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erbaut und ausgeschmückt wurde." — In Philä fand Lep-
sius im Hofe des großen Jsistcmpels zwei ziemlich wort-
reiche Bilingue, d. i. hieroglyphisch und demotisch abgefaßlc
Dekrete der ägyptischen Priester, von welchen das eine den-
selben Text, wie der Stein von Rosette, enthält. Die nu-
bischen Tempel von Geof Haffen und E'Scbua sind beson-
ders bemerkenswerth, weil daselbst Ramses-Sesostris, der sie
erbaute, zugleich als cvntemplarische Gottheit erscheint und
sich als solche selbst anbetet, neben Phtha und Ammon, den
beide» Hauptgottheiten dieser Tempel. Scho» Champollion
hatte bemerkt, daß wohl aUe Tempel der Ptolemäer und rö-
mischen Kaiser in Nubien nur Wiederherstellungen früherer
Tempel waren, welche in älterer Zeit von den Pharaonen
der is. und 19. Dynastie gebaut und von den Persern zer-
stört worden waren. So war auch der Tempel von Pselkis
zuerst von Tntmosts lll. errichtet worden. Außer den zer-
streuten Baustücken dieses ersten Tempels, der aber nicht, wie
Champollion glaubt, dem Thoth, sondern dem Horus geweiht
war. und also später seine Bestimmung geändert hat, wur-
den noch andere von Mancphtha 1. und II. gefunden. Auch
scheint jener alte Tempel nicht wie der neue seine Are parallel
mit dem Flusse, sondern, wie fast alle andere Tempel, dem
Flusse zugewendet gehabt zu haben. Im Tempel der Isis
zu Kerle entdeckten die Reisenden verbaute Blöcke eines frü-
heren von Tutmosis III. errichteten Tempels, dessen Grund-
inaucrn flch gleichfalls noch erkennen lassen. In Hierasyka-
minos hielten sie die letzte Ernte griechischer Inschriften.
„Bis hieher waren die griechischen und römischen Reisenden
durch die Besatzung von Pselkis und durch ein anderes, einige
Stunden südlich von Hierasykaminos gelegenes festes Lager
Mehendi, das auf den Karlen nicht angegeben wird, gesichert.
Pseininis scheint nur vorübergehend nach dem Feldzuge des
Petronius eine Besatzung gehabt zu haben. Mehendi, wel-
cher Name wohl nur arabisch das Bauwerk, die Festung be-
zeichnen soll, ist das besterhaltene römische Lager, das mir
bekannt ist. Es liegt auf einer ziemlich steilen Höhe und be-
herrscht von da den Fluß und ein kleines Thal, welches sich
an der Südseite der Festung vom Flusse heraufzieht und den
Karavanenwcg hier in die Wüste ablenkl, der erst bei Medyk
wieder zum Flusse herabsteigt. Die Stadtmauer umschließt
ein Viereck, welches sich östlich ein wenig den Berg hinab-
zieht und 17 5 Schritte von Süd nach Nord und m von
Ost nach West mißt. Aus de» Mauern springe» regelmäßig
vier Cckthürme und vier Mitkelthürme hervor; von dcn letz-
teren bilden der südliche und nördliche zugleich die Tliore,
welche zu größerer Sicherheit nicht gerade, sondern mit einer
Wendung in die Stadt führten. Das südliche Thor und der
ganze südliche Theil der Festung, die ungefähr >20 Häuser
umfaßte, sind vortrefflich erhalten. Sogleich hinter dem
Thore tritt man in eine 6 7 Schritt lange, schnurgerade
Straße, welche mit geringer Unterbrechung noch jetzt durch-
aus überwölbt ist; mehrere enge Nebenstraße» führen zu
beiden Seiten ab und sind gleichfalls, so wie sämmtlichc Häuser
der ganzen Stadttheils, mit Nilziegelgewdlben überdeckt. Die
Straße führt auf einen freien felsigen Play in der Mitte
der Stadl, neben welche», auf dem höchsten Punkte des Fels-
rückens das größte und festgebaute Haus, ohne Zweifel des
Bcfehlhabers, mir einer halbrunden Nische am Ostende, lag.
Die Stadtmauern sind aus unbehauenen Steine» aufgebant;
nur das Thor, welches einen wohlgefügtcn römischen Bogen
trägt, ist ans scharf behauenen Quadern gebaut, unter denen
sich mehrere mit Skulpturen ächtägyptifchen, obgleich später»
Skyls versehene eingefügt fanden, zum Beweis, daß sich hier
vor der Erbauung der Festung ein ägyptisches oder äthiopi-

