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2V 82.

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Donnerstag, den 10. Oktober 1844.

Die Scutpturen des Giebelfeldes vom neuen
Llusstellnngsgebäudc in München, von Lud-
wig Schwanthaler.

Während in der Erzgießerei die Statuen Goethe's,
Wrede's, Tilly's, des Großherzogs von Baden nebst
seiner allegorischen Umgebung nach Schwanthalers
Modellen ausgeführt wurden, entstanden in seinen eige-
nen Werkstätten wieder mehrere neue Werke, als die
kolossalen Victorien zur Befreinngshalle, die Metopen
zu der bayrischen Ruhmeshalle, die Statuen des Huß,
Aiska u. A. m. Das Bedeutendste indeß was in dieser
Zeit und seit lange in Schwanthalers Werkstatt vollen-
det worden, sind die Figuren des Giebelfeldes vom
neuen Ausstellungsgebäude.

Gegenüber der Glyptothek und der ionischen Favade
derselben bat der König durch den Architekten Ziel'-
land ein im Allgemeinen ihr ähnliches Gebäude, jedoch
im korinthischen Styl, aufführen lassen, mit der Be-
stimmung, den periodischen Kunst- und Industrie-Aus-
stellungen zu dienen. Beiläufig ein für alle größere
Negierungen nachahmungswertheö Beispiel! da bei der
Benutzung anderer Räume zu solchem Zweck in der Regel
Nachtheile aller Art unvermeidlich sind, und wären es
auch nur solche, wie in Paris und London, wo wegen
der neuen Ausstellungen die älteren Werke viele Mo-
nate lang unzugänglich sind.

Wie das Giebelfeld der Glyptothek mit Statuen
geschmückt ist, die das griechische Kunstleben unter dem
Schutze der Minerva vorstellen, so sollte am neuen
Ausstellungsgebäude der Schutz, welchen die Künste in
Bayern, gefunden, ausgedrückt werden. Schwanthaler
stellte in die Mitte des Ganzen die Repräsentantin des
Landes, die kolossale Gestalt der Bavaria. Ihr lang
herabwallendes Haar ist mit dem Eichcnkranz geschmückt;
bekleidet mit einem langen Peplon und der leichteren
dorischen Tunika darüber, dazu mit einem Mantel, dessen
Rand sich nur an einer schmalen Stelle über den Arm

legt, wohl aber einen massenhaften und zugleich durch
Formen belebten Hintergrund bildet, steht sie zwischen
den (heraldischen) Löwen ihres Thrones, Ehrenkränzc
in beiden Händen, die rechte erhoben wie zur Preiser-
theilung, die linke ungezwungen herabhängend. Die
verschiedenen Künste, die sich ihres Schutzes zu erfreuen
haben, sind durch einzelne männliche Gestalten vertreten.
Von ihrer Rechten stehen zunächst dem Throne der Ar-
chitekt, in der Rechten den Zirkel, mit dem linken
Arm auf das Modell eines Gebäudes gestützt, das auf
einem Postamente ruht; den linken Fuß hat er auf
einen Stein ausgestellt, den Kopf hat er gegen die Ba-
varia erhoben, so daß die ganze Figur in lebendiger
Bewegung ist, ohne jedoch das Maß der Würde und
des Ernstes der ersten aller Künste zu überschreiten.
Neben dem Architekten steht in gleichfalls ernster Hal-
tung der Historienmaler, in kurzer Tunika mit
leicht übergelegtem Mantel, eine kleinere Tafel zwischen
der linken Hand und dem Schenkel haltend, eine grö-
ßere in der rechten. Ihm folgt in etwas gebückter
Stellung, in Bewegung und Tracht (er trägt eine
Mütze, Sandalen, eine Feldflasche) den Natursohn ver-
rathend, mit heiteren Mienen und raschem Schrirt, der
Genremaler. Nach diesem kommt eine halbkniende
Figur in phrygischer Tracht, mit einer großen Vase, die
den P orz e llanm a ler kenntlich macht, und endlich iu
noch gebückterer Stellung, wie cs durch die Form des
TympanvnS bedingt ist, der Glasmaler mit einem
Glasfenster, das durch die Andeutungen eines Christus-
kopfes auf die Bestimmung der Glasmalerei als Kir-
chenschmuck, wie sie zweckgemäß in Bayern gegeben ist,
hindeutet.

Auf der linken Seite der Bavaria steht ihr zunächst,

! in einen weiten Mantel gehüllt, doch so, daß der ein-
gestemmte linke Arm mit dem Hammer und ein Theil
j des uns zngekehrten Rückens frei ist, die stolze bärtige
! Gestalt des Bildhauers. Er ist der einzige, der
! nicht allein kommt in diesem Festzuge; er bringt einen
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