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2V 81.

unstblatt.

Dienstags den 8. Oktober 1844.

Archäologie.

1. Die Schaale des Kodros, berausgegeben von
Emil Braun. Gotha 1843. Berlin in Com-
mission bei E. H. Schröder. Gr. Fol. 5 kolo-
rirte Tafeln und 1 Bl. Tert.

2. Die Heilung des Telephos. Drittes Programm

zum Berliner Winckelmannsfest von Ed. Ger-
hard. Nebst einer Abbildung. Berlin, gedruckt
bei G. Reimer 1843. 4. 12 Seiten u. 1 Ku-

pfertafel.

Auf der schönen unter Nr. 1 genannten Volcenter
Schaale, auf welche zuerst Anselm von Feuerbach auf-
merksam gemacht hat, sind drei Gruppen aus dem atti-
schen Mythenkreise dargestellt. Auf dem äußeren Rand
der Schaale sind zwei sich symmetrisch entsprechende Com-
positionen angebracht; jede besteht aus fünf durch In-
schriften bezeichneten Personen. An der Spitze der er-
sten steht Aegeus mit seinen beiden Frauen, der Aethra
und der Medea. Theseus, reisefertig, mit Petasus und
Chlamys angethan, auch mit Schwert und Doppellanze
bewaffnet, ist an den greisen Vater herangetreten, um
sich für den Zug nach Creta zu beurlauben. Phorbas,
sein Waffenmeister, folgt ihm nach; er ist mit Schild,
Harnisch und Speer gerüstet, den Helm hält Medea für
ihn bereit. Die zweite Composition wird ebenfalls von
einem alten Mann eröffnet, Lykos, dem Repräsentanten
des Lykeions, welches als der Ort kriegerischer Uebun-
gen und der Heerschau dem Marsfeld der Römer ent-
spricht. Vor dem Lykos steht Ajas, mit Lanze und
Schild bewaffnet, dem Athene Promachos, Menestheus
und Melite folgen. Der Salaminier Ajas ist in den
attischen Sagenkreis eingebürgert worden, seitdem Sa-
lamis den Athenern unterworfen worden war, ähnlich
wie durch ein wahrhaft wundersames Widerspiel in neue-
ster Zeit der große Corse durch die Eroberung des va-

terländischen Jnselreichs ein Franke geworden zn seyn
sich rühmte. Ajas, der stets für einen zweiten Achill
galt, tritt bei der großen Heeresmusterung der Schaa-
ren voran, welche Athene in der Person des Menestheus,
des Ordners der Schlacht, heranführt. Der Demos
Melite ist anwesend, weil des Ajas Sohn, Eurysaces,
in demselben ein Heroen, er selbst also nach einer be-
kannten mythologischen Ausdruckswcise als Nativnalheld
ein Heiligthum hatte. Das dritte Bild auf dem Boden
der Schaale stellt den denkwürdigen Augenblick dar, in
welchem Kodros aus dem Munde des Sehers Aenetvs
den Orakelspruch empfängt, demzufolge er sich dem Tode
weiht. Wir haben diesen Erklärungen nichts entgegen
zu setzen und beizufügen, als die Bemerkung, daß der
sonst nicht bekannte Name des Sehers Aenetvs einem
nicht nur in der mythischen, sondern auch in der histo-
rischen Zeit eristirenden Sehergeschlecht eigen gewesen zu
seyn scheint, und in entstellter Form bei Pausanias (At-
lica 27, 5) vorkommt, wo die neueste Ausgabe von Schu-
bart und Walz liest: hü dt rov ßüiüwv xa\ dySQtavre;
tio\v, jIivstos os 8/jccvTe vero Tol/iidn xcc'l avrds
2'oÄutdt':, o; ß-ilh-vctitov vuodiv tjyov/jtvog d?J.ovs rt ey.axtoot

y.di UtXonowijoitay t>]v ’/roactv u. s. w. Herr Braun fin-
det den Einigungspunkt dieser drei Bilder in der trilo-
gischen Form, welche die tragische Kunst in den schön-
sten Zeiten beherrschte, und eignet dessen Publikation
einer Trias thüringischer Notabilitäten zu, den Herren
C. Göttling, seinem Freunde, F. Jacobs, dem Ruh-
mesträger seiner Vaterstadt, CH. F. V. Rost, seinem
Lehrer im Griechischen.

In dem unter Nr. 2 genannten Programm zum
Berliner Winckelmannsfest macht Herr Gerhard eines
jener noch immer seltenen etruskischen Spiegelbilder be-
kannt, welche durch Zeichnung und Composition den
Ausdruck griechischen Geistes und Griffels an sich tragen.
Achilles und Agamemnon sind beschäftigt, den von der
achilleischen Lanze verwunderen Telephoö zu heilen. Der
schon durch die Composition deutlich bezeichnete Gegenstand
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