
für Ankäufe und Bestellungen verwendet wurden. berechtigt
zu der Hoffnung, das, die diesjährige nicht minder glänzend
ausfalle» werde.

Für nähere Auskünfte wende man sich gefälligst an
nachstehende Corrcspondcntcn des Vereins:

in Berlin an die HH. L. Sachse Eonip.

„ Dresden an den Hrn. C». F. Weinberger,

„ Düsseldorf „ „ Prof. Wintergcrst,

„ Florenz „ „ DoniinienS Fabris,

„ Mailand an die HH. Ritter M. v. Bise, und
I. battaneo, Administr. n. Cassicr
der k. k. Akad.d. schönen Künste von Brera.
„ München an de» löblichen Knnstvereiu,

„ Pesth „ „ » Knustverein,

„ Prag „ " " * Kunstverein,

„ Rom an dcnHr». R. Freytag Via <ii Lappucinidlv. zi,
„ Venedig an den Hrn. Ritter v. Diedo, Secrctär der
k. k. Akademie der schönen Künste,

„ Wien an den Hrn. Kunsthändler H. F. Müller.
Triest, den 20. April mi.

Wie Pirection des Annstvereins.
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