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öfter in den italienischen Städten, namentlich am Molo
in Neapel, erlebt, und selbst fremdartige Erscheinungen,
wie sie dort Vorkommen, wo sich Reifende unter die
Zuhörer stellen, fehlen hier nicht. Das Gemälde ist
nach einem Gedicht Lord Byrons gemacht, nnd da dieser
Petrarca als den Freund Rienzi's nennt, so finden
wir ihn auch hier wieder; er sitzt ruhig, ein Buch in
der herabhängenden Hand, neben dem feuersprühenden
Redner. Farbenaustrag und Behandlung erscheinen frei
und kühn nnd zeigen den gewandten Maler, der nach
der Natur und nach spanischen und spätern niederlän-
dischen Mustern studirt hat.

Diogenes sucht mit der Laterne am Tage
einen rechtschaffenen Mann von G. G. Bullock,
Kniestück, lebensgroßes Studium nach einem Modell.

Die Mauern in Valencia von den Spa-
niern belagert von P. F. Poole. Ich kann es nicht
über mich gewinnen, eine irgendwie in's Einzelne einge-
hende Beschreibung dieses Bildes fürchterlichster Schreck-
nisse zu geben. Es ist nicht der Hungertod, sondern
das Sterben aus Hunger in vielfach erneuter Gestalt;
eine Reihe lebendiger Leichen, in denen der letzte Tro-
pfen des Lebens gerinnt und die Sinne schon zum
Wahnsinn erstarren, daß Mütter für tobte Kinder aus
der verfchrumpsten Brust Nahrung zu drücken sich be-
mühen und Sterbende bei Tobten Hülfe suchen. Bei
alle dem ist das nicht gewöhnliche Talent des Künstlers
unverkennbar, nnd es steht zu erwarten, daß — sobald
nnr die Phantasie eine andere Richtung nimmt, in wel-
cher Musen und Grazien ihn begleiten — er gewiß Aus-
gezeichnetes im guten Sinne leisten werde. Bemerkens-
werth erschien mir an diesem Bilde, daß es mehr Vor-
züge der Zeichnung zeigt, als der Farbe, die in den
Lichtern leer, weißlich, in den Refleren ohne Grund
gelblich ist.

(Fortsetzung folgt.)

11 c Iv r o l o g.

VII. Hippolyt Rosellini.'

Dieser berühmte Alterthumsforscher, geboren den
13. August 1800 zu Pisa, der Sohn eines Kaufmannes,
für dessen Beruf er sich ebenfalls bestimmen sollte, ward
jedoch bald nach Talent und Neigung höheren Studien
übergeben. Bei seinem ersten Lehrer, einem Serviten-
mvnch von S. Antonio, Pater Battini, welcher bedeu-
tende numismatische Kenntnisse besaß, erwachte bereits
sein Interesse für das Alterthum. In seiner Vaterstadt

1 Vergl. Allgcm. Zeitung Nr. si vom si. Jan. 1844,
außerord. Beil., die einen Lebensabriß nach der italienischen
Denkschrift von Bordelli enthält.

Pisa vollendete er die theologischen Studien und wurde
1821 Doktor der Theologie; 1824, nachdem er mehrere
Jahre hindurch in Bologna unter der Leitung des nun-
mehrigen Kardinals Mezzofante sich eine gründliche
Kenntniß der morgenländischen Sprachen verschafft hatte,
zum Professor der orientalischen Literatur an der Pi-
faner Universität ernannt. Ein lebendiger, anregender
Lehrer, ließ er sich auch außerhalb des Hörsaals die
Pflege der Wissenschaft angelegen fern. Schon im Jahr
1825 sprach er sich über und für die Entdeckungen Cham-
pollion's im Hieroglyphensystem ans. Mit Bewilligung
der toscanischen Regierung war er der Gefährte des ge-
nannten französischen Gelehrten, als derselbe im Früh-
ling und Sommer des Jahres 1826 die ägyptischen
Denkmäler Roms und Neapels, später Turins, bereiste.
Im November desselben Jahres ward ihm ein längerer
Aufenthalt in Paris zur Fortsetzung seiner ägyptischen
Studien gestattet, von welchen schon damals die im
Drucke erschienene Erläuterung eines ägyptischen Reliefs
der Gallerte zu Florenz rühmliche Proben ablegte. Im
September 1827 ertheilte ihm der Großherzog Leopold II.
einen Reiseurlaub nach Aegypten auf anderthalb Jahre,
sowie eine Unterstützung für ihn nnd sechs andere Mit-
glieder dieser Erpedition, bei welcher sich auch der Ar-
chitekt Gaetauo Rosellini und drei Naturforscher be-
fanden. Nach vielen Bemühungen, unter welchen Ro-
sellini in Paris verweilte, entschloß sich die französische
Regierung, auch ihrerseits Champollion und fünf an-
dere Personen, darunter Bertin und Nestor L'Hüte, zu
dem gleichen Zwecke mit königlicher Freigebigkeit auszu-
rüsten. Am 31. Juli 1828 schifften sich die vereinigten
toskanischen und französischen Reisenden in Toulon ein
und landeten am 18. August in Aegypten, woselbst sie
fünfzehn Monate zubrachten. Das Crgebniß ihrer For-
schungen ist in den „Monumenten Aegyptens und Nu-
biens" enthalten. Rosellini, am 6. Januar 1830 nach
Pisa heimgekehrt, eröffnete Vorlesungen über Hierogly-
phik, deren Inhalt im Jahr 1837 in den „Eiemema
lingiue Aegyptiacse“ des Pater Uugarelli zu Rom er-
schien, nachdem er schon im Jahr 1831 in einem ver-
öffentlichten Brief an Peyron seine Grundsätze hierüber
dargelegt hatte. Besonders aber lag ihm die Bekannt-
machung und Erklärung des erworbenen ägyptischen
Denkmälerschatzes am Herzen. Die Freunde hatten sich
das Geschäft getheilt; Champollion sich hauptsächlich die
historischen Inschriften und Darstellungen ausgewählt,
Rosellini zunächst die auf das Privatleben der Aegyptier
bezüglichen Monumente behandelt.

(Schluß folgt.)
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