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Nr. 3 t*

K u n ft - B 1 a t t.

D o n n ct st a g, d e u 17. A p r t l 1 ;g 2 3.

Xylographie.

Hanns Holbein

Formschueider oder Zeichner für Brichdruckerstbcke.

Der verewigte Bartsch ward durch die Wahrneh-
mung der verschiedenen Behandlung in den Holzschnitten,
welche das Monogramm Albe rt D ü r er s tragen, veran-
laßt die Vcrmuthung aufzustellen, daß diese Platten von
ganz verschiedenen Händen müssen beschafft worden seyu.
Da cs überhaupt in der Formschneidekunst auf ein bloßes
Aussparen der ausgezeichneten Linien aukommt, so laßt es
sich annehmen, daß ein geschickter mechanischer Arbeiter,
wenn ihm nur das Bild vom Meister selbst mit Sorgfalt
.auf die Platte .gezeichnet worden, daran weniger werde
verderben können, als ein nachbildender Kupferstecher.
Diese Voraussetzungen leiteten in der Folge darauf hin,
die Originalität der meisten, auch wohl aller Formschnitte
in Zweifel zu ziehn , und begünstigte mithin die Angriffe
auf die Originalität fener geistreichen Formschnitte, welche
in früheren Zeiten mit unerschüttertcm Glauben dem
jüngeren Hanns Hol dein sind beygemeffen morden.
Ich unternehme cs, gegen Mehrere anzukämpfcn, welche
ihm den Preis eines meisterlichen Fvrmschneiders zu ent-
ziehen streben. Doch ehe ich zur Prüfung der historischen
Gründe schreite, welche man gegen Holbeins eigne Ge-
schicklichkeit im Formschneiden geltend zu machen sucht,
kann ich nicht umhin, zu bemerken, daß jene voraubemerk-
ten Muthmaßungen nicht hiiircichen, die Originalität
sammklicher Formfchnitte in Zweifel zu stellen. Denn die l
erste der oben angeführten Dermuthungen beruht auf einem
besonderen Grunde, welcher wegfällt, sobald, als ein
Formschnitt in allen seinen Theilen geistreich und dem gan-
zen Wesen des sich bezeichnenden Künstlers angemessen ist.
Die zwepte aber, welche man aus dem Mechanismus des
Formschneiders ableitet, möchte doch nicht'hinreichen , das
Geistvolle vieler Formfchnitte hinreichend zu erklären. —
Der erstere Zweifel batte ja seinen -Ursprung aus der
Wahrnehmung genommen, daß die einzelnen Blätter der
bekannten, von Dürer selbst ausgegsbenen Holzschnittfol-
gen den Aufdruck verschiedener Eigenthümlichkeiten und

Manieren an sich tragen; wenn man einmal von dieser
Wahrnehmung ausging, so durfte man nicht folgern, daß
die Eigenthümlichkeit des Zeichners von mechanischen Ferm-
fchneidern jemals vollkommen erreicht werden könne.

Ueberhaupt steht die Beschäftigung mit dem Form-
schneiden durchaus nicht in Widerspruch mit der Richtung
und mit den Lebensverhältnissen der Zeitgenossen Dürers.
Zunächst war der Künstler dazumal noch weit davon ent-
fernt, Ideales, .Technisches und Mechanisches so subtil
zu trennen, als späterhin möglich und nützlich wurde; es
schien ihm Eines wie das Andre zur Kunst zu gehören;
gewiß schämte.er sich keiner auch noch so mechanischen Ge-
schicklichkeit. Dann war Deutschland dazumal, wie viel-
leicht noch immer, der Fülle herrlicher Kunsttalente, die
es erzeugte, nicht würdig; wenn wir die Niederländer aus-
nehmen, so sehn wir überall, daß roher Genuß und bar-
barische Prachtliebe der reichen Städte, Fürsten und Pri-
vatleute verhinderte, aus jenen Talenten alle denkbaren
Vvrtheile zu ziehen; ich berufe mich auf Albert Dürers
Tagebuch bep Murr, auf Hvlbcins Auswanderung und
Anderes,-welches ich im Sinne behalte. Nothgedrungen
-warf sich daher das deutsche Kunsttalent auf den Kupferstich
und Fvrmschnitt, welcher in dem mit jugendlicher Kraft
aufblühenden Buch - und Kunsthandel mehr Aufmunterung
fand, als die Malerep in dem beschränkten, durch die Re-
formation noch abnehmenden Bedürfniß schöner Gemälde
und kunstgemäßer Verzierung der Gebäude.

Ich will dieser Untersuchung ein möglichst vollständiges
Verzeichniß der Formschnitte voransteilen, welche mit Hvl-
beins Namen bezeichnet sind, oder seit längerer Zeit ihm
bepgemessen werden.

1. In verschiedenen Druckwerken des Job. Frobenius,
eines bekannten Buchhändlers von Bafel , kommen Hvlz-
stöcke vor, die mit Holbeins Namen, -oder mit den An-
fangsbuchstaben desselben bezeichnet sind. Ich besitze:
Erasmi Rol. paraplirasis in epist. Pauli ad Galalas; JSasil.
apud Jo. Frobenium i5iy. 4., mit einer sehr ungeschickt in
Holz geschnittenen Einfassung des Titels, welche aus ei-
nem Bogen besteht, an welchem ein Fruchtgehäng« und
Genien angebracht sind; der Raum unter diesem Bogen
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