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den war damals eine neue, allgemein bewunderte Er-
scheinung , so wie sein Belisar und manches Andre, das
er in diesem Geiste hervorbrachte.

Es war ein Zeichen von guter Vorbedeutung, daß
die Werke dieser Künstler die Aufmerksamkeit und Be-
wunderung aufregten, ein Aeichen, daß der Sinn für
wahre Kunst, die so Manchen nur mißleitet, eingeschlum-
mert, aber nicht erloschen war., und sich bep der ersten
Gelegenheit selbstständig entwickeln würde, wie in der Folge
geschah.

Später malte Hartmann ein großes Bild, Aeneas
der aus Len Thoren von Troja ins blutige Schlachtfeld
eilt. Auch dieses Bild zeichnete sich durch einen Mann-
lichern Stvl in dieser Zeit ans.

Alles deutete auf eine bevorstehende Wiedergeburt
der Kunst, mächtig regte sich der bessere Geist, nur noch
reu akademischen Fesseln und Mengsischen Regeln ge-
hemmt. Um aber zum'Wahre» zu gelangen, mußte man
von der titeln Anmaßung zum Einfachen zurückkehren,
sich wieder ans den natürlichen Standpunkt versetzen, von
welchem der eigentliche Weg der Kunst ansgeht, der Schule
und Manier entsagen, die Natur und das Leben bcra-
then mit warmem, unbefangenem, empfänglichem Sinne;
das blos Conventionelle und Geregelte ausgeben in Erfin-
dung und Composition, und den Weg einschlagen, auf
dem u»S die alten Meister vorangingen. Nur auf diese
Weise spricht die Knust zum Gemüthe. Alles Gesuchte,
Erkünstelte, Anmaßende läßt uns kalt, sobald diese Mo-
tive hervortreten, der Künstler das ganze Gewicht auf ein
glanzendes, ausführliches Machwerk legt und nicht unser
Gefühl zu befriedigen trachtet. D. M.

Miscellen zur Künsilergeschichte.

Alcune Mcmorie di Miichclengioio Buo-
j>. errotti da Mss. ly. S. 8. hat Hr. Filippo de
Romanis kürzlich herausgegeben. In der Zueignungs-
schrift des Herausgebers an Hrn. Elemente Cardinali wird
von einem vergessenen Grechesdeukmal gehandelt, welches
dem Wichelangivlo in der Kirche SS. Apostoli
errichtet wurde, derselben Kirche, in der erbegraben wurde
und in der-man seine Erequien hielt. Das nach einer
Zeichnung deS Hrn. Wicar mitgetheilte und von Hrn.
Francesco Giangiacomo nach den Gesichtszügen
für das Grabmal des großen Künstlers erkannte Denkmal
befindet sich jezt im Klostergange der genannten Kirche,
wohin bcy ihrer Anfputzung im vorigen Jahrhundert aller-
dings manches bep Seite geschafft sepn mag; uin die lieber-
einstimmuug der Gesichtszüge nachzuweifen, ist der Kops
des Michelangiolo nach der kapitolinischen Bronzebüste,
die eine Copic des Porträts über dem florentinischen
Grabmal ist, daneben gezeichnet. Von Seiten des. Hrn.

Wicar wird aus die Nase aufmerksam gemacht, die den
Schlag des Torrigiani bekunde, und auf eine ihm gegen-
wärtige Uebereinstimmung mit einem nach Frankreich ge-
gangenen Selbstporträt des Künstlers. Der Kopf dieses
Porträts war in Oel wunderbar ansgeführt, das klebrige
Pinselzeichnung, doch die rechte Hand farbig und mehr
als angelegt. Auf dem mit einem allgemeinen Grün
überdeckten Grunde war die Composition einer heiligen
Familie bemerklich, die dem Künstler mißbehagen mochte,
so sehr auch sie von seinem Stpl zeugt. — Auf das Grab-
mal zurückzukommen, so ist auf demselben der Künstler
halb liegend, halb aufgestüzt auf seinem Lager, mit Wams
und Schürze, in schlichte Künstlertracht gekleidet. Vor
ihm steht ein dreyfüßiger Tisch, auf dem die Embleme
der Künste liegen (nämlich etwa ein Winkelmaaß und
ein Pinsel, dessen Ende der eine Genius hält); neben
dem Tische stehen zwey Genien, der eine reicht ihm ein
Buch, etwa an die Poesie zu erinnern oder auch an die
heilige Schrift, der andre auf den Tisch gestüzt und wei-
nend. Etwas über dem Boden erhoben, bemerkt man
zierliche Gefäße von antiker Form, eine Pater« und
eine Amphora (t>selo>-iculum), wie deren sich viele in
den Gräbern finden, anzudeuten, daß Michelangiolo
Antiquitäten geliebt habe. Zn der Rechten hält der
Künstler ein Stäbchen, »ermuthlich ein Bildhauer-
Werkzeug zur Nachhülsefdes Hammers, ebenfalls passend,
weil Michelangiolo in seinen lcztcn Tagen sich mit dem
Bildwerk einer Grablegung beschäftigte. Schließlich wird
bemerkt, wie ein solches Denkmal, das wohl mehr als
drep undzwanzigTage, nach Michclangiolss Todgesezt wer-
den mußte, bep dem Mangel aller übereinstimiuendcn Tra-
dition von Rom aus die Aechtheit des Leichnams im floren-
tinischen Grabmal verdächtig machen könne, der nach Vasari
von M- A's Schülern heimlich ans Rom entwendet, nach
Florenz gebracht und dort am drep und zwanzigsten Tage
noch unversehrt gefunden wurde. — Es kann nicht unbe-
merkt bleiben, wie gewagt dieser Schluß, zumal rep so
schwankenden Voraussetzungen ist. Die Aehnlichkeit des-
Kopfes auf dem Grabmal von SS. Apostoli ist.keineswegs
nnwiderfprechlich. Die Attribute scheinen weit eber auf
einen Architekten zu führen, al-s auf einen Künstler von
so allgemeiner Bedeutung; was in der Zeichnung ein
Pinsel scheint, hat im Marmor zwep Spitzen und ist wohl
ein Lineal, dagegen LSS vermeintliche Vildhauerwerkzeug
in der Hand etwas Gefaltetes ist. Endlich ist die Arbeit
sehr gewöhnlich, so artig die Erfindung ist, die Zeichnung
nicht fehlerfrep- der Arm namentlich unsicher anfgeflüzt,
die Haare aber zeugen von einer so, geistlosen als an-
spruchlofen- Sorgfalt, die weit eher in Michel Angelo's
frühere Lebenszeit, als in die Zeit seines Todes gehört.
Hicnach möchte es denn wenigstens zweifelhaft erscheinen,,
ein.Werk,, das nicht einmal der. Schule. Mickel Angelo's

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