Nr. ZZ.
K u n st - B l
a t t.
Montag, d t tt zt* Aprll i 8 s Z.
Lylozraphia«
Hau ns Hslbein
Formschneibcr oder Zeichner für Bnchbruckerfibcke.
kFortsryung.)
IV. Wie der Augenschein lehrt, beschäftigte diese
Aufgabe denselben Formschneider und Erfinder noch einmal,
■al£ er die Überraschungen des Todes in ganz neue» Zu-
sammenstellungen in einem Alphabete von Initialen an-
brachte, die etwa einen Zoll ins Gevierte halten. Diese
kleinen Klötze, welche längere Zeit hindurch in den Aus-
gaben des Baseler Buchdruckers Andreas Äratander Vor-
kommen, sind mit unbegreiflicher ZierlichLit ganz in der
Manier der Todesbilder geschnitten. Wären sie in Holz
geschnitten, so würden sie, gegen die Buchstaben gehalten,
einige Verschiedenheiten desi Abdrucks zeigen, was nicht
der Fall ist. Dieses bestärigt die oben geäußerte Vermu-
thung , daß die schon erwähnten, eben wie einige der nach-
folgenden Werke in Metallklötze geschnitten sepen. '
Ich besitze von diesem Alphabete, welches an Geist
amd Munterkeit der Erfindung dem größeren Werke nicht
vachsteht, die Buchstaben: H. I. H- M. N. 0. T. v., und
empfehle mich »er Gunst derer, welche mir behülslich feyn
wollen, es zu vervollständigen.
Es gibt auch ein Alphabet von griechischen Initialen
mit einem Lobte»tanze darin, welches dem lateinischen
nicht das Wasser reicht und vffeubar von einem andern
Künstler erfunden und ausgeführt ist.
V. Dieselbe Druckstatte bediente sich eines etwas klei-
nern Alphabetes von lateinischen Initialen, worin Scherze
pon nackten Kindern angebracht sind. Erfindung und
Ausführung stimmt vollkommG mit dem voransteheudcn
überein.
Von diesem Alphabete fehlen mix die Buchstaben:
B. G. K. X. Y. Z. *)
*) Sn der königlich sächsischen Kupferstich-Sammlung zu
Dresden, soll, wie ich durch verspätete Mittheilung eines
Kunstfreundes erfahre, ein Blatt mit vier Alphabeten auf-
behallen werden, welche | bis - Zoll im Quadrat Haben,
Yl In größerem Maaßstabe und deshalb breiter, doch
in derselben Manier, wie die obigen ausgcführt, ist ei»
Blatt in Folio, vielleicht das Frontispiz einer Ausgabe der
Schriften des Erasmus, welches dessen Bildniß enthält,
ganze stehende Figur, die rechte Hand auf eine Herme ge-
stüzt, auf deren Gestelle das Wort, Terminus, eingeschnik-
ten ist. Diese Figur steht unter einem reichen , mit Fi-
guren und Fruchtkränzen gezierten Bogen; an diesem hangt
ein Täfelchen mit dem in die Platte geschnittenen Namen:
ER. ROT. Am Fußgestelle befindet sich folgende, wi«
mir scheint mit Baseler Charakteren gedruckte Aufschrift:
Pallas Apellaeam nupcr mirala labeilam,
Hane ait, aelcrnutn bibliotheca colat.
•Dacdaleam mo ns trat Musis Holbeinnius
artera,
Et summi ingenii magnus Erasmue opes.
, Dieses Blatt möchte in Holz geschnitten sepn; übri-
gens stimmt es in der Behandlung mit den nächstvoran-
gehenden Formschnitten übereiu, und die Aufschrift gibt es
uns für Hvlbeins Arbeit.
vil. Auf diese schon frey und meisterlich geschnittene
Platte scheinen der Zeit nach die Bilder des alten Testa-
mentes zu folgen, welche ebenfalls bep de» Brüdern Trech-
sel zu erscheinen pflegten und durch einige Verse des Nie. *)
und angeblich in der Größe, wie in den Gegenstände» von
den bevden Alphabeten abweichen, welche ich unter Hol-
bcins Arbeiten beschrieben habe. Unter einzelnen Buch-
staben stehet HANNS EVTZ, Diese Alphabete möchten
eine Verwechslung veranlagt haben, welche von Dresden
ans leicht gehoben werden könnte. Es bedarf nur einer
genauen Beschreibung der von Lügclbnrge- bezeichneten Al-
phabete. etwa noch einer Vergleichung mit dem Todteu-
ranz und Kinder-Alphabete Holbeins, welche, wenn sie
auf dem Dresdener Kabinette fehlen sollten, doch in den
nugae des Bourbon oder in dem Baseler Galen, der ge-
wiß auf der Hofbibliothit nicht fehlt, hervorgesncht werden
könnten. Bey leztcrem unterscheide man nur die griechisch-
lateinischen Buchstaben von den blos griechische», welche von
einer geringeren Hand nachgefertigt worden.
*) Bourbon nennt darin H. Holbcin fünfmal den Künstler
dieses Wertes.
