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und das Papier mit dem bei deutschen Kupferstichen ans >
der Mitte des löten Jahrhunderts verkommenden über-
einstimmend.

Sehr erwünscht würde die Auskunft seyn: „Ob
von diesem Blatte sich vielleicht irgendwo in einer Samm-
lung noch ein ähnlicher, oder ein Abdruck der Figur
allein, ohne den von fremder Hand hinzugefügten Hin-
tergrund, befindet?"

Berlin, im Juli 181t.

I- F- Linck.

Nachrichten vom Inti.

Persönliches.

Thor Wald sc »'s Reise durch Deutschland wird
i» den Annalen der Kunstgeschichte eine bleibende Stelle er-
halten. Der Enthusiasmus, welche» seine Anwesenheit in
allen g>ehern Stadien, die er berührte, und zumal in den-
jenigen erregte, welche durch öffentliche Monumente seiner
Hand geschmückt sind, bereitete ihm einen Empfang und
Festlichkeiten, wie ste sonst nur Fürsten in ihrem eigenen
Lande zu Theil werden. Es bekundet sich darin auf eine
erfreuliche und denkwürdige Meise nicht nur, daß unter den
gebildeten Classen des deutschen Volkes der Sinn für Kunst i
allgemein neu erwacht ist, sondern auch, daß unsere Nation
den modischen Frivolitäten in der Kunst nur ausnahmsweise
huldigt und einzig durch die hochfittliche Richtung derselben,
die Thvrwaldsen repräscnlirt, zu allgemeiner Begeisterung
erregt werden ran». Mir werden hier, nachdem über des
große» Meisters Aufenthalt in Berlin, Dresden und Leipzig
bereits in den Nachrichten vom Juni berichtet worden, eine
kurze Ucberflcht seiner Reise von der letztgenannten Stadt
bis München mittheilen, indem wir in Betreff ausführlicherer
Notizen auf andere Quellen verweisen. — Thvrwaldsen reiste
ohne Aufenthalt von Leipzig nach Frankfurt, wo er am 2:sie»
anlangte. Dort ward ihm am Abend des 28stcn, im Garten
der ihm von Rom aus befreundeten Mad. L. Gontard,
ein heiteres Fest bereitet, an welchem die ausgezeichnetsten
Künstler der Stadt Theil nahmen. Glänzender war der
Empfang, der seiner am rsste» in Mainz wartete, dessen
Ehrenbürger Thvrwaldsen bekanntlich ist. Bei seiner Ankunft
ward er von den ersten Behörden begrüßt und ihm eine
Fackelmustk gebracht. Am andern Morgen geleiteten ihn der
Regierungspräsident ,e. zu seinem Merke, dem Guttenbergs-
denkmal, das mit Blumenguirlandcn geschmückt war. Um
dasselbe hatte sich eine zahlreiche Versammlung aufgestellt,
die dem Meister ein begeistertes Lebehoch braune. Auch Gast-
mahle, ein ländliches Fest, Beleuchtung des Guttenbergsdenk-
mals:c. fanden im Laufe der nächste» Tage ihm zu Ehren
statt. Am Ltcn verließ Thorwaldsen Mainz; auf der
Durchreise durch Mannheim ward er vom Hofmaler Herrn
Götzenbergcr bewillkommnet, in dessen Gesellschaft er die
Hauptpunkte der Stadt in Augenschein nahm, worauf er
seinen Weg über Karlsruhe nach Stuttgart verfolgte, wo er
am Abend des s. Juli anlangte und mehrere Tage verweilte.
Unmittelbar nach seiner Ankunft wollten ihn die Herren Hof-
rath v. Reinbcck, Vorsteher des Schillcrvercins, und Obcr-
regicrungsrath v. K östlin, Vorsteher der Kunstsammlungen
des Staats, im Gastbof zum König von England bewill-
kommnen, fanden ihn aber schon auf dem Schillcrplatze, das

