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l a t t.

2V- 94.

K n n s t b

Bonnerstag, den 25. November 18^1.

Galvano-plaftische Nachbildung von gestochenen
Knpferplatten.

Herr Professor I. Fel sing in Darmstadt hat auf
einem fliegenden Blatte nachfolgende Bekanntmachung
drucken lassen, die einer weitern Verbreitung gewiß in
jeder Hinsicht würdig ist:

„Unser an ausgezeichneten Erfindungen schon so reiches
Jahrhundert hat durch Jacobi einen neuen Sieg der
Wissenschaft errungen, der gewiß nicht unter die unbe-
deutenden gerechnet werden darf. Eine große Naturkraft
hat er gezwungen, nach den Gesetzen der Wissenschaft
den Willen des Menschen zu erfüllen, indem er den
Galvanismus als bildende Kraft zur Herstellung von
Kunstwerken der verschiedensten Art anwendete, und als
Galvano-Plastik die überraschendsten Resultate er-
langte. Derjenige Zweig aber, woran diese bildende Kraft
vielleicht die reichhaltigsten Vlüthen für die Cultur bringen
wird, ist die, auf die Herstellung und Vervielfältigung
von Typen für den Abdruck angewendete Galvano-Plastik.

„Abgesehen von allen übrigen zum Drucke verwen-
deten Typen, werde ich die Galvano-Plastik nur in Bezug
auf die Chalkographie betrachten. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß die Kupferstechkunst auf der Höhe ihrer
Ausbildung die ausgezeichnetsten Werke aller bildenden
Künste durch die Vervielfältigung des Druckes auf die
vollkommenste Weise zur Kenntnis' des Publicums bringt,
und dadurch gleichsam allen Denjenigen einen Ersatz bietet,
welchen die Mittel nicht zu Gebote stehen, sich in den
Besitz von Originalwerken der Kunst zu versetzen. Die
Kupfcrstechkunst ist daher für die Bildung des Geschmacks
und die Kenntnis! der Künste überhaupt von beinahe
eben so großer Wirkung, als die Buchdruckerkunst für
die Verbreitung der Wissenschaft. Wie diese für das
Wahre, so arbeitet jene für das Schöne, nur daß sie
außerdem noch den großen Vorzug cigcnthümlicher Kunst-
schöpfung enthält, während die Typographie nur die

mechanische Vervielfältigung der Products des Geistes ist.
Die Wirkung beider Arten der Vervielfältigung ist ein
unabsehbares Feld der Cultur. Wenn in der ersten Zeit
der Erfindung der Chalkographie schon eine geringe Zahl
von Abdrücken genügte, um das Vedürfniß der Kunst-
verständigen zu befriedigen, so ist im Laufe der Zeit das
Resultat der Geschniacksbildung und die dadurch gewon-
nene Liebe für die Kunst so umfassend geworden, daß
meistens die in Kupfer gestochenen Platten nicht mehr
die Zahl der Abdrücke geben können, welche davon ver-
langt werden. Man griff deßhalb zu dem dauerhafteren
Materiale des Stahls, welcher sich in der Zahl der mög-
lichen Abdrücke im Verhältniß zum Kupfer etwa wie
zehn zu eins stellt.

„Damit war aber auch in vielen Beziehungen für
die Kunst ein Rückschritt gethan, indem die Kraft des
Stechers jetzt mit ungleich größeren Schwierigkeiten zu
kämpfen hatte, als bei der Arbeit in Kupfer, und oft
erlahmen mußte, bevor er, namentlich bei größeren Ar-
beiten, das erwünschte Ziel erreichen konnte. Auch drückt
unwillkürlich das Material dem Kunstwerke seine Eigen-
thümlichkciten ein, die bei dem Stahl nicht immer den
Werth des Stiches erhöhen konnten. Die Geschichte der
Chalkographie zeigt uns, daß ohne das Material des
Kupfers die höchsten Werke dieser Kunst eben so wenig
erschienen, als ohne den weißen Marmor die Plastik je
den Höhepunkt ihrer Ausbildung erreicht haben würde.
Hätten auch härtere Materiale der Zerstörung länger
getrotzt, so war doch die zarte Bildsamkeit dieser Stoffe
allein günstig, um den Eindruck der künstlerischen Schöpfer-
kraft aufzunehmen und um diesen Künsten ihre cigcn-
thümlichen Schönheiten zu verleihen. Die Stechkunst
konnte deßhalb nur da ihre ganze Ausbildung erlangen,
wo sie mit der, durch das Kupfer gebotenen Freiheit
arbeitete. Zu bedauern blieb nur, daß öfter die Schön-
heit der Abdrücke schon abnehmen mußte, bevor die ver-
langte Zahl gezogen scyn konnte. Da erfand das 19te
Jahrhundert die Galvano-Plastik zur Hülfe der
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