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großer Wahrheit bevzubehalteu gewußt; hieß war das
wichtigste Atel, und man muß ihm Glück wünschen, daß
er demselben mit so viel Kraft und Beharrlichkeit nach-
gestrebt. Er zeigt sich dabep als eben so gründlicher Zeich-
ner, behandelt die Kreide mit außerordentlicher Geschick-
lichkeit, und seine Anwendung mehrerer Platten und Töne
bringt eine sehr bedeutende und passende Wirkung hervor,
wie man sie durch die einfache lithographische Kreidezeich-
nung nie erreichen würde.
Ich gehe nicht auf die Prüfung einzelner Blätter ein;
da das Werk in Deutschland hinlänglich bekannt und ge-
schah ist, kann ich mich dessen überheben; ich wollte nur
meine Meynung über das Unternehmen im Ganzen
äußern, und den Ausländern alle Gerechtigkeit wider-
fahren lassen, die sie verdienen. Meine Leser werden hier-
nach die Unpartheplichkeit beurthrilen, mit der ich von
unser» eigenen Kunsterzeugnisseil rede.
Noch eine Bemerkung muß ich hinzufügcn, die ich
für wichtig halte. Die HH. Boisser-le und Strirner hät-
ten sich bey dem Erfolg, den sie erreicht, mit Zuversicht
beruhigen, und sich weiterer Nachforschungen und Bemü-
hungen überheben könne». Sie thaten aber mehr: von
wahrer Knnstliebe beseelt, kamen sie nach Paris, um unsre
besten lithographischen Werkstätten zu besuchen; sie unter-
suchten genau de» Zustand dieser Kunst in Frankreich und
konnten nun durch unmittelbare Anschauung und Erfah-
rung die Fortschritte deurtheilen, die sie bei, uns gemacht
batten. Sie ließen uns Gerechtigkeit widerfahren; weit
entfernt, einen ihrer unwürdigen Geist der Verkleinerung
zu zeigen, wie er leider so oft durch den Wetteifer hervor-
gebracht wird, scheuten sie sich nicht zu gestehen, daß in
Frankreich die hier vorzugsweise angenommene einfache li-
thographische Kreidezeichnung zu einem Grad der Vollkom-
menheit gelange ff», von dem man in Deutschland nur
rinzelne Depspiele auszuweisen habe. Gewiß ist ein so
lebhaftes und entschiedenes Verlangen, alles zu sehen und
selbst zu untersuchen das sicherste Unterpfand, daß die
Fortsetzung ihres Werks nicht hinter dem Anfang znrück-
bleiben werde, sondern daß sie cs mit dem bereichern wer-
den, was ihre Beobachtungen ihnen Günstiges dargebotcn
haben. A.
Kunstlitcratur.
Der Sammler für Kunst und Alterthum
in Nürnberg. Erstes Heft. Mit 5 Kupfern.
Nürnberg bey Riegel und Wiesucr. 1824. 8.
Sehr erfreulich ist es uns, über eine Zeitschrift, die,
wenn sie sich un Kebalte gleich bleibt, gewiß neben ihren
vielen Schwestern fortbestehen wird, «ine kurze Anzeige
dem Publikum mittbeilen zu können. Wenn man die
Arbeiten eines v. Murr, Will, Waldau, No-
p itsch ic. über Nürnberg genau kennt, so scheint cs fast
unmöglich zn seyn, über diese in jeder Hinsicht ausge-
zeichnete Stadt noch so interessante und allgemein wichtige
Nachrichten geben zu können, wie es hier im Sam m ler
der Fall ist. Mit Vergnügen und Belehrung durchlafen
wir das erste, 96 Seiten starke Heft, und wünschen nur,
daß bald ein zweptes Nachfolgen möchte.
Schon der Titel zeigt, daß in dieser Zeitschrift der
Plan vorzüglich dahin geht, Materialien zur Kunst - und
Lirerärgeschichte Nürnbergs zu sammeln und aufzuwahren.
Zn diesem ersten Heft werden folgende Gegenstände er-
wähnt: I. lieber den Zweck dieser Zeitschrift. II. Urkunde
über den Bau des Chors der Lvrenzer Kirche, aus-
gefertigt 1458; Hans Bawr von Ochsenfurt Pallier,
und Konrad 910ritzer Steinmetz übernahmen diesen
Bau; lezterer war auch Werkmeister zu Regensburg.
