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Frescogcmälden, welche Dom. Ghirlandajo im Chor von
S. Maria Novell« zu Florenz gemalt hat(Mal. T. 157),
höchst roh und fehlerhaft gestochen, in der italienischen
Ausgabe dagegen auf eine eben so charakteristische und
richtige, wie geschmackvolle Weise wiedergegeben. Sodann
ist diese italienische 'Ausgabe an Einer Stelle durch hin-
zugefügte Kupferstiche vermehrt und liefert in diesen eine
nicht unwichtige Bereicherung der italienischen Kunst-
geschichte. Es sind die als Nr. xxi, A — C, bezeich-
neten Tafeln der Sculptur, welche in sehr sauberen
Umrissen eine Darstellung der in Gold und Silber ge-
triebenen, mit Emaillen, edeln Steinen u. dgl. geschmück-
ten Bekleidung des Hochaltares von S. Ambrogio zu
Mailand enthalten. Dies merkwürdige Werk reiht sich
den wenigen, auf unsere Zeit gekommenen Arbeiten
solcher Art als eins der interessantesten an. Zufolge der
(lateinischen) Inschrift, die sich daran befindet, würde
es ans der ersten Hälfte des 9ten Jahrhunderts her-
rühren. Doch kann ich nicht umhin, zu bemerken, daß
die Zeichnung dieser Platten sowohl, als die Erinnerung,
welche der Anblick des Originales in mir nachgelassen
hat, meinem Urtheil »ach weniger für das 8te Jahr-
hundert mit seinen karolingisch antiken Elementen, als
für das 12te (frühestens für das Ute) sprechen. Da
indeß meine Erinnerung schon etwas verblaßt ist, auch
die vorliegenden Zeichnungen nicht genügende-Größe
haben, so will ich für jetzt noch kein schließliches Urtheil
anssprechen. Vielleicht erhalten wir von unser» Kunst-
reisenden gelegentlich eine naher charakterisirende Mit-
theilung über dies interessante Werk.

Indem sonach die nicht sehr wesentlichen Mängel
der italienischen Ausgabe durch wesentliche Vorzüge aus-
geglichen werden, hat die der italienischen folgende deutsche
Ausgabe noch einen ganz eigenthümlichen und sehr reellen
Vorzug. Aus dem Preise dieser, obschon sehr anständig
ausgestatreten Ausgabe geht nämlich hervor, daß allein
die Benutzung vorhandener Platten den Verleger in den
Stand setzte, den billigsten Anforderungen zu entsprechen
und ein Werk, welches früher nur in den bedeutendsten
Bibliotheken zu finden war, zu einem Handbuche im
eigentlichen Sinne des Wortes zu machen. Der Preis
der deutschen Ausgabe beträgt 32 Thaler, d. h. noch
nicht den fünften Thcil der früheren; dabei ist zugleich
die Einrichtung getroffen, daß nunmehr auch die ein-
zelnen Abtheilungen, getrennt von den übrigen, zu be-
ziehen sind, und zwar als: Denkmäler der Architektur
(zu 9 Thlr.), der Sculptur (zu 7Thlr.), und die, freilich
sehr umfangreichen, der Malerei (zu 20 Thlr.) Durch
diese Einrichtung wird fortan die Benutzung des Werkes
wesentlich erleichtert und somit denjenigen kunsthistori-
schen Studien, für welche dasselbe die Mittel enthält,
ein günstigeres und leichter zugängliches Hülfsmittel

gegeben seyn. Auf öffentlichen Bibliotheken sind so um-
fassende Werke nur selten vollständig durchzuarbeiten,
während sich die Resultate bei der dem Einzcluen beque-
meren Einrichtung seiner Arbeit natürlich um so genü-
gender ergeben müssen. Besonders betrifft dies den
Inhalt der Denkmäler der Architektur. Bei der von
d'Agincourt gewählten (und seinem Standpunkte wenig-
stens angemessenen) Einrichtung ist cs hier sehr schwierig,
den ganzen Reichthum seiner Mittheilungen zu über-
sehen; man muß Gelegenheit haben, sich mit allen Ein-
zelheiten vollständig vertraut zu machen, um die viel-
fachen Belehrungen sich aueignen zu können, die in der
That darin enthalten sind. Vielleicht entschließt sich der
deutsche Herausgeber, zum Behuf des Nachschlagens noch
ein übersichtliches Verzeichniß der auf den verschiedenen
Tafeln zerstreuten Tyeile der einzelnen Bauwerke —
der Grund- und Aufrisse, Durchschnitte, Details ver-
schiedener Art, — nachzuliefern. Ein solches würde die
Brauchbarkeit dieses Abschnitts gewiß noch bedeutend
erhöhen.

Der Tert der deutschen Ausgabe ist auf eine um-
sichtige Weise ebenfalls für die Zwecke des Handgebrauches
bearbeitet worden. d'Agincourt's Tert ist sehr ausge-
dehnt und, wenn auch reich an manchen wichtigen Mit-
theilnnge» (wohin z. B. die Auszüge aus dem Liber
pontilicalis gehören), doch im Allgemeinen nicht recht
ersprießlich behandelt und namentlich durch den Stand-
punkt des Autors, den die heutige kunsthistorische Auf-
fassungsweise nicht mehr kann gelten lassen, wenig für-
dersam, namentlich nicht, um als Grundlage für kunst-
historische Studien zu dienen. Der deutsche Herausgeber
hat somit wohlgethan, den Tert auf eine mäßige Er-
läuterung des auf den einzelnen Kupfertafeln Darge-
stelltcn einzuschränken. Hr. v. Quast hat dabei zugleich
die Jrrthümcr.d'Agincourt's hinsichtlich der Zeitangabe
oder der Künstlernamen so viel als möglich zu berich-
tigen und seine Ausgabe solcher Gestalt niit den Anfor-
derungen der heutigen Wissenschaft in Einklang zu bringen
gestrebt. Daß manche Jrrthümer d'Agincourt's nur als
solche bezeichnet und statt ihrer noch keine anderweitig
bestimmten Erklärungen gegeben sind, dürfte keinen
Tadel verdienen, da wir Alle sehr wohl wissen, wieviele
Punkte in der neueren Kunstgeschichte noch einer ge-
naueren Erörterung bedürfen. Vornehmlich betrifft dies
die Angabe über die Geschichte der italienischen Archi-
tektur. Hier ist zwar durch Cordero,» besonders was
die frühere Sntwickelungsgeschichte anbelangt, bereits
vortrefflich vorgearbeitet worden, und es sind durch ihn,
nach meinem Dafürhalten, manche Punkte schon auf

i Dell* ilaliana Archilctlura durante la tlominazione
Longobard«. Brescia, 1829.
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