Nr. 9r
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r st a g, b t \\ i z. N o v e m H e r l Z 2 Z.
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D 0 n n e
Drovetti's Ägyptische Sammlung.
Herr Giulio-Corderv de' Conti di S. Quin-
tin 0 hat im'Augustheft -des diesjährigen Givrnale Arca-
dico Nachrichten über die Drovettische Sammlung ägypti-
scher Älterthnmcr, seit mehreren Zähren in Livorno, jczt
für das Museum von Turin angekauft, gegeben, deren
Hauptsächlichstes folgendes ist. Zuvörderst neunzehn weib-
liche Statuen mit thierischem Kopf und lowenähirlicher Ge-
stalt, besser als Kerkopitheken oder Cynocephalen zu be-
zeichnen und für Zsis oder Nexhthis zu erkennen. Im
Allgemeinen wird bemerkt, das die Statuen mit Thier-
köpfen, welche sonst die Mehrzahl in ägyptischen Samm-
lungen behaupteten, gegenwärtig sich als die seltneren zei-
gen ; auch auf der Tabula Zftaca finden sich nur drep oder
vier derselben. Dort finden sich ihrer von allen Stilen
der ägyptischen Kunst. Sammtlichc obenerwähnte Sta-
tuen sind unter sich ähnlich durch den harten Granit und
durch die Verhältnisse über Lebensgröße; zehn derselben
sind sitzend, die übrigen neun stehend. Diese halten in
der Rechten den gewöhnlichen Stab mit Lotus bekränzt
oder mit dem Zbisschnabel verziert; alle haben in der
Linken den Nilschlüssel. Unterschied geben besonders die
Verzierungen des Hauptes, unter denen übrigens das
Numrdische Huhn nicht vorkommt. — Unter den Kolossal-
statuen ragt eine vortrefflich erhaltene in Granit vor allen
vor, ein Priester mit Stab in der Hand und großer
Mütze auf dem Haupt, in der gewöhnlichen vorschreiten-
den Stellung. Er hat mit Inbegriff der Basis nenn
und ein Drittheil Toskanischer Ellen Höbe; um ihn aus
dem Schiffe zu schaffen, bedurfte es Winden und die ver-
einten Kräfte von snnszig Menschen. Zwey ungeheure
Sphinre von gleicher Größe dienten vermuthlich zur
äußern' Verzierung der Propvläcn eines Tempels. Einige
dieser sitzenden oder gekrümmten, vbantastifchen, unter
dem Gemoinnamen der Sphinre geltenden Thiore haben
Widderköpfe, wie die bei,den Tempelhüter in Carnak. Fünf
oder sechs große Splunre von schwarzem Granit befinden sich
ebenfalls in der Sammlung, mit Zünglingsköpftn nüd
männlichen Formen, wie sämmtliche Sphinre der altern
Zeit; sie sind 7° Zoll lang und 28 hoch, während die bey-
den größten Römischen, von Winckelmann erwähnten nur
zehn Palmen, das ist 58 Piemontesische Zoll Länge haben.
Doch ist zu bemerken, daß diese von Granit sind, die der
Drovettischcn Sammlung von einem weißgraulichen Kalk-
stein, der bep weitem nicht die Harte des Marmors hat
(Wad, fossil. Acgypt. p. 5i), Dieses Material, welches
in den Monumenten von Niederagyptcn sehr selten ist,
macht cs wahrscheinlich , daß jene Kolossen ans Thcbais,
wo cs an Kalkstein nicht fehlt, oder ans Nubien, dessen
Bildwerke viel schivaches Material haben, Herkommen.
Ein großer Sarkophag von grünem Basalt, mit Deckel, ver-
dient ferner Erwähnung; seine Länge wird vier Pie-
monteser Fuß oder drep und eine halbe Toskanische Elle
betragen. Er hat Hieroglyphen und ans dem Deckel einen
Frauenkopf in Relief, in der Art ähnlicher auf Mumien-
deckeln. Die Form des Gefäßes ist ganz ägyptisch, weder
quadrat noch oval, sondern nach der Form der Mumien
oder der Menschenkörper gebildet; man hat früher kein
ähnliches Monument in Italien gesehen. Es ist bekannt,
daß Mumienkisten ein besonderes Vorrecht waren, und in
den ägyptischen Katakomben sind von der großen Anzahl
Mumien nur wenige in Todtenkisten verwahrt. In der
großen Mumiensammlnng des Hrn. Drovetti befinden sich
indeß auch fünf und zwanzig Kisten von Spkomvrenhvlz,
sammtlich reich an Malerei) und Hieroglyphen; dann und
wann fanden sich zwei) oder drey Kisten, ebenfalls von
Holz, in einander gesezt, von diesen sind einige noch un-
berührt von Merandria nach Varignano im Golf der Spe-
zia gebracht, die übrigen im Lazareth von Livorno geöff-
iict und sammtlich beschädigt. In derselben Sammlung
befindet sich ein Fragment einer ähnlichen Todtenkiste mit
Mosaikverziernng. Noch seltner als die hölzernen Todten-
kisten sind die von Stein, und es sind dieselben entweder
im Eentrnm der Pyramiden, oder in einem gesonderten
Grabmahl gefunden. Zn den sehr tiefe» Tvdtcnkammern
der beyden großen Pyramiden von Ghize haben Caviglia
und Bclzoni nur einen einzigen Granitsarkophag -in jeder
derselben gesunden, und alles in allem hat man noch nicht
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Drovetti's Ägyptische Sammlung.