Monument betrachtend und dessen Aufstellung prüfend, mit
der er sich sehr zufrieden erklärte. Abends 10 Uhr brachte
der Licderkranz Thorwaldsen ein Ständchen, wobei nach
jedem Liede ein tausendstimmiges Lebehoch ertönte und ben-
galisches Feuer das Standbild Schiller's magisch erleuchtete.
Am 7ten ward der Künstler von einer Deputation des Stadt-
raths und Bürgcrausschuffes begrüßt, und am 8ten ihm zu
Ehren im Kurfaal zu Kannfladl ein glänzendes Festmahl
veranstaltet. Am ulen erfolgte die Ueberrcichung des Ehrcn-
bürgerdiploms bei abendlichem Festmahl auf der Silberburg,
von welchem ihn um Mitternacht ein Fackelzug nach der
Stadt zurückgclcitete. Thorwaldsen's Aufenthalt in Stutt-
gart, von wo er am tv. Juli abreisle, ist in der Beilage
der Augsburger Allg. Zeitung v. 2t. Juli ansführlich be-
sprochen. Am 1 sten Mittags langte er zu Augsburg an,
besuchte die Bildergalerie und einige Kirchen. und fuhr Abends
weiter nach München, woselbst er am Vormittage des isten
ankam. Das Nähere hierüber ist in den vorangegangcne»
Nummern des Kunstblatts beschriebe»; eben so in Nr. 2o4
(». 25. Juli) der Augsburger Allgemeinen Zeiliing. Nach-
dem am 2istcn Abends die hier anwesenden Däne» ihn:
noch ein Fest gegeben, verließ Thorwaldsen am 22sie»
München, »>» Hohenschwangau einen Besuch abznstattcn.
Dann ging die Reise über Lindau »ach Luzern, wo der
große sterbende Löwe von ihm, das Dcntuial erliegender
schweizerischer Tapferkeit, ausgestellt ist, und von da über
Bern und den Sr. Gotthard nach Mailand und weiter nach Rom.

Neapel, tg. Jun. Der Archäowg Oe. Heinr. Milh.
Schulz aus Dresden hat nach zehnjährigen Studien in
Italien vor acht Tagen uns verlassen, um nach kurzem
Aufenthalte in Rot» nach seinem Va,erlaube zurückzukehren.
Er hat »och kurz vor seiner Abreise das bedeutendste und
durch historische Porträts interessanteste FreScobiid des Ä i 0 l l 0
in der Sacristei der Kirche Santa Chiara entdeckt.

klon,, 15. Juni. Der bekannte Bildhauer Em i l W 0 lff
aus Berlin ist nach London abgereist.

5. Jul. Der Architekt Hallmann, von dem man
glaubte, daß er eine dauernde Stellung in Berlin erhalten
werde, ist, nachdem er mehrere Hauptstädte Europa's, na-
mentlich auch St. Petersburg und London, besucht, wieder
in den hiesige» Künstle,kreis eingelretc».

Paris, 16. Jun. Vorgestern gaben die hiesigen Künstler
dem aus Rom zurückgekehrlen Hrn. Ingres ein großes
Festmahl von 4 2« Gedecken. Der Marquis von Pastoret
führte den Vorsitz, und Bcrlioz leitete die Musikaufführungen.

3. Juli. Der königl. preußische Hofbauinspcctvr Per-
sius ist, wie die hiesigen Blätter melden, mit dem Auftrag
hier angckomme», die unter Ludwig Philipp vollendeten oder
rcstaurirten Bauwerke zu besichtigen.

Dem Landschaftsmaler Holstein ist, in Folge der lezte»
Ausstellung im Louvre, die goldene Medaille zuerkaum worden.
Auch eine Dame, Madame Juillerat, hat für ihr Bild,
die heil. Elisabeth, diese Auszeichnung erhalten.

Der Secmaler Gudin und die GescbichtSmalcr Alaur
und Coudcr sind zu Officieren, die Maler Delornic,
Fla »drin, Signol, Grenicr und Hu et, so wie die
Bildhauer Etcr und Dantan d. I. zu Rittern der Ehren-
legion ernannt worden.

Die Akademie der schöne» Künste hat an die Stelle dcS
verstorbenen Sir David Wilkie den Obersten Howard
Vyse zu ihrem corrcspondirendeu Mitglied« ernannt.

Verantwortlicher Redactcur: von Schorn.
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