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sie ihm zuvor als Modell dienen wollten; wahrscheinlich
war sein Talent für die Musik nicht eben so ausgezeichnet,
als das für die Malerei, wie es bei seinem Zeitgenossen
Ingres der Fall ist, der den Bogen des Baillot und den
Pinsel Raffael's mit gleicher Fertigkeit handhabt.

Im Ihren Jahre gab Wilkie's Vater den Plan auf,
ihn zum Geistlichen und Rechnenlehrcr zu bilden und
schickte ihn auf die Akademie nach Edinburg, welche da-
mals (1800) unter der Leitung des Malers Graham 1
stand, und Anfangs nur bestimmt war, die Zeichnung
zum Behnfe der Manufacturen zu verbessern, aber durch
Graham eine umfassendere Bestimmung erhielt. Er gab
den Schülern die Gegenstände zu historischen und poeti-
schen Compositionen, eröffnetc Concurse und richtete
Preisvertheilungen ein, und als er einst eine Scene ans
dem Macbeth als Aufgabe stellte, trug Wilkie den
zweiten Preis davon.

Der Schüler gedachte immer voll Dankbarkeit seines
Lehrers und bewahrte unter den Gemälden, welche später
seine schone Wohnung in Kensington schmückten, treulich
eine Komposition desselben. Unter den Mitschülern Wil-
kie's befand sich W. Allan, der Verfertiger des schönen
Bildes, welches die Ermordung des Erzbischofs Sharpe
vorstellt, und John Burnet, dessen Grabstichel seitdem
ihren gemeinsamen Ruhm so sehr verbreitet hat.

Noch als Schüler malte Wilkie das Innere eines
Gasthauses und einen Markt, die großen Beifall fanden.
Als Graham diese Bilder sah, sagte er: „Das sind zwei
van Ostade," und doch hatte sein Schüler damals noch
keinen van Ostade gesehen. Eines seiner Jugendbilder
hat in Cupar lange als Aushängeschild gedient, ist dann
aber von einem Liebhaber gekauft worden.

Nach vierjährigen Studien in Edinburg ging Wilkie
nach London, wo er Anfangs, ganz im Verborgenen,
nur für einen Kupfcrstichhändler von Charing Croß ar-
beitete. Da aber seine Skizzen schnell abgingen, so
zweifelte er nicht, mehr Aufmerksamkeit zu erregen;
auch erhielt er sehr bald vom Lord Mansfield eine Be-
stellung, und fertigte für ihn die Dorfpolitiker. In der
Ausstellung des Jahres >806 erregte das Bild eine solche
Bewunderung, daß Lord Mansfield ohne Zögern die
verlangte Summe dafür zahlte; obgleich man behauptet,
er sey erst da zu der Ueberzeugung gekommen, einen
guten Kauf gethan zu haben.

Hierauf bestellte Sir George Beaumvnt ei» Bild
für 50 Guineen, und Wilkie malte den blinden Fiedler,
der jetzt von Allen, die ihn in der Nationalgalerie be-
wundern , über 1000 geschätzt wird.

Im Jahr 1808 erschienen die Kärtenspieler, 1809
der verwundete Finger (ihe cut finger) und der Zahltag
(the i-cnt da v). Das letztere Bild wurde von Raimbach
gestochen und von Lord Mulgrave für 700 Guineen gekauft.

(Schluß folgt.)

Sendschreiben

an den Verfasser der Anzeige der „Bemerkungen,
gesammelt auf einer Reise nach Griechenland,"
von Leo v. Klenze.

(Fortsetzung.)

Der geistreiche Verfasser der hier in Frage stehenden
Anzeige unserer griechischen Reisebemerkungen macht cs
uns ferner zum Vorwurfe, daß wir dem, was uns in
dem Gange der neueren Kunst gegen den des Alterthnms
verglichen zu verbessern schien, keine persönliche Bezie-
hung durch Nennung von Namen gegeben haben. Aber
wir glauben, daß dieses um so überflüssiger war, als, in
Beziehung auf die Auffassungsart antiker Gegenstände
bei den Malern in neuer Zeit, das was wir sagten fast
collectiv für alle Werke der Art gilt. Auch wird dieser
Mangel von ihm selbst nicht geläugnct, und nur zwei
Malern, nämlich Karstens und Wächter, eine echt antike
Auffassung griechischer und römischer Gegenstände zuge-
standen.

Wenn wir aber auch noch jetzt glauben, daß cs bei
der Negation bezüglich eines allgemeinen Gegenstandes
besser ist, die Individualitäten außer Spiele zu lassen,
so scheint es uns doch zur Klarheit über einen solchen
j Gegenstand paßlich, wenn es gilt, ein Zugeständnis! zu
rechtfertigen, Sache und Namen zu bezeichnen. Wir
wollen also den beiden Namen, welche oben genannt
sind, noch zwei andere hinzufügen, denen wir in der
fraglichen Sache ein »och weit unbedingteres Lob cr-
theilen und an deren Werken wir Nachweisen können,
was wir uns unter antiker Auffassung antiker Gegen-
stände in unserer Zeit denken. Judicate Quirites!

Diese beiden Künstler, Schwanthaler und Hil-
tensperger, leben bekanntlich der erste als Bildhauer,
der zweite als Maler hier in München, und sind in
ihren Naturanlagen und in ihren Kunstansichten und
Fähigkeiten so homogen, daß es bei beiden vielleicht nur
dem Zufalle zuzuschreiben ist, wenn der erste Bildhauer
und der zweite Maler ward. Von Jugend auf innig
befreundet, haben sie sich aber zur Ausführung von
Bildern antiker Art vereiniget, in welchen der Bildhauer
als Meister einer Kunst, welche im Alterthum der Ma-
lerei das Gesetz classisch-plastischer Gestaltung gab, den
Hauptgedanken leiht, während der Maler ihnen die
künstlerische Durchbildung, die Innigkeit des Ausdruckes
der Seelenpoesie und des höchsten Farbenreizcs hinzufügt.

Es ist gewiß kein Beispiel einer so innigen spurlosen
Verschmelzung zweier Theilc eines Kunstwerkes in der
Kunstgeschichte vorgekommen, und die Malereien eines
Sebastian del Piombo und Daniel von Volterra, nach
Cartons von Buonarroti ausgeführt, erscheinen dage-
gen völlig unganz und zusammengezwungen. Nur das

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