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2V 9i.

Kunstblatt.

Dienstag, den 16. November 1811.

Schwedens Aünstler.

(Fortsetzung.)

Sandberg (geb. 1782) ist als Geschichtsmaler aus-
gezeichnet, besonders al fresco. Er hat sich in manchen
Richtungen versucht und dieß stets mit großer technischer
Fertigkeit und Sorgfalt, und mit der größtmöglichen
Treue, obgleich nicht immer mit poetischem Geist. Zu
seinen besten Bildern gehören: „Erick der Vierzehnte im
Gefängnis?," des „Königs Einzug in Ladugaardland "
(merkwürdig durch seine treuen Porträts), „der Kron-
prinz zu Pferde," „ein Jahr i» Schweden" (Trachten
des schwedischen Volks), „Scencn aus Wingakcr" und
„die drei Valkyrien," ein höchst vortreffliches Gemälde.
Freia sitzt im Quersattel auf einem glänzend weißen
Pferd; in ihrem ruhigen sanften Blick, in ihrer ganzen
Gestalt erkennt man die Göttin der glühenden und doch
reinen Gefühle. Die Valkyrien reiten wie Männer,
Rota auf einem isabellfarbigen Pferd, in röthlicher
Rüstung und mit wehendem Hclmbusch; Gudur in silber-
weißem Panzer auf einem schnaubenden Apfelschimmel-
Hengst, und sie hat die Lanze zum Angriff gefällt; nach
den Schwestern kommt die bedächtige Skuld in grauer
Tracht auf einem starken, aber ruhigeren Schwarzschim-
mcl; ihren Speer hält sie gleichsam abwehrcnd, und kein
Hclmbusch flattert über ihrem Kopf. Sie schweben auf
dunkeln Wolken herab, die sich wie ein Teppich um die
kämpfenden Heere breiten, in deren Mitte man den
Skalden sieht, der die Discn begrüßt, welche die Helden
r» Odins Heimath rufen.

Wir übergehen Sandbergs meisterhafte Porträts
und wenden „ns zu seinen Frescomalcreien aus Gustav
des Dritten Geschichte in der Gustavianischen Grabcapelle
in der Dvmkirche zu Upsala, dem schönsten Tempel des
Nordens. Diese Arbeit wurde ihm gegen 21,000 Tblr.
Neichsgeld (7875 Thlr.prcuß.) übertragen, und er führte

sie in den Jahren 1831 bis 1835 aus. Es sind im Ganzen
zwei große und fünf kleinere Gemälde. In Bezug auf
die Zeichnung — die Sandberg von sich selbst gelernt
hat, ohne jemals im Ausland gereist zu scyn — und
auf das historische Costüme, sind alle Forderungen er-
füllt, in der Compositivn könnte man dagegen bisweilen
mehr Wahl der Momente und eine geistvollere Ausfüh-
rung wünschen. Die Kuppel ist blau, mit goldenen
Sternen verziert; in den Ecken sind Arabesken. Die eine
große Tafel stellt „Gustavs letzte Rede an die Stände
auf dem Reichstage von 1500" dar. Der alte König
sitzt auf dem Thron im ganzen Glanze seiner königlichen
Majestät und mit der Krone auf dem weißen Haupt.
DaS Porträt ist schön und charakteristisch. Rechts von
dem Throne stehen die Söhne, Erick, Johann und Ma-
gnus; Karl, der noch ein Kind ist, sitzt gedankenlos auf
den Stufen des Thrones. Unken im Vordergrund be-
finden sich die Bürgerschaft und das Volk; auf der linken
Seite stehen die höchsten Reichöbcamten, der Adel, die
Bischöfe und Geistlichen; auf einer Galerie sitzen Hof-
damen; unter den Gesimsleisteu sind die Wappen der
Provinzen abgebildet. Die Compositivn ist groß, einfach
und harmonisch. Die Prinzen in ihren glänzenden An-
zügen, die würdigen, silbergelockten Prälaten mit Baretten
und stattlichen Mänteln, die Ritter in schönen franzö-
sischen Trachten, der Bürger und Bauer in seinem ein-
fachen Kleid, der schlanke, aber breitschulterige Dalkarl
mit dem Stabe, worin Runen geschnitten, in der Hand,
und der Finne, in seiner eigenthümlichen Landestracht—
gewähren dem Auge einen reichen Anblick. Die eine
Gruppe steigt hinter der andern empor, und mitten in
dem glänzenden Kreis sitzt Gustav weit, weit hinten im
Saale, und segnet sein Volk mit ausgcstrcckter Hand.
Das unendlich Wehmüthige in den Gesichtern der Zuhörer
verräth die Ahnung, daß sie nicht mehr lange den „alten
Kong Gvsta" zu hören bekommen sollen. Er scheint so
eben seine Abschiedsrede voll glänzender politischer Be-
redtsamkcit geendet zu haben. Seine Worte stehen unter
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