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2V 30.

Kunstblatt.

Donnerstag, den 11. April 1841.

Ausgrabungen von keltischen oder germani-
schen Alterthümern in -er Schweiz und -ein
südlichen Deutschland-

Man hatte schon seit einiger Zeit hei verschiedenen
Nachforschungen in der romanischen Schwei; alte Grä-
ber aufgefnuden, von großen Steinen erbaut, mit ver-
witterten menschlichen Gebeinen und Trümmern von
Schmuck und Waffen ganz eigener Art, als der Archäolog
Fr. Troyon aus Chesaur bei Lausanne, deffcn das
Kunstblatt neulich in Nr. 25, S. 107, sowie schon 1842
in Nr. 82 kur; Erwähnung that, auf dem ihm zugehö-
rigen Territorium von Bel-Air Ausgrabungen veran-
staltete, die, in ihren Ergebnissen an jene genau sich an-
schließend, durch ihren Umfang bedeutend, nach ihrem
Inhalt höchst werthvoll, einen beträchtlichen Beitrag zur
Geschichte der noch ziemlich unbekannten Bewohner der
Schwei; und ihres Culturzustandcs während und nach
der Römerhcrrschaft liefern. Sie erhalten im gegenwär-
tigen Augenblick noch ein besonderes Interesse durch die
bei Nordendorf, unweit Augsburg, gemachten Entdeckun-
gen, die, wegen vieler gemeinschaftlichen Charakterzüge,
wohl in Verbindung damit betrachtet werden können,
ja auf eine sehr nahe Verwandtschaft der Volksstämme
in Süddeutschland und der Schweiz um die gedachte
Zeit Hinweisen.

Es sind diese Entdeckungen so beachtenswerth, daß
wir dem Leser einen Uebcrblick über dieselben in ge-
drängter Zusammenstellung zu geben wünschen, wobei
wir für ausführlichere Belehrung über die Schweizer
Ausgrabungen auf die Mittheilungen dcs Hrn. Troyon
tn erf deitschrift der antiquarischen Gesellschaft zu Zü-
rich, Heft i. ,,nd in., und in der Statistik des Canto»
.le Vaml von Prof. Vulliemin; und über die Nor-
dendorfcr Gräber auf die Beschreibung des Hrn. Christ.
Scdlmaier in dem Jahresbericht des historischen Ver-

! eins für Schwaben und Neuburg, welche demnächst er-
scheinen wird, verweisen.1

Seit langer Zeit waren die Gräber des Hügels von
Bel-Air von der Pflugschaar des Laudmanns aufgcriffen
und soviel zu Tage gefördert worden, daß man an daS
Vorhandenseyu von noch mehreren nicht glaubte, als im
Jahr 1833 Herr Troyon seine Nachforschungen begann
und so glücklich war, noch 246 Grabstätten aufzufinden,
womit obenein die Aussicht auf fernere Entdeckungen
noch nicht abgeschlossen ist. Die Gräber sind im Durch-
schnitt 6 Fuß lang und 2 Fuß breit. Ihre Richtung ist
von Nordost nach Südwest; die Natur des Bodens und
ihre eigenthümliche Eintheilung in drei Schichten brin-
gen eine Verschiedenheit in der Construktion mit sich,
der Art, daß die obern Gräber, nur 2 bis 3 Fuß unter
der Oberfläche, zum Theil von großen, unbehauenen,
platten und blättrigen Steinen, die auf die Kante ge-
stellt und ohne Mörtel verbunden sind, gebildet werden,
ja einige, nur etwa 1 Fuß unter der Erde, in Felsen
gehauen sind; in den zwei unteren Schichten hingegen,
deren Gräber nicht über 6 Fuß tief sind, haben niemals
Platten oder andere Steine den Leichnam umgeben.

Die Lage der Skelette war überall dieselbe: die Füße
und also das Gesicht gegen Morgen, die Arme zu bei-
den Seiten gestreckt, und bei dem Krieger die Rechte
am Schwert. Schwer ist es, die Gebeine aufzuheben,
so morsch sind sie. Die Schädel zeigen ein längliches
Gesicht, starke Kinnlade, hervortretende Backenknochen,
eine kurze und schmale Stirn und einen stark nach hin-
ten zurückwcichenden Kopf. Die Ertremitäten sind von
mittlerer Größe, aber stark. In den untersten Gräbern
finden sich kaum noch Ueberreste von Knochen.

1 I» dieser werden auch, nach der gefälligen brieflichen
Miltbeilung eines Vcrcinsmitgliedes, die Fragen, welche ich
mir die Freiheit genommen an dasselbe über die Lage der
Skelette, der Waffen, Urnen ic. z» richten, Berückfichtigung,
beziehungsweise Beantwortung finden. E. F.

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