Herr Giulio-Corderv de' Conti di S. Quin-
tin 0 hat im'Augustheft -des diesjährigen Givrnale Arca-
dico Nachrichten über die Drovettische Sammlung ägypti-
scher Älterthnmcr, seit mehreren Zähren in Livorno, jczt
für das Museum von Turin angekauft, gegeben, deren
Hauptsächlichstes folgendes ist. Zuvörderst neunzehn weib-
liche Statuen mit thierischem Kopf und lowenähirlicher Ge-
stalt, besser als Kerkopitheken oder Cynocephalen zu be-
zeichnen und für Zsis oder Nexhthis zu erkennen. Im
Allgemeinen wird bemerkt, das die Statuen mit Thier-
köpfen, welche sonst die Mehrzahl in ägyptischen Samm-
lungen behaupteten, gegenwärtig sich als die seltneren zei-
gen ; auch auf der Tabula Zftaca finden sich nur drep oder
vier derselben. Dort finden sich ihrer von allen Stilen
der ägyptischen Kunst. Sammtlichc obenerwähnte Sta-
tuen sind unter sich ähnlich durch den harten Granit und
durch die Verhältnisse über Lebensgröße; zehn derselben
sind sitzend, die übrigen neun stehend. Diese halten in
der Rechten den gewöhnlichen Stab mit Lotus bekränzt
oder mit dem Zbisschnabel verziert; alle haben in der
Linken den Nilschlüssel. Unterschied geben besonders die
Verzierungen des Hauptes, unter denen übrigens das
Numrdische Huhn nicht vorkommt. — Unter den Kolossal-
statuen ragt eine vortrefflich erhaltene in Granit vor allen
vor, ein Priester mit Stab in der Hand und großer
Mütze auf dem Haupt, in der gewöhnlichen vorschreiten-
den Stellung. Er hat mit Inbegriff der Basis nenn
und ein Drittheil Toskanischer Ellen Höbe; um ihn aus
dem Schiffe zu schaffen, bedurfte es Winden und die ver-
einten Kräfte von snnszig Menschen. Zwey ungeheure
Sphinre von gleicher Größe dienten vermuthlich zur
äußern' Verzierung der Propvläcn eines Tempels. Einige
dieser sitzenden oder gekrümmten, vbantastifchen, unter
dem Gemoinnamen der Sphinre geltenden Thiore haben
Widderköpfe, wie die bei,den Tempelhüter in Carnak. Fünf
oder sechs große Splunre von schwarzem Granit befinden sich
ebenfalls in der Sammlung, mit Zünglingsköpftn nüd
männlichen Formen, wie sämmtliche Sphinre der altern
Zeit; sie sind 7° Zoll lang und 28 hoch, während die bey-
den größten Römischen, von Winckelmann erwähnten nur
zehn Palmen, das ist 58 Piemontesische Zoll Länge haben.
Doch ist zu bemerken, daß diese von Granit sind, die der
Drovettischcn Sammlung von einem weißgraulichen Kalk-
stein, der bep weitem nicht die Harte des Marmors hat
(Wad, fossil. Acgypt. p. 5i), Dieses Material, welches
in den Monumenten von Niederagyptcn sehr selten ist,
macht cs wahrscheinlich , daß jene Kolossen ans Thcbais,
wo cs an Kalkstein nicht fehlt, oder ans Nubien, dessen
Bildwerke viel schivaches Material haben, Herkommen.
Ein großer Sarkophag von grünem Basalt, mit Deckel, ver-
dient ferner Erwähnung; seine Länge wird vier Pie-
monteser Fuß oder drep und eine halbe Toskanische Elle
betragen. Er hat Hieroglyphen und ans dem Deckel einen
Frauenkopf in Relief, in der Art ähnlicher auf Mumien-
deckeln. Die Form des Gefäßes ist ganz ägyptisch, weder
quadrat noch oval, sondern nach der Form der Mumien
oder der Menschenkörper gebildet; man hat früher kein
ähnliches Monument in Italien gesehen. Es ist bekannt,
daß Mumienkisten ein besonderes Vorrecht waren, und in
den ägyptischen Katakomben sind von der großen Anzahl
Mumien nur wenige in Todtenkisten verwahrt. In der
großen Mumiensammlnng des Hrn. Drovetti befinden sich
indeß auch fünf und zwanzig Kisten von Spkomvrenhvlz,
sammtlich reich an Malerei) und Hieroglyphen; dann und
wann fanden sich zwei) oder drey Kisten, ebenfalls von
Holz, in einander gesezt, von diesen sind einige noch un-
berührt von Merandria nach Varignano im Golf der Spe-
zia gebracht, die übrigen im Lazareth von Livorno geöff-
iict und sammtlich beschädigt. In derselben Sammlung
befindet sich ein Fragment einer ähnlichen Todtenkiste mit
Mosaikverziernng. Noch seltner als die hölzernen Todten-
kisten sind die von Stein, und es sind dieselben entweder
im Eentrnm der Pyramiden, oder in einem gesonderten
Grabmahl gefunden. Zn den sehr tiefe» Tvdtcnkammern
der beyden großen Pyramiden von Ghize haben Caviglia
und Bclzoni nur einen einzigen Granitsarkophag -in jeder
derselben gesunden, und alles in allem hat man noch nicht