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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 25.1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.3206#0128
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126

119 Gräber von verschiedener Construktion enthalten
Waffen, Gürtelschnallen, Agraffen, Schilder, Ringe,
Halsbänder, Vasen und allerhand Schmuck von Metall,
gebrannter Erde und Glas. Die Waffen sind kurze,
breite, spitzige Schwerter mit einer Schneide, liegen
gewöhnlich an der rechten Seite, haben eine kleinere
Klinge unter sich und an den Griffen Spuren von Holz.
Dabei finden sich auch Lanzenspitzen, Pfeilspitzen von
Eisen und von Feuerstein, auch wohl von Dein. Die
wichtigsten Gegenstände dieser Entdeckung sind die Gür-
telschnallen; sie liegen an der rechten Seite des Beckens
und bestehen aus einer Blechplatte, einer Schnalle nebst
Dorn und einer Kette, die diese drei Stücke zusammen-
hält. Die Platte ist viereckig, rund oder dreieckig und
mit Rosetten oder auch mit Nagelköpfen verziert, die
unterwärts starke Haften haben, bestimmt in das Leder
einzugreifen. Die kupfernen Gürtelschnallen, von denen
zwei durch ihre Verzierung an die gallische Metallurgie
erinnern, sind kunstreich ciselirt; die eisernen haben öf-
ters eingelegte Silberfäden von außerordentlicher Zart-
heit, die in der Mitte der Platte verschiedene Verschlin-
gungen bilden, und die gegen den gradlinigten Rand
in diagonaler oder gebrochener Richtung laufen. Solcher
Platten von gleicher Arbeit bedeckten oft mehrere ein
einziges Wehrgehänge. Viele Gräber indessen enthalten
blvs einfache Schnallen von Eisen oder Bronze, oval
und mit einem dicken Dorn versehen, Gußarbeit, in
welche zuweilen die Feile Riefen gezogen. An den Gür-
telschnallen treten einzelne Verzierungen hervor, die über
den religiösen Glauben der Beerdigten Zeugniß ablegen
und von denen weiter unten die Rede seyn wird.

Die Ohrringe sind groß und rundlich und die Ringe
von Silber oder Kupfer, gleich Siegelringen, mit Plätt-
chen versehen, von deney zwei folgende Charaktere tragen:

Halsbänder lagen nur neben Frauen - oder Kinder-
skeletten, wenigstens nie bei Waffen; sie bestehen aus
großen Perlen von gebrannter Erde, von Email oder
gefärbtem Glase; eine von Bernstein hat fast einen Zoll
im Durchmesser.

Die Graburne steht in der Regel zu Füßen des
Skeletts; ihr grauer oder gelblicher Thon erreicht nicht
die Feinheit der römischen Töpferarbeiten, und nichts er-
innert an das Thränengefäß; die gedrehten Vasen von
Topfstein gleichen einem umgestürzten Kegel; andere von
Glas einer Schale oder Flasche.

Außer den genannten Gegenständen fand man noch
Haarnadeln, beinerne Kämme, Stahlfederscheercn, eine
fast römisch geformte Fibula, Schmuck von Schwertscheiden,

eine kleine Mosaik auf Bronze, einen halben Mond von
Silber, Glaskorallcn ic.

Vergleicht man die Beschaffenheit der Gräber und
ihres Inhaltes nach den drei verschiedenen oben erwähnten
Schichten, so zeigt sich von unten nach oben steigende
Entwickelung, so daß der größere Reichthum und die
feineren Verzierungen in den obersten Gräbern sich vor-
finden. In den untern sind die einfachen Schnallen vor-
herrschend, deßgleichen Bronze statt Eisen; die Schwerter
sind schlechter gearbeitet, die Halsbänder seltener. In
der mittleren Schicht haben die Schnallen schon hie und
da Verzierungen; es kommen schon eiserne Gürtelschnallen
vor, jedoch ohne eingelegte Silberfäden; auf einer Kupfer-
platte ist ein Greif eingegraben, ganz ähnlich andern
Darstellungen, die mau bei Ausgrabungen an benach-
barten Orten des Canton de Vaud gesunden, wovon
nachher berichtet werden soll. Zwei Medaillen von Bronze,
obwohl ganz unkenntlich, doch unzweifelhaft römisch,
deuten auf Berührung mit diesem Volk. In der obersten
Schicht endlich finden sich außer den Gegenständen der
beiden untern die kurzen, starken und verstahlten Schwerter
nebst den kleinen Klingen (Dolchen?), Trümmer von
Schwertscheiden, Spangen von Bronze, die schmuckvollen
Gürtelschnallen und Schmuck aller Art, Stirnbänder,
Filigranarbeit ic., und hier allein die Vasen. In
einem Grab fand sich auch neben den Waffen eine Pflug-
schar; zwei Gräber der obern Schicht enthielten nur kai-
serliche Münzen aus der später» Zeit der römischen Herr-
schaft in Gallien, ja neben einem Skelett, das unmittelbar
über zwei älter» Gräbern lag, fand man Münzen von
Karl dem Großen, woraus — wenn nicht der Zufall sie
dahin geführt — auf die fortdauernde Benutzung des
Gottesackers bis ins Mittelalter und auf den bcibe-
haltcncn Gebrauch der Müuzenmitgift an Tvdte z»
schließen seyn würde.

(Fortsetzung folgt.)

Die Gebrüder Nosenthnler.

(Schluß.)

Wenn nun gleich »ach den aufgezählten, zum Theil
großartigen Arbeiten anznnehme» ist, daß Kaspar Rosen-
tbaler, dessen längere oder kürzere Dauer des Lebens
auch nicht bekannt ist, über und über in seiner näch-
sten Umgebung beschäftiget, nie viel Mehreres zu der
ihm schon als Mönch erschwerten weiteren Verbreitung
seines Rufes in fernere Orte oder Lande gemalt habe,
so kann doch mit Grund vermuthet werden, daß das im
Jahre 1705 abgebrannte Kloster Georgenberg, von dem
das heutige Stift Fiecht bis dahin bloß ein unbedeutendes
Filiale für kranke Conventualc» bildete, wahrscheinlich
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