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Resultaten, welche die Ausgrabungen bei Grimlinghausen in
ihrer Ausbeute bis dahin schon nachgcwiesen, läßt sich von
dem planmäßige» und nachhaltige» Durchführe» dieser Er-
mittelungen sicherlich ein reicher Fund erwarten. Das Nä-.
Here darüber wird der Verein für Altcrthumskunde im Rhein-
lande bekannt machen, bei welchem auch Dr. Jäger als aus-
wärtiger Sekretär betheiligt ist.

Cunnsiudt. Die in der jüngsten Zeit vorgenommene
Straßenkorreklion in Münster hat das schon im legten Som-
mer zum Theil anfgedeckte römische Gebäude nun von drei
Seiten in seinen Substrnktionen an den Tag gefördert.
Demnach bestand dieses aus drei Gemächern, jedes ungefähr
16 Fuß breit und 3-2 Fuß lang, von denen der Estrichboden
des eine» um i\ Fuß höher lag, als der des andern. Bei
zweien derselben stieß man auf der Südseite auf eine im Halb-
zirkel angelegte, sehr sorgfältig gemauerte Vorkammer, die
wahrscheinlich zum Bchufe der Heizung der Hypokanstcn
diente, da in dem einen noch 2 Zoll hoch feine Asche mit
Kohlen und eisernen Geräthschastcn gefunden wurde. Der
obere heizbare Boden dieser Gemächer stimmt den Pfeilern
muß früher abgetragen worden sehn, da viele Reste von
Wandkacheln und Tragplatten im Schutte lagen, auch an
einem zweiten Gebäude in einer Eekc desselben Säulen, Estrich-
boden und Wandkacheln noch vollständig erhalten waren.
Außerdem wurden sorgfältig gearbeitete Säulenfüße von ver-
schiedener Form und Dimension aus Sandstein, ganz gut er-
haltene flache und hohle Ziegel, Backsteinplatten jeder Größe,
eiserne und bronzene Geräthe verschiedener Art gefunden;
übrigens weder Münzen noch Gefäße, und nur wenige Reste
von tcrea sigillola. Auffallend ist die Aehulichkcit der oben
genannten, noch nicht hinreichend erklärten Halbrunde mit denen
in dem nahen Zazenhausen, wo ei» größeres heizbares Gemach
deren drei neben einander auf der Südseite zeigte. Dem äu-
ßeren Bestich des Gebäudes zu Folge und der Schuttmasse,
die cS bis zu dieser Linie umgiebt, scheint auch hier, wie
überhaupt in unserer Gegend, der Boden seit jener Zeit um
4 bis 5 Fuß höher geworden zu sehn. Die Zeit, welcher
diese Niederlassung, so wie die in Hofen, Mühlhausen, Za-
zenhausen, Altenburg u. s. w. angehörte, ist noch durch kein
Monument naher bezeichnet. Die i» hiesiger Gegend gefun-
denen Münzen gehen vom Triumvirat bis zum Jahre 250 ;
die meisten gehören der Zeit des Antoninus und Alexander
Severns an. Ein Krug mit der Inschrift COS. H. N. T.
J. (Nero. Traj. Imp.) entspricht dem Jahre 100. Ucbrigens
zeigen alle unsere Baureste aus der Römcrzeit die Spuren
der öfteren Zerstörung und Restauration, und so fand man
auch in Münster auf früheren Estrichböbe» neu angelegte
zweite Lagen, doppelten Bestich der Wandungen, eingemauertc
Säulenfragmente :c. Immerhin bleibt diese Niederlassung
als ein neues Glied in der großen römischen Befestignngskctte
längs des Neckars von Bedeutung.

Nom. Bei dem Graben der Fundamente des neuen Kais,
oberhalb des Porto bclla Ripetta, kamen unlängst vier mar-
morne Architcktnrfragmente von nicht schlechter Arbeit, auch
Ucberreste von zertrümmerten Statue», zum Vorschein. Jetzt
finden die Arbeiter in derselben Gegend des Tiberufers an-
tike Münzen, auch Medaillen in Bronze, selten in Silber,
in so großer Zahl, daß sie zu Tage ganze Körbe damit au-
süllen. Die meisten aus dem 5. Jahrhundert nach Aurelian,
nur selten von numismatischem Werth.