Der Bau wurde nur fortgefezt, und Konrad Hei ntze l-
mann war früher dabep beschäftigt. Die Vollendung des
Chors 1477, welche einige Unterbrechung erlitt, kostete
13,312 fl. damal. Währung, ui. Biographische Skizze
nebst Angabe der radirten Werke von Ioh. Christ.
Erhärt, welcher den widrigen Schicksalen seines Lebens
1821 unterlag, iv. Eine kurze Erinnerung an den i8r3
verstorbenen Kupferätzer und Landschaftmaler Georg
Adam. v. lieber den Bildhauer Gottfried Roter-
mund, welcher den n.Marz d. I- im ü3sten seines Al-
ters starb. Vorzüglich wird von ihm gerühmt, daß er
sich in seinem schon sehr vorgerückten Alter in den altdeut-
schen Styl zu finden wußte, und solche Fortschritte machte,
daß seine Arbeiten fast nichts zu wünschen übrig lassen, wie
die von ihm gcniachten Wiederherstellungen an der Sebalder
und anderen Kirchen beweisen. >'l. Anzeige des Werks: Die
Nürnbergischen Künstler, geschildert nach ihreni Leben und
Wirken. Das erste Heft enthält das Leben des Adam
Kraft, welches aus der Feder des Verfassers dieses
ersten Heftes floß. Vil. Zustand und Bereicherung der
Nürnberger Kunstschule. Vorzüglicher Erwähnung ver-
dienen die dazu gekommenen Abgüsse der Aeginetischen
Statuen, bieder Nürnberger Architekt, Baron v. Hal-
ler zufolge seines auf der Insel Milo verfaßten Testa-
ments seiner Vaterstadt schenkte. VIII. Wiederherstellung
und Verschönerung an öffentlichen und Privatgebäuden.
Diese Abhandlung ist eine der größten und gewiß auch
unter die erfreulichste» zu zählen. Denn in wenigen
Städten wird nach Maaßstab der Wohlhabenheit und des
städtischen Vermögens so viel zur Wiederherstellung der alten
Kunstwerke geschehen sepn, als zu Nürnberg. *) Das
*) Mi t Bedauern muß der Einsender dieses: gestehen, da ff
seine Vaterstadt, welwr so nahe an Nürnberg liege. in
dieser Beziehung zurückstcvl. Gebäude, welche bcynate einem
großer Wahrheit bevzubehalteu gewußt; hieß war das
wichtigste Atel, und man muß ihm Glück wünschen, daß
er demselben mit so viel Kraft und Beharrlichkeit nach-
gestrebt. Er zeigt sich dabep als eben so gründlicher Zeich-
ner, behandelt die Kreide mit außerordentlicher Geschick-
lichkeit, und seine Anwendung mehrerer Platten und Töne
bringt eine sehr bedeutende und passende Wirkung hervor,
wie man sie durch die einfache lithographische Kreidezeich-
nung nie erreichen würde.
Ich gehe nicht auf die Prüfung einzelner Blätter ein;
da das Werk in Deutschland hinlänglich bekannt und ge-
schah ist, kann ich mich dessen überheben; ich wollte nur
meine Meynung über das Unternehmen im Ganzen
äußern, und den Ausländern alle Gerechtigkeit wider-
fahren lassen, die sie verdienen. Meine Leser werden hier-
nach die Unpartheplichkeit beurthrilen, mit der ich von
unser» eigenen Kunsterzeugnisseil rede.
Noch eine Bemerkung muß ich hinzufügcn, die ich
für wichtig halte. Die HH. Boisser-le und Strirner hät-
ten sich bey dem Erfolg, den sie erreicht, mit Zuversicht
beruhigen, und sich weiterer Nachforschungen und Bemü-
hungen überheben könne». Sie thaten aber mehr: von
wahrer Knnstliebe beseelt, kamen sie nach Paris, um unsre
besten lithographischen Werkstätten zu besuchen; sie unter-
suchten genau de» Zustand dieser Kunst in Frankreich und
konnten nun durch unmittelbare Anschauung und Erfah-
rung die Fortschritte deurtheilen, die sie bei, uns gemacht
batten. Sie ließen uns Gerechtigkeit widerfahren; weit
entfernt, einen ihrer unwürdigen Geist der Verkleinerung
zu zeigen, wie er leider so oft durch den Wetteifer hervor-
gebracht wird, scheuten sie sich nicht zu gestehen, daß in
Frankreich die hier vorzugsweise angenommene einfache li-
thographische Kreidezeichnung zu einem Grad der Vollkom-
menheit gelange ff», von dem man in Deutschland nur
rinzelne Depspiele auszuweisen habe. Gewiß ist ein so
lebhaftes und entschiedenes Verlangen, alles zu sehen und
selbst zu untersuchen das sicherste Unterpfand, daß die
Fortsetzung ihres Werks nicht hinter dem Anfang znrück-
bleiben werde, sondern daß sie cs mit dem bereichern wer-
den, was ihre Beobachtungen ihnen Günstiges dargebotcn
haben. A.
