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ttue es im Diplome heißt, usculplurav iu -vcademia e.e-
timn Iiasso-cassellana Professori inclyto, de exonianda
BiblioUieca nostra publica operibus artis suae egregie
merito,“ die philosophische Doktorwürde verlieh. Auch
hatte er sich schon bald nach seiner Rückkehr ans Italien
verehelicht, und zwei gleich ausgezeichnete Söhne wurden
die Freude seines Alters.

Für die Akademie der bildenden Künste, an welcher
Ruhl das mühevolle Amt eines Lehrers über fünfzig
Jahre, treulich und in unnachläffiger Erfüllung seiner
Pflichten, verwaltet, hat er sich noch dadurch ein beson-
deres Verdienst erworben, daß er die Gründung einer
Klasse für Ornamentik bewirkte, in welcher Ausbildung
für Gewerbe wesentlicher Zweck war; gar manches Ta-
lent ist dadurch gefördert worden, obgleich bei den be-
schränkten Mitteln freilich auch eine verhältnißmäßig
nur geringe Hülfe gewährt werden konnte. Seinem Ver-
dienste um dieses Institut dürfen sich auch noch die
mannigfachen Bemühungen zuzählen, durch welche es
ihm gelang, während der westphälischen Regierung nicht
nur dessen gänzliche Auflösung abzuwcnden, sondern
demselben, durch den Einfluß angesehener Personen, mit
denen er in Verbindung stand, sogar ein angemesseneres
und besseres Lokal zu verschaffen.

Seinem Wunsche gemäß ging Ruhls fünfzigjähriges
Dienstjubilävm ohne die gewöhnlich üblichen Festlichkeiten
vorüber. Nur die aus dem Herzen dringenden Wünsche
einiger fernen Freunde waren eine erfreuliche Mahnung
an den Tag, der so vielen Dienern deS Staates ein
äußeres Zeichen der Beachtung, wie der Anerkennung
rühmlicher Pflichterfüllung bringt. Ein solches auch für
sich zu erwarten lag jedoch nicht in einem Charakter,
der auf äußern Schein nur geringen Werth legte, und
zu dessen Eigenthümlichkciten es sogar gehörte, dach ge-
flissentlich zu verheimlichen, was an sich löblich und
rühmlich auf den Dank der Welt Anspruch machen dars.

Nie leidenschaftlich erregt, zeigte all sein Thnn einen
seltenen inner» Glcichmuth und eine besonnene Ruhe,
die die Folge des Maßhaltens ist und die selbst die An-
näherung des Todes nicht zu stören vermag. Obgleich
seine Jahre und die schwindende Kraft seines Körpers
ihn deutlich an das Ziel seines Lebens erinnerten, so sah
er doch mit voller Geisteskraft und ohne Zagen seinem
Ende entgegen und schlummerte am 29. September 1842
sanft hinüber.

Ein Verzeichnis) von Ruhls Arbeiten findet man in
Justi's „Hess. Gelehrten- :c. Geschichte vom Jahre 1806
biö zum Jahre 1831," zu denen wir nur noch zwei ra-
dirte Umrisse, und zwar der Seltenheit wegen, den»
beide Kupferplattcn wurden schon nach wenigen Abdrücken
wieder abgcschliffcn, hinzuzufügen haben, von denen der
eine eine sehr originelle und gewiß der schönsten Kunstzeit

würdige Idee darstellt: zwei Liebende, die das Lager
getheilt, werden durch den sic in der Umarmung über-
raschenden Phosphorus getrennt; der andere Umriß stellt
dar, wie der Schutzgeist zweier schlafenden Kinder die
ihnen durch eine Schlange drohende Gefahr abwehrt.

o.

Literatur.

Christian Rüben: Columbus im Augenblicke
der Entdeckung der neuen Welt. Bruchstück aus
einem Ncisejournal von Adolf Stahr. Ol-
denburg 1844.

Dieser Aufsatz, der am Stiftungsfeste des literarisch-
geselligen Vereins zu Oldenburg vorgelesen worden, ent-
hält ein Allgemeines und ein Besonderes. Letzteres
betrifft das oben bezeichnete Gemälde des Direktors
Rüben an der Prager Kunstakademie, wovon der Ver-
fasser eine sehr anschauliche und ansprechende Beschrei-
bung macht und dem Leser die geistvolle Conccption des
Bildes lebendig vergegenwärtigt. Dieses Bild hat Rüben
schon in München, wo er als Cornelius' Schüler län-
gere Zeit zugcbracht, begonnen und, nachdem es früher
einem dortigen Lithographen verkauft worden, wird es
jetzt durch die Vermitteluug eines reichen böhmischen
Kunstfreundes für diesen vollendet. Einleitend zu der
Schilderung dieses Gemäldes, worin der Verfasser die
wahre Aufgabe jetziger Kunst realisirt erkennt, hat der-
selbe in einer allgemeineren Betrachtung nachznweisen
versucht, daß für die Gegenwart so wenig das Christcn-
thum als der Polytheismus ein genügender Kunststoff
sey, sondern der Menschevgeist, das menschliche Indivi-
duum, der Genius bei seinem Auftreten in bedeutungs-
vollen, welthistorischen Momenten. „Eine Zeit, die das
Göttliche nicht mehr in die leere Bläue des himmlischen
Raumes, in das.abstrakte Jenseits der Transscendenz
verlegt, sondern cs im gegenwärtigen Diesseits in der
lebendigen Menschenbrust, in der gewordenen wie in der
werdenden Geschichte aufznsuchen den Mnth und die
Kraft besitzt, eine solche Zeit kann zur Darstellung dieses
Göttlichen in der Kunst nicht mehr die alten Formen
brauchen, den neuen Most nicht in die alten Schläuche
fassen." (S. 9.) Es ist mithin hier die sogenannte mo-
derne Wissenschaft, welche der kräftigen Kunst ihre
Gränzen absteckt; wir wollen nun in Geduld abwarten,
welcher Theil den andern überdauern und zur Fortbil-
dung der Menschheit nachhaltiger beitragen werde, die
christliche Kunst oder die hegelsche Aesthetik.

eil.
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