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379

Kill Leben zu beschließen gedachte, kaufte er sich ein
Haus, das er nach seinem eigenthümlichen Geschmack
ausbauen ließ. Obgleich er im Ganzen nun still und
zurückgezogen lebte, sah er doch fast täglich Gaste bei
sich, und mit großer Bereitwilligkeit gestattete er Jedem
den Zutritt zu seiner Sammlung, der Kunstinteresse
zeigte. Unter den vielen fremden Gelehrten, die ihn
bei ihrer Durchreise besuchten, war auch der Professor
Altmeyer aus Brüssel, der ihm drei Monographien
überreichte, welche Rumohr in's Deutsche übersetzen ließ
und herausgab unter dem Titel: „Kampf demokratischer
und aristokratischer Prinzipien zu Anfang des sechszehn-
ten Jahrhunderts." Lübeck 1843. Das Vorwort zu die-
sem Werke ist von ihm und sein letztes literarisches
Produkt.

In Plön, wo während des Sommers 1842 der König
von Dänemark sein Hoflager aufgeschlagen, begrüßte Ru-
mohr diesen seinen hohen Gönner noch einmal. Den
Winter verlebte er in Berlin, wo seine unheilbare
Brustwassersucht zum Ausbruch kam. Zn Anfang Fe-
bruars kehrte er nach Lübeck zurück, wo ihm sein Arzt
eine Badekur anrieth, die er in Böhmen im Frühjahr
auszuführen gedachte; allein er mußte auf der Reise
dahin in Dresden liegen bleiben, da sich sein Zustand
sehr verschlimmert hatte, und obgleich sein ans Lübeck
herbeigerufener Arzt durch zweckmäßige Behandlung die
Hoffnung auf Besserung neu belebte, stellte sich diese
jedocb leider bald als trügerisch heraus. Am Morgen
des 25. Juli wurde er beim Frühstück vom Schlage ge-
troffen, der nach wenigen Augenblicken seinen Tod zur
Folge hatte.

Literntur.

Das Kloster Hirsau, historisch-topographisch be-
schrieben von Franz Steck. Calw 1844. Bei
Gustav Nivinius. 8. IV u. 313 S.

Die Geschichte der vormaligen Benediktinerabtei
Hirsau auf dem Schwarzwalde ist nicht ohne interessante
Aufschlüsse über den Charakter und Entwickelungsgang
der mittelalterlichen Kunst. Zwar ist aus der von den
Franzosen unter ihrem Herostrat Melac angerichteten
Zerstörung nur noch Weniges von dem ehedem so gro-
ßen, reichen und herrlichen Kloster und seiner Peters-
kirche übrig. Aber doch steht noch einer von den west-
lichen Thürmen unversehrt, und eine freilich erst im
Anfang des 16. Jahrhunderts gebaute Seitenkapelle ist
erhalten und zum kirchlichen Gebrauch der evangelischen
Ortsgemcinde eingerichtet; auch ist die alte Aurclius-
kirche auf dem rechten Nagoldufer in ihren wichtigsten i
Bestaildtheilen noch vorhanden und trägt den Stempel I

der ältesten deutsch-romanischen Baukunst in großer Ein-
fachheit und Würde. Daneben sind von den berühmten
Glasgemälden des Klosterkreuzganges, die uns durch
schriftliche Tradition aufbehalten wurden, nur zwei noch
im Orte Hirsau zu finden; andere hat man vor etwa
fünfzig Jahren in die improvisirte gothische Kapelle auf
der Insel des königlichen Lustschlosses Monrepvs bei Lud-
wigsburg gebracht, von wo sie der Verfasser nicht ohne
Grund für den Schmuck der Hirsauer Kirche zurücksor-
dert; eine Gedanke, zu dessen Ausführung ihm der in
seinen bisherigen Untersuchungen so glückliche württem-
bergische Alterthumsverein behülflich seyn dürfte, lieber
solches Alles ist in dem fleißig und gründlich gearbei-
teten Buche, das zugleich mit Gemüth und Laune ge-
schrieben ist, eine Mittheilung gemacht, und wenn gleich
der Verfasser sich nicht selbst in archäologische Unter-
suchungen einlassen mag, sondern am liebsten die Beschrei-
bung und das Urtheil namhafter Gelehrten des Fachs,
z. B. Stälin, Krieg von Hochfelden, Schwab, aufnimmt,
so ist doch gerade diese Zusammenstellung auch für den
Freund der Kunstgeschichte von Werth. Zwei lithogra-
phirte Zeichnungen geben das Hirsau vor der Zerstörung
und wie es gegenwärtig aussieht.

eit.

Nachrichten vom September.

FUalerei.

Paris. Amanry-Duval hat uuninchr die Gemälde
in der Kapelle der heil. Philvmcua in der Kirche S. Merrv
vollendet.

Der König Ludwig Philipp hat bei Horace Vernct
drei Gemälde bestellt, welche den Angriff auf Tanger, die
Einnahme von Mogador und die Schlacht am Jslp darstellen
solle». Wahrscheinlich wird der Künstler sich demnächst an
Ort und Stelle begeben, um sich eine Lokalanschauung zu
bilden.

Von Brüssel ist ein außerordentlich schönes Gemälde von
Van Dyck hiehcr gebrachi worden, wo die ächten Bilder
dieses Meisters olmedcm eine Seltenheit sind. Dasselbe stellt
die büßende Magdalena dar, lebensgroß, in lialbcr Figur,
beinahe nackt und mit aufgelöstem Haar; ihre Hände sind
zum Gebet gefaltet und ihre reuig gen Himmel blickenden
Augen scheine» um Vergebung und Gnade zu siehe». Vor
der reumüthigen Sünderin liegt ein aufgeschlagcnes Buch und
neben ihr ei» Todtenkopf. Der Ausdruck des vom tiefsten
Schmerz erfüllten Angesichts ist von ergreifendem Pathos.
Die Zeichnung ist feiner, die Fvrnienauffassnng edler als die
des Rubens, und der klare, warme, hellgelbliche Ton des
Fleisches dem Rubcns'schen sehr nahe kommend. Die Hände
sind, wie gewöhnlich bei Wa» Dyck, von musterhafter Schön-
heit, Feinheit und Vollendung. Das Gemälde hat zwar
weder eine Namensaufschrift noch ein Datum. Aber unter
den 02 Bildern von Van Dyck im Louvre ist blos ans dem
Bildnisi Karls I. von England, und von den n- l 2 Werken
dieses Meisters im Berliner Museum nur das Bildniß des
Prinzen Thomas von Carignan bezeichnet, und unter der
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