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worin mehr als halberhaben (und über halbe L. G,) die1
Barmherzigkeit dargestellt ist, ein Weib das von mehrern
Lackten Kindern umringt ist, die thcils zu ihren Füßen,
lheils auf ihren Knien sitzen, und von denen sie einem die
Brust reicht, und die andern mit dem Arm umfaßt und
an sich drückt; ein herrliches Werk! Wenn ichhep Granada
Lichts davon sagte, so geschah es, weil sch den Meister
nicht kannte. — Torreggiano starb in Sevilla >5rr im Ge-
fängniß, in Folge eines Streites, den er mit dem Herzog
von Arcos gehabt, über eine Jungfrau mit dem Kinde,
die er für ihn gearbeitet hatte, und die er im Eifer vor
dem Herzog in Stücken schlug. Diesen Geronimo arbeitete
er in gebrannter Erde für das Kloster de Buenavista vor
der Stadt; es ist über Lebensgröße, und der Heilige
nackt bis auf ein Tuch um die Hüfte, ruht auf dem linken
Knie und dem rechten Fuß, in der Linken ein Kreuz, in
der Rechten einen Kiesel, womit er, sich gegen die Brust
zn schlagen, ausholt; das Gesicht aufwärts blickend. Die
Grazie in der ganzen Gestalt, besonders der Haltung des
Kopfes, die gewiß bep einem solchen Gegenstand sehr schwer
zu erhalten war, ist dewundernswerth. Die gewaltsame
Handlung stört keineswegs das Gleichgewicht und die ernste
Svmmetrie des Ganzen. Das Gesicht ist das eines schönen
Greifes, im Ausdruck hoher Entzückung; die Anatomie
der nackten Theile ist von der größten Wahrheit, doch viel-
keicht zu sehr auSgedrückt: das Tuck ist so trefflich gear-
beitet, daß ich es lange für ein wirkliches Tuch hielt, wo-
mit man nach hiesiger löblicher Gewohnheit die Nndi-
täten vermauert batte. Kurz ich glaube, die spanischen
Knnstschreiber habe» nicht Unrecht, wenn sie bloß Werk
für eines der besten halten, die seit den Alten die Bild-
hauerep hervorgebracht habe. Freylich kann man besonders
bey einem solchen Gegenstand, und einem Schüler der
altern floreutinischen Schule nicht die ideelle Schönheit der
Griechen suchen. Auch muß ich gestehen, daß mich jenes
Basrelief in Granada mehr auzieht: hier ließ auch der Ge-
genstand dem Künstler eher zu, sich an die antike Form
zu halten, denn ein heil. Hieronymus in der Wüste muß
doch nun einmal, um die Gläubigen nicht zu skanbalisiren,
ein alter, halbmazerirter Geselle seyn. Won Torreggiano
soll auch ein Christus am Kreuz fexn (L. G.) ebenfalls von
gebrannter Erde. Dieser Cbristus ist zwar ein treffliches
Werk, und könnte vielleicht der sepn, von dem Vasari
spricht, allein Pon; und andere spanische Schriftsteller sagen
ausdrücklich, daß dieses Cruzifir sich nirgends in Sevilla
finde; auch macht man sich nach dem heil. Hieronymus
doch Erwartungen, die dieser Christus nicht ganz erfüllt;
er mag von Montanes oder Pedro Noldan seyn, und von
den besten Werken dieser Meister. (Noldan starb 1700
jtsn& sein Lehrer Mvntannes starb 164-0). —

(Der Beschluß folgt.)

A n f r a g e n.

1) Welches ist wohl der erste mit einer Jahrszahl
versehene Kupferstich 's 2) Giebt es keine ältere, als von
dem Meister es. 2 3) Auf welchen kommt zuerst ein er-
klärender Tert vor? 4) Welcher Künstler schrieb zuerst
seinen Namen auf einem Kupferstich oder Holzschnitt aus?
5) Welcher war der erste, der sich nach seiner Vaterstadt
nannte? 6) Welches ist, mach daraus befindlicher Jahrs-
zahl, das älteste in Kupfer gestochene Bildniß? Stehenwohl
unter den Künstler-Bildnissen jene von Israel von
Mck en, Vater und Sahn, an der Spitze? 7) Auf wel-
chem findet sich zuerst ein Panegpricon? 8) Giebt es nicht
ein früheres Buch, in welchem .Holzschnitte Vorkommen,
als in Boners Fabeln, welches 1461 zn Bamberg
erschien ? y) Finden sich in einem andern Buche, als in
Dante, die ersten Kupferstiche? 10) Welches sind nach
der darauf befindlichen Jahrszahl in folgenden Manieren
die ersten Blätter: radirte, geazte und mit dem Grabsti-
chel beendigte, mit der Goldschmids-Bunze, n, Schwarz-
kunst, in der le Blvnd'schen Manier, in der Kreidenma-
nier, Punktirmanier, Tusch - und Karben-Manier?

Die Beantwortung dieser Fragen geben gewiß jedem
artistischen Schriftsteller und Sammler einen kurzen Ueber-
blick über das allmählige Fortschreiten -dieser Kunst, und
man bekommt dadurch vcrschiodene neue Anhaltspunkte.
Die Geschichtsforscher der Topographie richteten schon frü-
her ihr Augenmerk darauf, und nach den neueste» Unter-
suchungen ist man so ziemlich im Reinen, welches das erste,
mit gegossene» Lettern gedruckte Buch ist, in welchem zu-
erst hebräische, griechische, syrische und andere Buchstaben
Vorkommen. I. Heller.

Paris, Mitte Novembers.

Das Kupferwerk des Hrn.Gau über die Mterthümer
Nubiens, bis jezt zur Hälfte heransgekommcn, findet hier
allgemeinen Beyfall, und Lob und Aufmunterung wird
ihm von den einsichtsvollsten Kunstrichtern zu Theil. Herr
Letronne, Mitglied der Akademie der Jnscriptivuen, und
Hr. Mazois, Verfasser eines Prachnverks über die Rainen
von Pompeji, haben sich, jener im ilourna! des Sn.vane,
dieser in der Ecrue encydopedujuc aufs vortheilhaftcste
darüber ausgesprochen; ihr Urcheil ist von der Commission
des Instituts, die dem Minister des Innern über jenes
Weck Bericht erstattet hat, vollkommen bestätigt worden.
Diese Commission, besteht aus dem Hrn. Quatremöre de
Quincy, Jomard und Raonl- Rochettc.

Auf den Bericht des Ministers hat der König für sechs
Eremplare auf das Werk snbscribirt; sie sollen in die Bi-
bliotheken der königlichen Schlösser vertheilt werden.
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