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vorigen Jahrs wurde der Vau von zwei neuen Kirchen,
acht neuen Capellen, d. h. Hilfs- oder Nebenkirchen,
die aber oft eben so groß wie die Pfarrkirche im Ort
sind, und der Wiederaufbau oder die Ausstattung von
vielen anderen beschlossen. Vorzüglich merkwürdig sind
dabei die in der Hauptstadt selbst gemachten Anstren-
gungen. Keine Gegend lag hier und liegt noch wüster
da, als der weite Distrikt der Parochie von Bethnal-
Greeu. Cs wurde daher von Gliedern der Kirche, unter
Sanktion des Bischofs von London, vor anderthalb
Jahren der Plan gefaßt, in dieser Parochie zwölf neue
Kirchen zu erbauen: ein Plan, der Manchem chimärisch
erschien; die dazu erforderliche Summe betrug, was im
Vergleich mit Dentschlknd eine bedeutende Wohlfeilheit
des englischen Kirchenbaues verräth, 75,000 Pfd., oder
525,000 Thaler. Am 3. August v. I. ist vom Lord-
Mayor von London der Grundstein zur Errichtung der
ersten unter diesen Kirchen gelegt worden. In der Mitte
des vorigen Jahres waren bereits 52,000 Pfund bei-
sammen, wozu ein namhafter Beitrag gerechnet werden
muß, welchen der vor einigen Jahren schon errichtete
allgemeine Fonds zur Erbauung von Kirchen in der
Hauptstadt leistete. Auch in den Provinzen regt sich
gleiche Thätigkeit. Der gegenwärtige, besonders thätige
Bischof von Chester hat während seiner etwas über zehn-
jährigen Amtsverwaltung nicht weniger als 134 Kirchen
eingerichtet. Am 15. October v. I. ist wiederum in
seinem Sprengel zu Buglawton von ihm eine neue Kirche,
Johanniskirche, consecrirt worden; die Sammlung bei
der Eröffnung betrug 771 Pfd. So ist in gegenwärtiger
Zeit kein Theil von England, von welchem nicht Anzeigen
von Legaten und bedeutenden Geschenken zur Errichtung
und Fnndirung neuer Kirchen eingehen. Ganz beson-
deren Anklang hat das Vorhaben des Bischofs von Cal-
cntta gefunden, in dieser Stadt eine Cathedrale zu er-
bauen , wozu er selbst einen bedeutenden Theil der Kosten
herschiefien will. Die Direktoren der ostiudischen Com-
pagnie haben beschlossen, zur Erbauung jener Dvmkirche
die Summe von 40,000 Pfd. zu schenken. Dieser Eifer
für Kirchenbauten geht immerhin zunächst theils, wie
er auch soll, von dem religiösen Interesse der Berathnug
einer wachsenden Bevölkerung, theils von dem Bestreben
nach Consolidirung und Erweiterung der hochkirchlichen
Confession und Verfassung ans. Daneben ist aber gerade
kein Theil von Europa, worin, wie in England, die
Anhänglichkeit au die traditionellen Formen des germa-
uischen Baustyles vorherrschend geblieben wäre. Es ist
nur zu wünschen, daß auf dem Festlande und namentlich
in den deutschen Ländern nicht nur dasselbe religiös-
kirchliche Bedürfnis; empfunden und beschützt, sondern
ihm auch mit der angemessenen Schönheit und Würde
des Kirchenbaues entsprochen würde. Die Musterentwürfe

von Schinkel und Hübsch haben wohl schon manches
Gute gewirkt, während die von Kleüze einen durchaus
undeutschen Charakter an sich tragen und unseren Kirchen
auch in architektonischer Hinsicht den römischen Stempel
aufdrücken wollen. Zudem ist die Kostbarkeit der Aus-
führung solcher Plane ihr größtes Hindernis». Daß aber
ein wohlfeiler Kirchenbau, einfach, würdig und nach den
Hauptregeln des deutschen Stpfis zu Stande gebracht
werden könne, hat sich an der schönen Kirche Heideloff's
zu Schönaich in Württemberg erwiesen (s. kleine Nach-
richten vom März). Möge ein svleher Vorgang bei den
Gemeinden und Behörden allgemeinere Anerkennung und
Nachfolge finden!

Nachricht«« vom April.

Persönliches.

Loiillautinopcl, 2. April. Sir D. Wilkie ist »och
immer hier und hat kürzlich den Sultan gemalt, von dem
er eine mit Brillanten verzierte Dose zum Geschenk erhielt.
Nur mit grosicr Mühe kann W. Leute finden, die ihm fitzen
wollen, da das Vorurtheil der Türken gegen das Dar.stelle»
des menschlichen Gesichts noch keineswegs erloschen ist.
Uebrigcns hat der geistreiche' Künstler eine große Menge
von Studien gesammelt. Auch der bekannte englische Land-
schaftsmaler John Lewis befindet sich hier, und wird
längere Zeit verweilen.

Athen, 27. März. Mit dem heute abgehenden öster-
reichische» Dampfschiffe verläßt uns der Oberbaurath von
Gärtner, liebst mchrern der mit ihm hierher gekommenen
Künstlern, wieder.

Nom, ro. März. Der neue Direktor der hiesigen fran-
zösischen Akademie, Sch netz, ist endlich eingetroffe», und
Ingres wird uns noch diese Woche verlassen, um nach
Paris zurückzukehren.

15. April. Professor Gärtner ist auf seiner Rückreise
aus Griechenland hier eingetroffe».

Baron von Lotzbeck aus München hat binnen wenigen
Tagen in den Ateliers verschiedener namhafter hiesiger Bild-
hauer für 12,»oo Scudi Bestellungen gemacht.

Florenz, i. April. Maler Amm erling ist, nachdem
er mit seiner beinahe unglaublich schnellen Technik eine
Menge Studienköpfe und ganze Bilder in Ocl gemalt hat,
nach Mittel- und Unteritalien abgegangen, um eine Früh-
lingsreisc zu machen.

' Paris, ii. April. Die Akademie der schöne» Künste
hat, an die Stelle des verstorbenen Grafe» v. Forbin, den
Grafen von Houdctot erwählt. Der Candidat, welcher
nach diesem die meisten Stimmen erhielt, war der Prüftet
von Paris, Graf von Rambuteau.

Haag, 4. April. Bei der schönen Gemäldesammlung
des königl. Pavillons zu Haarlein. einer Art Nationalgalerie,
welche bloß die neuern Leistungen umfaßt, während das
hiesige berühmte k. Museum den Werke» der ältern Schulen
und Meister gewidmet bleibt, ist an die Stelle des Herrn
Steengracht van Oostkapellc Herr Mazcl durch
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