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378

Pflichten reden und Thaten und Dienste der Geistlich-
keit, der Staatsmänner und der Heerführer in ihrer
Beziehung zur Regierung schildern. In der Garderobe
wird der Künstler das Bild der königlichen Macht und
Vorrechte, der Tugenden und Pflichten, welche den
Thron zieren, aufstellen. Die Victoria-Gallery bietet
vielleicht die schönste Gelegenheit zn umfassenden Kunst-
werken, und zwar entweder in Bezug auf die brittische
Gesetzgebung, oder mehr geschichtlich auf die Thaten
englischer Herrscher, oder endlich auf die Macht und
Größe der Nation, wobei er — mit Berufung auf einen
Ausspruch von Reynolds 1 — Allegorien nicht ausge-
schlossen wünscht."

Außerdem spricht Mr. Eastlake über die verschiede-
nen Style, namentlich über den für monumentale Sta-
tuen passenden, wobei er sich gegen die kleinlichen und
peinlichen Rücksichten der Costüme-Correktheit erklärt;
über die Verhältnisse und den Umfang der Fresken in
den vatikanischen Stanzen und der sirtinischen Kapelle,
und endlich über die verschiedenen Methoden, deren
man sich für Wandgemälde bedienen kann.

Wir können nicht umhin, auf den Gedanken des
Lord Mahon zurückzukommen, der eine übersichtliche
Entfaltung der brittischen Macht ans der Geschichte deS
Volkes will, ohne, wie es scheint, dieselbe nach gewissen
Rubriken des Lebens (Handel, Staatsleben, König-
thum rc.) zn sondern. Welchen Anblick gewährt
die Macht Grvßbrittanniens und durch wel-
ches Zusammenwirken von Kräften und Er-
eignissen ist sie allmählig auf die gegenwär-
tige Höhe gelangt^ Dies scheint die einfache Auf-
gabe, deren Lösung zu der vielfältigst anregenden und
befriedigendsten künstlerischen Thätigkeit führen muß.

_ — cf- —

1 „WaS so oft vom Ungenügen der allegorischen Poesie
gesagt worden, daß sie widerwärtig ist und kalt — kann nitlit
von der allegorischen Malerei gelten, deren Beziehungen von
ganz anderer Art sind. Wenn allegorische Gemälde Anlaß
geben zu einer großen Mannigfaltigkeit idealer Schönheit, zu
Reichtyum, Verschiedenheit und Anmuth der Composition, zu
Entwickelung künstlerischer Fertigkeiten, so sind alle wnn-
schcuswcrthe Beziehungen berücksichtigt; und ein solches.Ge-
mälde zieht nicht nur die Aufmerksamkeit auf sich, sondern
fesselt sie." Ungeachtet indeß deS richtig erkannten Unter-
schiedes zwischen gemalter und gedichteter Allegorie, wünschen
wir auch der erster» ein möglichst beschränktes Feld.

U c st r o l o g.

C. F. L. F-. v. Rumohr.

(Schluß.)

klm diese Zeit zeigte Rumohr eine große literarische
Thätigkeit. Der rechtsgeschichtlichen Abhandlung und

dem dritten Bande der „Italienischen Forschungen" folg-
ten im I. 1832: „Königs Geist der Kochkunst," Stutt-
gart; „Deutsche Denkwürdigkeiten," Berlin; „Drei Reisen
nach Italien," Leipzig; in München der erste Band der
„Novellen." 1834 in Stuttgart: „Schule der Höflich-
keit für Alt und Jung," und im Leipziger Taschenbuchs
Urania: „Der letzte Surillo," seine beste poetische Pro-
duktion. 1835 erschien in München der zweite Band
der „Novellen" und in Lübeck „Kynalopekomachia, der
Hundefnchsstreit, mit Bildern von Speckter," ein sati-
risches Gedicht auf die Zeitverhältnisse. In demselben
Jahre erschien auch die „Geschichte der königlichen Ku-
pferstichsammlung zu Kopenhagen," welche er in Gemein-
schaft mit dem Inspektor Professor Thiele herausgab,
und ein „Beitrag zur Geschichte der Kunst und Ergän-
zungen -der Werke von Bartsch und Brulliot," Leipzig.
Seit 1831 hielt sich Rumohr zwei Jahre in Dresden
auf, wo er häufig Beweise des Wohlwollens der könig-
lichen Familie erhielt. 1836 ließ er in Leipzig zwei
Schriften über Formschneidekunst erscheinen: „Hans Hol-
bein der Jüngere in seinem Verhältnis' zum deutschen
Formschnittwesen," „Auf Veranlassung und Erwiederung
von Einwürfen eines Sachkundigen gegen die Schrift:
Hans Holbein rc.," und in dem darauffolgenden Jahre:
„Zur Geschichte und Theorie der Formschneidekunst."

Seine vierte Reise nach Italien unternahm Rumohr
im I. 1837, und kam diesmal nicht über die Lombardei
hinaus, besonders hielt er sich in Mailand auf. 1838
erschien in Lübeck von ihm: „Reife durch die östlichen
Bundesstaaten in die Lombardei und zurück über die
Schweiz und den ober» Rhein, in besonderer Beziehung
auf Völkerkunde, Landbau und Staarsmirthschaft," ein
geschätztes Werk, zu dessen Ergänzung er noch in dem-
selben Jahre „historische Belege rc." ebendaselbst erschei-
nen ließ. — Obgleich Rumohr sich mit großem Eifer
diesem praktischen Zweige der Wissenschaft zuwandte und
in Folge dessen große Anerkennung fand, verlor er dabei
doch nicht die Kunstintereffen aus dem Auge, und im
I. 1841 erschien in Leipzig seine „Untersuchung, daß
Maso di Finiguerra Erfinder des Handgriffs sey, ge-
stochene Metallplatten auf geuctztes Papier abzudrucken."
ES war dies RumohrS letzte kunstgeschichtliche Arbeit.
Seine letzten poetischen Produktionen waren die Novelle
„Raphaels Lehr - und Wanderjahre" und ein Phantasie-
stück, erschienen in dem Berliner Taschenbuch Jtalia.

Rumohrs fünfte und letzte Reise im I. 1840 war
nur von kurzer Dauer da sein vorgerücktes Alter ihn
die italienischen Formen, denen er sich nicht wohl ent-
ziehen konnte, lästig finden ließ. Nach wenigen Mo-
naten Aufenthalts in Venedig kehrte er nach Deutsch-
land zurück, hielt sich einige Zeit in Berlin auf und
verlebte den Winter in Kopenhagen. In Lübeck, wo er
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