sches Heiligthum, wahrscheinlich eine Jsiskapelle, fand. Ein
Osiriskopf und zwei Jsiskbpfe waren noch zu sehen, von de-
nen einer noch die rolhgezeichneten Proportionsquadrate des
dritten Canon^ zeigte." — „In vier Monaten," so schließt das
inlialtrcichc Schreiben, „hoffen wir die zweite Hauptaufgabe
unserer Reise, die Erforschung der äthiopischen Denkmäler, zu
beendigen und bis Nadi Halfa wenigstens zurückznkommen."

Zum Schluffe dieser jüngsten Nachrichten von der prcnßi-
schen Expedition kommen wir auf eine in Nr. n des Kunst-
blattes v. d. I. aus französischen Journalen aufgenommene
irrthümliche Mitkhcilung zurück, welche die Entdeckung des
französischen Ingenieurs Linant de Bellefonds über die
Lage des alten Mörissecs in Widerspruch mit dcn Angaben
des Prof. Lepsiuö setzt, und berichtigen hiermit, unter
Hinweisung aus die veröffentlichten Berichte der preußischen
Expedition, namentlich in Nr. 7 5 des Kunstblattes v. vor. I.,
die im Ganzen und Einzelnen theils unrichtige, thcilS unge-
naue Mittheilung in Nr. i \ dahin, daß Linants Abhandlung
über den Mdrissce längst vor dem Eintreffen der preußischen
Expedition im Fayum geschrieben und gedruckt war, und daß
Lepsius, weit entfernt, eine Ansicht über die Lage des Mö-
rissces aufzustcllen, welche der früher vorgctragenen von Li-
nant widersprochen oder einen späteren Widerspruch von Sei-
ten des letzteren hervorgerufcn hätte, auch weit entfernt, die
Entdeckung Linants sich selbst zuzueignen, ausdrücklich diesen
als dcn Entdecker bezeichnet, auch die von demselben nachgc-
wiesenc Lage des Sees als die richtige anerkannt und mit
dieser Nachweisung sich völlig einverstanden erklärt hat.

In Unterzeichnetem ist erschienen:

Mittelitalien,

vor den Zeiten römischer Herrschaft,

nach seinen Denkmalen

darqcstellt von

vr. Wilhelm Abeken,

Sekretär des archäologische» Instituts zu No,» :c.

Mit c i l f Tafeln.

gr. 8. Velinpapier.

Preis 5 fl. 24 Er. oder 3 Rthlr. 6 gGr.

Inhalt:

Einleitung. Das älteste mittlere Italien choro-
graphisch und historisch. l) Etrusker und Umbrer. 2) La-
tiner. 5) Die Sabiner und die Sabellischcn Stämme. Die
Denkmale des ältesten Italic». — Die ältesten Städ-
tebauer und die ältesten Burgen. — Anlage und Bildung der
Städte. — Mauerbau. — Die Bogen - und Gcwölbconstruk-
tio». — Die Befestigungen alter Städte. — Hydraulische An-
lagen. — Straßen und Brücken. — Privaten und öffentliche
Bauten des Gerichts und des Verkehrs. — Nachträgliches
über Brunnenhäuser und Cisterne». — Anlagen der Volks-
lustbarkeil. — Die Tempel. — Die Gräber. — Plastik und
Malerei. Etrurien und Umbrien.— Latium und die Sa-
bina. — Campanicn mit Anschluß von Samnium und dem
nördlichen Lucanic»; die Länder des adriatische» Meeres. —
Uebcrsicht der in Italic» geübten Künste in ihrer Technik und
ihren Leistungen. O Thonarbeit. 2) Metallarbeit. — Die
Glas - und Schmelzarbeit. — Die Steinarbeit. — Die Arbeit
in Holz, Elfenbein, Bernstein. — Die Malerei.

Stuttgart und Tübingen.

I. G. Lptta'fcher Verlag.

Unter Mitwirkung von Dr. Ernst Förster in München und vr. Franz Kugler in Berlin, und unter Verantwortlichkeit

der I. G. Cotta'schen Buchhandlung.
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