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W 22.

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Donnerstag, den 11. Marz 1841.

Ornamentik.

Die Ornamentik des Mittelalters. Eine
Sammlung auserwählter Verzierungen und
Profile byzantinischer und deutscher Architektur,
gezeichnet und berausgegeben von Carl Hei-
deloff, Architekt und königl. Professor der Bau-
kunst an der polytechnischen Schule und königl.
Conservator der Kunst- und Baudenkmale des
Mittelalters in Nürnberg, Ritter:c. Ir Band
oder I —IVs Heft. Mit 18 Stahltafeln und
6Hg Bogen Text in deutscher und französischer
Sprache. Nürnberg 1813. gr. 1.

Die Erscheinung eines Unternehmens, wie des vor-
stehend genannten, bedarf keiner Rechtfertigung. Die
Zeit ist nicht mehr, in welcher man sklavisch, des Rechtes
der eigenen Schöpfung sich freiwillig entäußernd, einer
einzelnen Geschmacksrichtung folgte. Die wissenschaftliche
Forschung hat einem vielseitigeren künstlerischen Drange
Bahn gebrochen, dem künstlerischen Studium die man-
nigfaltigsten Quellen eröffnet. Die alte Kunst unserer
eigenen Heimath ist als gewichtiges Vorbild wiederum
mit in die Reihe getreten, freilich nicht, um nur sie
eben so einseitig zu copiren, wie weiland die der Römer
und Griechen, aber nm uns doch an ihr, die uns einmal
mit vaterländischem Hauche anweht, zu erfreuen und zu
kräftigen, und Elemente aus ihr in uns aufzunehmen,
die vor vielen andern ihre Geltung behaupten. Das
oben genannte Werk hat es vorzugsweise mit dieser alten
Kunst unserer Heimath zu thun; der Name des Her-
ausgebers, der als einer der ersten Kenner derselben
allgemein bekannt ist, verbürgt von vorn herein die mei-
sterliche Lösung der Aufgabe.

Das Werk bringt die verschiedenartigsten Gegen-
stände der mittelalterlichen Ornamentik in durchaus
charakteristischen Abbildungen. Zunächst Verzierungen

von Gebäuden, Säulcncapitelle und Basen, Friese, ver-
zierte Schlußsteine, Füllungen u. s. w. Dann selbststän-
dige Werke ornamentaler Kunst von Stein oder Holz,
in denen sich Architektonisches und Bildnerisches inniger
mischt, Taufsteine, Gebet- und Chorstühle, Tabernakel
und Aehnliches, in ganzer Darstellung oder in einzelnen,
besonders interessanten Details. Dann Verzierungen,
die sonst bei Gegenständen des Gebrauches für edlere
Lebensmomente angewandt sind, in Metall getriebene
oder ciselirte, in Holz geschnitzte, in Leder gepreßte, ge-
malte, gewürkte u. s. w. Die verschiedenen Zeiten und
Geschmacksrichtungen des Mittelalters, von der ernsten
und strengen Weise in der Frühzeit des romanischen
(sogenannt byzantinischen) Stples bis zu der gaukelnd
spielenden Weise in der Spätzeit des germanischen oder
gothischcn, sind hiebei gleichmäßig vertreten.

Die Darstellungen sind durchaus nach Originaldcnk-
malen des Mittelalters genommen; Nichts erscheint
etwa als moderne Composilion mittelalterlichen Stples.
Ebenso sind auch die Aufnahmen durchaus original,
größeren Thcils von dem Herausgeber selbst gezeichnet,
einzelne Blätter aber auch von andern tüchtigen Archi-
tekturzeichnern, deren Namen im Tcrte an den betref-
fenden Stellen angeführt werden. Dann ist zu bemerken,
daß die dargestellten Gegenstände bisher fast durchweg
uncdirte waren, so daß wir hier fast lauter Neues dar-
gestellt erhalten; nur ein Paar Stücke finden sich schon
in andern Werken über mittelalterliche Kunst abgebildct;
aber auch diese sind keinesweges überflüssig, da sie hier,
ganz abgesehen von ihrer etwaigen Wichtigkeit für den
Plan des Herausgebers, in besserer Ausnahme und Dar-
stellung erscheinen. Was die Lokalitäten anbctrifft, denen
die abgebildeten Denkmäler angehören, so liegt es in
der Natur der Sache, daß diejenigen Punkte am reich-
lichsten bedacht sind, die in unmittelbarer Beziehung zu
den persönlichen Verhältnissen des Herausgebers stehen.
Bei weitem die überwiegende Mehrzahl der in dem vor-
liegenden ersten Bande enthaltenen Denkmäler gehört
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