Nach einer Mittheilung des Archäologen F. Sozzi fand
man in Celtvna, unweit von Chiusi, dem alte» Clusium,
bei einer zufälligen Nachgrabung auf einem Gute der Familie

Gilgi, die Neste eines großartigen Gebäudes von ungefähr
100 Ellen Länge und so Ellen Breite. Die Wände sind mit
steinerner Mosaik im griechischer Style verziert. Zwei Zim-
mer sind mit einer Menge kleiner Säulchcn aus Tcrracotta
überladen, zwischen welchen wahrscheinlich eine Communika-
tion der Zimmer bestand. Bei Aufbrechung des Fußbodens
fanden sich noch viele ähnliche Colonnen, alle mit Mörtel
überzogen, von welchem auch der untere Raum angefüllt ist.
Es scheint, daß der ganze geräumige Bezirk mit einer langen
Mauer umgeben gewesen, in welcher, ungefähr in einer Ent-
fernung von 8 Ellen von einander, Nischen angebracht waren.
Jede Nische muß eine Marmorstatue enthalten haben. Zwei
solcher Statuen sind in angezeigter Entfernung aufgefnnden
worden, beide auf Thronen ruhend, von denen der eine
Armlehnen hat, die sich in Tigerköpfen endigen. Eine jede
Statue ist mit einer Chlamys der Art drapirt, daß die Brust
und manche andere Körpcrtheilc entblößt bliebe». Bei der
einen Bildsäule ruht der rechte Vorderarm auf der Hüfte,
und die rechte, leider am Gelenk abgebrochene Hand muß dem
linken Ellenbogen zur Unterlage gedient haben. Das Gesicht
scheint Schmerz mit ernster Betrachtung vereint auszudrückcn.
Haupt und Kinn sind reich behaart. Die auf einem Schemel
ruhenden Fußsohle» sind mit Sandalen bekleidet, die ans jeder
Seite drei nach vorn gebogene Ränder haben, die fast den
ganzen Fuß umschließen und mit einem in eine Schleife aus-
gehenden Riemen nach moderner Art befestigt sind. Die zweite
Statue, an der alle Extremitäten fehlen, scheint von dem-
selben treffliche» Meister wie die erste gearbeitet zu setz».
Der Ritter von Hamilton erklärte nach der Besichtigung,
daß er cs wohl nicht für griechisch halte, übrigens aber nicht
zu entscheiden vermöge, ob bas Ganze etruskischen oder rö-
mischen Ursprungs scp. Daß man römische Münzen an dem-
selben Orte aufgefunden, spricht noch nicht dafür, daß er von
den Römern zu Bädern oder öffentliche» Spielen gebraucht
wurde, wie der gelehrte Sozzi meint. Vielleicht wird es
sich bei näherer Untersuchung ergeben, daß dieser Bau das
Grabmal des Porsenna scp, von dem M. Varro im Plinius
erzählt, und von welchem sich bis jetzt nirgend Spuren auf-
gesunde».

Neapel. Das große Mosaikgemälde, die Alexanderschlacht
(s. Nr. i s), welches im November v. I. unter der Leitung
des Cavaliere Niccolini in einem Stück in das hiesige
Museo Borbonico gebracht worden, soll im Saale des Anti-
nous (der kolossalen Büste des Jupiter, il Gigaute genannt),
unter der Leitung des Cavaliere Avcllino ausgestellt werben.
Dieser Saal wird nämlich mit den beiden angränzende» Zim-
mer» in eine Rotonda verwandelt und durch drei große Fen-
ster von der Seite dell’ Infrescala erleuchtet. Es sind bereits
alle Statuen aus diesen drei Räume» hcrausgcnommen und
der Bau eifrig begonnen. DaS Mosaik soll in der Art, wie cs
in Pompeji gefunden worden, auf dem Fußboden placirt und
von einer erhöhten Balustrade für die Zuschauer umgeben
werden. Eine hiesige Terracotten- und Vasenfabrik hat es
versucht, dieses Mosaik für Deutschland und England auf
Majolica-Art auf mehreren Platten zum Zusammensetzen im
Großen nachzuahmcn, konnte aber leider nicht die Erlaubniß
von der Regierung erlangen, es nach dem Originale copircn
zu dürfen, sondern sah sich gcnöthigt, cs nach dem kleinen
Kupferstiche zu vergrößern, wodurch denn diese Eopien sehr
mangelhaft ausfallen mußten, was um so mehr zu bedauern
ist, da dicß sonst eine herrliche Zierde für Fußböden sehn
würde. In Pompeji ist in de» letzten zwei Monaten nichts
von Bedeutung entdeckt worden.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und Dr. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit

der I. G. Cotta'schcn Buchhandlung.
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