K u n st - B l
a t t.
Montag, d t tt zt* Aprll i 8 s Z.
Lylozraphia«
Hau ns Hslbein
Formschneibcr oder Zeichner für Bnchbruckerfibcke.
kFortsryung.)
IV. Wie der Augenschein lehrt, beschäftigte diese
Aufgabe denselben Formschneider und Erfinder noch einmal,
■al£ er die Überraschungen des Todes in ganz neue» Zu-
sammenstellungen in einem Alphabete von Initialen an-
brachte, die etwa einen Zoll ins Gevierte halten. Diese
kleinen Klötze, welche längere Zeit hindurch in den Aus-
gaben des Baseler Buchdruckers Andreas Äratander Vor-
kommen, sind mit unbegreiflicher ZierlichLit ganz in der
Manier der Todesbilder geschnitten. Wären sie in Holz
geschnitten, so würden sie, gegen die Buchstaben gehalten,
einige Verschiedenheiten desi Abdrucks zeigen, was nicht
der Fall ist. Dieses bestärigt die oben geäußerte Vermu-
thung , daß die schon erwähnten, eben wie einige der nach-
folgenden Werke in Metallklötze geschnitten sepen. '
Ich besitze von diesem Alphabete, welches an Geist
amd Munterkeit der Erfindung dem größeren Werke nicht
vachsteht, die Buchstaben: H. I. H- M. N. 0. T. v., und
empfehle mich »er Gunst derer, welche mir behülslich feyn
wollen, es zu vervollständigen.
Es gibt auch ein Alphabet von griechischen Initialen
mit einem Lobte»tanze darin, welches dem lateinischen
nicht das Wasser reicht und vffeubar von einem andern
Künstler erfunden und ausgeführt ist.
V. Dieselbe Druckstatte bediente sich eines etwas klei-
nern Alphabetes von lateinischen Initialen, worin Scherze
pon nackten Kindern angebracht sind. Erfindung und
Ausführung stimmt vollkommG mit dem voransteheudcn
überein.
Von diesem Alphabete fehlen mix die Buchstaben:
B. G. K. X. Y. Z. *)
*) Sn der königlich sächsischen Kupferstich-Sammlung zu
Dresden, soll, wie ich durch verspätete Mittheilung eines
Kunstfreundes erfahre, ein Blatt mit vier Alphabeten auf-
behallen werden, welche | bis - Zoll im Quadrat Haben,
Yl In größerem Maaßstabe und deshalb breiter, doch
in derselben Manier, wie die obigen ausgcführt, ist ei»
Blatt in Folio, vielleicht das Frontispiz einer Ausgabe der
Schriften des Erasmus, welches dessen Bildniß enthält,
ganze stehende Figur, die rechte Hand auf eine Herme ge-
stüzt, auf deren Gestelle das Wort, Terminus, eingeschnik-
ten ist. Diese Figur steht unter einem reichen , mit Fi-
guren und Fruchtkränzen gezierten Bogen; an diesem hangt
ein Täfelchen mit dem in die Platte geschnittenen Namen:
ER. ROT. Am Fußgestelle befindet sich folgende, wi«
mir scheint mit Baseler Charakteren gedruckte Aufschrift:
Pallas Apellaeam nupcr mirala labeilam,
Hane ait, aelcrnutn bibliotheca colat.
•Dacdaleam mo ns trat Musis Holbeinnius
artera,
Et summi ingenii magnus Erasmue opes.
, Dieses Blatt möchte in Holz geschnitten sepn; übri-
gens stimmt es in der Behandlung mit den nächstvoran-
gehenden Formschnitten übereiu, und die Aufschrift gibt es
uns für Hvlbeins Arbeit.
vil. Auf diese schon frey und meisterlich geschnittene
Platte scheinen der Zeit nach die Bilder des alten Testa-
mentes zu folgen, welche ebenfalls bep de» Brüdern Trech-
sel zu erscheinen pflegten und durch einige Verse des Nie. *)
und angeblich in der Größe, wie in den Gegenstände» von
den bevden Alphabeten abweichen, welche ich unter Hol-
bcins Arbeiten beschrieben habe. Unter einzelnen Buch-
staben stehet HANNS EVTZ, Diese Alphabete möchten
eine Verwechslung veranlagt haben, welche von Dresden
ans leicht gehoben werden könnte. Es bedarf nur einer
genauen Beschreibung der von Lügclbnrge- bezeichneten Al-
phabete. etwa noch einer Vergleichung mit dem Todteu-
ranz und Kinder-Alphabete Holbeins, welche, wenn sie
auf dem Dresdener Kabinette fehlen sollten, doch in den
nugae des Bourbon oder in dem Baseler Galen, der ge-
wiß auf der Hofbibliothit nicht fehlt, hervorgesncht werden
könnten. Bey leztcrem unterscheide man nur die griechisch-
lateinischen Buchstaben von den blos griechische», welche von
einer geringeren Hand nachgefertigt worden.
*) Bourbon nennt darin H. Holbcin fünfmal den Künstler
dieses Wertes.