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auSgestrecktcn Händen hält er das Qneerbolz des Kreuzes, ^
an welchem Christus schon verschieden und mir gebrochenen
Augen hängt. Bey dem ausgebreiteten und weit zu den
Seiten schwebenden Mantel Gott des Vaters zeigt sich der
Umriß der innern Gestalt, die eine Fußspitze, und von jeder
Hand sieht man vier Finger., Diese vielleicht kleinlich schei-
nende Erwähnung soll zu einer Nebenbemerkung führen,
die vielleicht nicht an Unrechter Stelle ist.

Es sind jezt neunzehn Jahr her, daß ich die schöne und
so viel treffliches enthaltende Gräflich Schvnborn'scke Ge-
mälde-Sammlung zu Pommersfelden sah und bewunderte.
Unter mehreren dort befindlichen Bildern fiel mir beson-
ders auch ein kleines Gemälde Dürer's auf, welches gleichen
Gegenstand, wie der hier so eben beschriebene ist, darstellte:
Gott den Vater, welcher den am Kreuze hangenden Chri-
stus in seinem Schvoße hält. Vor drep Jahren sand
ich eine Nachbildung dieses mir sehr wertheu Gemäldes auf
der Wallcnrvdt'schen Bucherey zu Königsberg, die dort für
ein Urbild gehalten ward. Bey diesem Bilde war mir
aber vom Anfänge an immer besonders merkwürdig gewe-
sen,'daß alles Menschliche so viel wie möglich bcy dem Bilde
Gott des Vaters vermieden worden war. Ein großer, wei-
ter, faltiger Mantel umhüllte die ganze Gestalt und auch
die Hände, welche in den Falten des Mantels nur in den
Umrissen zum Vorschein kamen, aber nicht die dcnrliche
Form der Finger zeigten. Ueber dieser mit Geschick und
Kunst in Falten gelegten Mantelmasse schwebte nur als
allein menschlich und dennoch wieder auch blos das Geistige
zeigend, der ehrwürdige Kopf, so daß Art und Weise der
altchristlichcn Zeit, Gott de» Vater nur durch einen Kopf
und so wenig Veywerk wie möglich darzustellen, hierauf
die geistreichste und geschickteste, so wie auf eine sehr ma-
lerische Weise in einer kunstreicheren Zeit gelöst erschien,
wogegen dann die Menschwerdung und das Menschliche
des Gottessohnes in der bcpnahe ganz nackten und nur
wenig verhüllten Gestalt als ein starker Gegensatz hervor-
trar. B g.

(Der Beschluß folgt.)

Xylographie.

Ueber die Erfindung des Helldunkels im Holzschnitt.

Die Meinung der altern und neueren Schriftsteller ist
über diesen Gegenstand sehr gerheilt; bey den meisten blickt
die Vaterlandsliebe heraus; daher viele italienische Schrift-
steller diese Erfindung dem Hugo da Carpi zueignen,
dagegen aber die Deutschen ihren Landsleuten. Doch wur-
den die zwei) verschiedenen Arten des Helldunkels selten
von einander unterschieden. Wir wollen sie nach der all-
grmeinen neueren Annahme in zwep Klassen theilen; bey
der ersten wurden nur zwcy Stöcke, dcp der andern aber

mehrere angewendek. Daß die Erfindung der ersten den
Deutschen zuzuschreiben ist, wird keinem Zweifel mehr
unterworfen seya; schon die Anfangsbuchstaben in den
drep mit beweglichen Lettern gedruckten Ausgaben des
Guttenbergischcn Donats sind mit zwep farbigen Hvlzstöcken
gedruckt. Um diese Zeit ist vielleicht Hugo da Carpi noch
gar nicht geboren gewesen. Auch scheint der deutsche Mei-
ster, den man gewöhnlich wegen seines Zeichens Johann
Ulrich Pilgrim nennt, weit älter zu seyn, als Hugo
da Carpi. Man kennt von ihm ungefähr zwölf Blätter,
welche alle in Helldunkel mit zwep Platten gefertigt sind;
wegen ihrer außerordentlichen Seltenheit trifft man sie
nur in wenigen Sammlungen vollständig an. Von den
Holzschnitten, welche von Hugo da Carpi bekannt sind,
trägt keiner eine frühere Jahrszahl, als i5i8. Wenn
nach dieser entschieden werden soll, so ist schon durch den
Mainzer Donat ohnehin bewiesen, daß die Italiener gar
keinen Anspruch auf diese Erfindung machen können; alle
ihre Werke in dieser Art sind wenigstens 20 — 30 Jahre
später, selbst von verschiedenen deutschen Meistern sind
Werke bekannt, welche frühere Jahrszahlen tragen, wie
schon Bartsch*) bemerkte, als von Hans Burgkmair
das Bildniß des Papstes Julius H. i5ii, des Johann
Baumgärtner 1512, Lukas Cr «nach eine Ruhe in
Aegypten mit der Jahrszah! i5og, Albrecht Dürer
das Rhinvceros i5i5, Hanns Bald u n g Grün die
Heren 1Z10, Adam und Eva j5ii. Aus dieser Angabe
ist zu ersehen, daß diese Manier in verschiedenen Provin-
zen Deutschlands schon früher ausgeübt wurde.

Was die zwepte Manier betrifft, so glaubt Bartsch
erwiesen zu haben, daß sie unwidersprechlich dem Hugo da
Carpi gehöre, da von keiner Nation eine Arbeit dieser Art
bekannt sey, welche eine frühere Jahrszahl, als i5i3 trüge.
Diese Angabe ist, wie wir sogleich zeigen werden, unrich-
tig, und wenn die Jahrszah- hier entscheiden soll, so ge-
hört wieder unserem Deutschland die Ehre, da Johann
Sck ott zu Straßvurgschon i5iz einenPtolemaus heraus-
gab, worin die Karle, ^!,stocken gedruckt sind,

wie Breiikops **) versieg. , Berge tmb Wälder sind
grün; die Zeichen der Orte und Hauptname» roth, und
die geringeren Orte schwarz gedruckt. Vielleicht werden in
Zukunft, besonders wenn die Kunstlitteratoren mehr Rück-
sicht auf ältere gedruckte Werke nehmen, verschiedene neue
Entdeckungen gemacht, und dadurch wird sich über die
Erfindung dieser Kunst, welche so viele Entwürfe der
größten Meister vervielfältigte, in Italien mit dem besten
Geschmack« ausgeübt wurde, mehreres sage» lassen.

I. Heller.

*) Le pointre Graveur XII. p. C. Anleitung zur Ku-
pferstichkunde. T. 1, S. 266.

**) Ueber den Druck der geographischen Charten (1777) S- 8-
Index
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