Kunstlitcratur.
Der Sammler für Kunst und Alterthum
in Nürnberg. Erstes Heft. Mit 5 Kupfern.
Nürnberg bey Riegel und Wiesucr. 1824. 8.
Sehr erfreulich ist es uns, über eine Zeitschrift, die,
wenn sie sich un Kebalte gleich bleibt, gewiß neben ihren
vielen Schwestern fortbestehen wird, «ine kurze Anzeige
dem Publikum mittbeilen zu können. Wenn man die
Arbeiten eines v. Murr, Will, Waldau, No-
p itsch ic. über Nürnberg genau kennt, so scheint cs fast
unmöglich zn seyn, über diese in jeder Hinsicht ausge-
zeichnete Stadt noch so interessante und allgemein wichtige
Nachrichten geben zu können, wie es hier im Sam m ler
der Fall ist. Mit Vergnügen und Belehrung durchlafen
wir das erste, 96 Seiten starke Heft, und wünschen nur,
daß bald ein zweptes Nachfolgen möchte.
Schon der Titel zeigt, daß in dieser Zeitschrift der
Plan vorzüglich dahin geht, Materialien zur Kunst - und
Lirerärgeschichte Nürnbergs zu sammeln und aufzuwahren.
Zn diesem ersten Heft werden folgende Gegenstände er-
wähnt: I. lieber den Zweck dieser Zeitschrift. II. Urkunde
über den Bau des Chors der Lvrenzer Kirche, aus-
gefertigt 1458; Hans Bawr von Ochsenfurt Pallier,
und Konrad 910ritzer Steinmetz übernahmen diesen
Bau; lezterer war auch Werkmeister zu Regensburg.
Der Bau wurde nur fortgefezt, und Konrad Hei ntze l-
mann war früher dabep beschäftigt. Die Vollendung des
Chors 1477, welche einige Unterbrechung erlitt, kostete
13,312 fl. damal. Währung, ui. Biographische Skizze
nebst Angabe der radirten Werke von Ioh. Christ.
Erhärt, welcher den widrigen Schicksalen seines Lebens
1821 unterlag, iv. Eine kurze Erinnerung an den i8r3
verstorbenen Kupferätzer und Landschaftmaler Georg
Adam. v. lieber den Bildhauer Gottfried Roter-
mund, welcher den n.Marz d. I- im ü3sten seines Al-
ters starb. Vorzüglich wird von ihm gerühmt, daß er
sich in seinem schon sehr vorgerückten Alter in den altdeut-
schen Styl zu finden wußte, und solche Fortschritte machte,
daß seine Arbeiten fast nichts zu wünschen übrig lassen, wie
die von ihm gcniachten Wiederherstellungen an der Sebalder
und anderen Kirchen beweisen. >'l. Anzeige des Werks: Die
Nürnbergischen Künstler, geschildert nach ihreni Leben und
Wirken. Das erste Heft enthält das Leben des Adam
Kraft, welches aus der Feder des Verfassers dieses
ersten Heftes floß. Vil. Zustand und Bereicherung der
Nürnberger Kunstschule. Vorzüglicher Erwähnung ver-
dienen die dazu gekommenen Abgüsse der Aeginetischen
Statuen, bieder Nürnberger Architekt, Baron v. Hal-
ler zufolge seines auf der Insel Milo verfaßten Testa-
ments seiner Vaterstadt schenkte. VIII. Wiederherstellung
und Verschönerung an öffentlichen und Privatgebäuden.
Diese Abhandlung ist eine der größten und gewiß auch
unter die erfreulichste» zu zählen. Denn in wenigen
Städten wird nach Maaßstab der Wohlhabenheit und des
städtischen Vermögens so viel zur Wiederherstellung der alten
Kunstwerke geschehen sepn, als zu Nürnberg. *) Das
*) Mi t Bedauern muß der Einsender dieses: gestehen, da ff
seine Vaterstadt, welwr so nahe an Nürnberg liege. in
dieser Beziehung zurückstcvl. Gebäude, welche bcynate einem