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und Ausführung streng gefolgt zu seyn, denn gleichartige
Bilder eristiren von Francia in der Pinakothek und in
der Capelle Bcntivoglj zu Bologna. Das Streben nach
Einfachheit bei gediegenem Ausdruck specieller Motive
ging in seine Schüler über. Das Colorit hat in Ra-
menghi's Bilde durch Restaurirung, wie scheint, nicht
wenig gelitten.

Nicht leicht wird ein Gemälde sich zur Uebertragung
in den Kupferstich mehr eignen, als dieses. Die einfache,
aber abgerundete Anordnung ohne alle Ueberladung, der
Ausdruck, welcher nicht durch Farben erreicht ist, die
starken Gegensätze von Liebt und Schatten gewähren dem
Kupferstecher willkommene Vortheile. Herr Peter Lutz
hat schon in einem früheren Werke: Madonna mit dem
heiligen Franziscus nach Cvreggio, seinen Künstlerberuf
bewährt, und billig kommt ihni der Anspruch zu, in der
ersten Reihe unserer jetzigen Meister zu stehen. Doch
was er in jenem früheren Werke leistete, muß hier durch-
aus in einem noch höheren Grade vorausgesetzt werden.
Nicht ein unbegründeter Lobspruch ist's, wenn man dieses
Blatt im Allgemeinen unter das Vorzüglichste, was
neuere Kunst hervorgebracht hat, stellt. Die j?dcb»u»g
ist mit Sicherheit und Treue aufgefaßt, die Bedeutung
des Ganzen richtig verstanden, und bald erkennt man,
welch ruhiges Nachdenken der Künstler den einzelnen
Motiven gewidmet hat, um sie als ein Wesentliches
überzutragen. Ein bewundernswürdiger Fleiß wird in
allem Einzelnen anerkennt, und zarte und reine Anlage
der Taillen beurkundet die große Gewandtheit deS Grab-
stichels, der aber kein todtes Instrument war. Freiheit
ist überall sichtbar. Dadurch konnte die Schönheit ge-
wonnen werden, die alle einzelnen Gestalten dnrchdringt
und den Kupferstich zu einem in seiner Art ausreichenden
Vertreter des Gemäldes werden läßt. Namentlich er-
freut die Bewahrung der Harmonie in den volleren Ge-
gensätzen von Licht und Schatten, die Weichheit in den
Fleischpartieu, und vor Allem der lebenvolle Ausdruck,
der das Ganze zu einem Seelengemälde macht. Der
Effect, welchen das Bild durch die kräftigen Gegensätze
und durch das Massenhafte mit sich führt, ist kein ge-
ringer; daher es, vorzüglich für Zimmerverziernng geeig-
net, bald ein Liebling der Kunstfreunde werden wird.

Hat man so in diesem Werke durchaus eine aus-
gezeichnete Leistung anzuerkennen, dürfte endlich auch
nicht vergessen werden, daß dessen Erscheinung als das
Vermächtniß eines verehrten Tobten zu betrachten ist.
Ernst Arnold, der Besitzer der ehemaligen Rittner'schen
Kunsthandlung, war der Förderer des Werks, lieber die
beengte Sphäre eines Händlers hinansstrebend, faßte er-
den Gedanken, nach Gemälden der Dresdner Galerie
eine Reihe von Blättern als ebenbürtige Seitenstücke zu
Müller's Madonna di San Sisto aufzustellen, und berief

zur Ausführung den genannten Künstler von München
nach Dresden, keinen Aufwand für die zu erreichende
Vollendung scheuend, und für das Unternehmen mit
begeisterter Liebe erfüllt. Die Platte war vollendet und
für den Abdruck Bougeard in Paris gewählt, der Beifall
dc-s Publicnms sollte Lohn langer Mühen werden; da
unterlag nach seiner Rückkehr ans London der rüstige
Mann im Alter von 48 Jahren einer plötzlich ihn er-
greifenden Krankheit. Wird auch das Geschäft der aus
alter Zeit wohlbegründeten Kunsthandlung von de» kennt-
nißvvllen Brüdern zur Förderung der Kunst fortgeführt,
kann es nur im Geiste des Verstorbenen geschehen, dessen
Namen gewiß viele Kunstfreunde mit inniger Theilnahme
an dem Verlust auf dem angezeigten Blatte lesen werden.

F. Hand.

Beiträge zur Acimtniß -er alten Malcrschnlen
in Peutschland vom 13tm bis in das 16,f Jahr-
hundert.

(Fortsetzung.)

Der Meister des Johann von Melem »,,d Barth, ve Bruyn.

Die Angabe, daß die Werke dieses Malers von Jo-
hann Schoreel seyen, hatte sich bei Kunstforschern schon
lange als unhaltbar erwiesen, und derilmstand, daß die
bedeutendsten Bilder von ihm aus Köln stammen, führte
auf die Vermuthung, daß er der Schule jener Stadt
angehvre, erhielt aber seine volle Bestätigung bei der
nähern Kenntniß seiner Werke und vieler Bilder aus
seiner Schule, die sich in Köln vorgefunden. Zu diesen
gehören namentlich die deS Johann von Melem und die
frühesten des Bartholomäus de Drupn, welche noch eine
entschiedene Verwandtschaft zu jenen zeigen, während er
später eine eigenthümliche Manier angenommen hat.
Seine große Verwandtschaft mit vorhergehendem Meister
bei seinen früher» Werken habe ich schon oben nach-
gewiesen, woraus sich ergibt, daß er dessen Schüler ge-
wesen. In seinen später» Hervorbringungen weicht er
indessen bedeutend von jener Behandlungsweise ab, in-
dem er weicher in den Umrissen und der Modellirung
wird, einen wärmer» Fleischton annimmt und überhaupt
in der Färbung mehr Schmelz und Tiefe besitzt. Die
Formen sind öfters voller, namentlich der Mund, der
Bruch der Gewänder ist weniger scharf. 2» leinen lpä-
testen Bildern läßt sich der Einfluß der italienischen Kunst
nicht verkenne»; im Auftrag der Farben wird er pastoser.
Leider ist eine nähere Auskunft über seine Verhältnisse,
selbst sein Name allen Nachforschungen bis jetzt entgangen?
Nachstehende sind die von ihm gekannten Werke: I

I DaS Bild einer Kreuzigung Christi aus dem Kloster
Sleinfeld, welches unserem Meister zugeschriebe» wird, habe
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