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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 2
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Literatur / [Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0065

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Kunstmai’kt

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Moronobu, Liebespaar. Aus der Sammlung Tony Straus-Negbaur
Anläßlich der Ausstellung bei Heinrich Tiedemann, Berlin

steigert wurden, zeigte ebenfalls alle
Zeichen der Schwäche. Besonders ge-
drückt war Corinth, der mit 24 Bildern
auf den Markt gebracht wurde. Schon
in dieser letzteren Tatsache wird man
eine Erklärung dafür finden. Fügt man
hinzu, daß dieser Meister keinen Kunst-
händler hat, der ganz besonders an ihm
interessiert ist, d. h. einen großen Teil
seiner Produktion in Händen hat, daß
im Gegenteil seine Werke an allen Ecken
verstreut sind, so ergibt sich daraus, daß
niemand da war, der zu einer Stützungs-
aktion sich gezwungen fühlte. So wurde
Corinth „geworfen“. Auf der anderen
Seite jedoch soll man nicht ach und weh
schreien, zumal für Bilder des Meisters
Preise wie 8000 M. für den weiblichen
Halbakt von 1892, 6800 M. für die Ver-
suchung von 1908, 1800 M. für die Su-
sanna von 1890 gezahlt worden sind, also
immerhin Summen, die in einer Zeit der
Geldknappheit nicht unterschätzt wer-
den dürfen. Denn diese ist auf dem
Kunstmarkt im höchsten Maße fühlbar,
gerade eben weil die wirtschaftliche Kraft
Deutschlands sich zu erholen beginnt,
weil jeder Pfennig zum Aufbau gebraucht

wird und weil in einer Zeit, in der man
auf anständige Weise 12°/0 mit seinem
Gelde machen kann, es immerhin ein
Bew'eis von großem Idealismus ist, wenn
jemand sein Kapital in unproduktiven
Werten anlegt, von denen doch niemand
weiß, wie diese im einzelnen über Jahr
und Tag stehen werden. Die beiden gro-
ßen Preise, die gezahlt wurden, erzielte
Hans von Marees, für dessen Gemälde
Die Labung von 1880, ausgestellt auf
allen Marees-Ausstellungen und mehr-
fach abgebildet, man 35000 M. anlegte,
für die Landschaft mit den zwei Rittern
und der nackten Frau 13 500 M. Spitzwegs
Badende Nymphe erreichte 12700 M.,
Thomas Landschaft mit Eseltreiberin
11000 M. und der Morgengruß von
1871 7500 M. Die jüngeren Künstler
lagen sehr tief und niemand fand sich,
ihnen zu helfen.
Die Liebermann-Handzeichnungen-
Auktion erzielte zum Teil große Preise.
Die National-Galerie ging mit gutem
Beispiel voran und brachte eine Reihe
Blätter für hohe Summen in ihren Be-
sitz. Neben ihr waren eigentlich nur drei
oder vier Bieter, wobei es schwer ist zu
 
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