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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 4
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[Notizen] / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0087

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Sammlungen aus dem Kunsthandel

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Renaissance, weitaus bevor-
zugt, da sie die Ausstattung
und den Rahmen für die da-
mals vorwiegend gesammel-
ten Gemälde, Bildwerke,
kunstgewerblichen Altertü-
mer und Textilien der Re-
naissanceepoche bildeten.
Während ein erheblicher
Teil dieser älteren Berliner
Sammlungen leider in den
letzten Jahrzehnten abge-
wandert sind — den Anfang
machte die Sammlung Hai-
nauer vor rund 25 Jahren —,
erwuchs mit einer neuen
Sammlergeneration das In-
teresse für die Kunst des
18. Jahrhunderts, und damit
traten die Möbel des Barock
und Rokoko und der Folge-
zeit in den Vordergrund des
Sammlerinteresses. Am be-
gehrtesten wurden aus be-
greiflichen Gründen die
französischenMöbeldes
18. Jahrhunderts, die
den Höhepunkt hinsichtlich
der Eleganz der Formen
und der Schönheit der Ar-
beit in diesem Zeitalter dar-
stellen. Selbstverständlich
wandte nun auch der Ber-
liner Kunsthandel seine Aufmerksamkeit
den französischen Möbeln des 18. Jahr-
hunderts zu, und während die ältere Ge-
neration, wie z. B. heute noch Herr Heil-
hronner in der Mohrenstraße, vorwie-
gend mit italienischen Nußholzmöbeln
des 16. Jahrhunderts ihre Verkaufs-
räume ausgestattet hatten, stellten sich
mit den chinesischen und europäischen
Porzellanen, dem Silber und den Tapis-
serien des 18. Jahrhunderts die fein-
gezeichneten , hellmarketierten , mit
feuervergoldeten Bronzen montierten
Pariser Möbel des Dixhuitieme Siede
ein — die Firmen van Dam, jetzt von der
Witwe des geschätzten, vor zwei Jahren
verstorbenen Antiquars fortgeführt, und
von Glenck, Unter den Linden, seit Herrn
Heppners Tode von dem lange in Paris
tätigen Herrn Worch geleitet, waren auf

Abb. 1. Bücherschrank von Cressent, Paris um 1725.
Kunsthandlung Hermann Ball, Berlin

diesem Wege führend. Auch die alt-
eingesessenen Möbel- und Dekorations-
firmen — wie z. B. die von den Herren
Freudenberg fortgeführte Firma Her-
mann Gerson und das Haus Flatow
& Priemer — räumten den alten französi-
schen Möbeln einen wichtigen Platz in
ihren Lagern ein. Diese und eine Reihe
anderer alter Berliner Möbelfabriken
gingen auch zur Herstellung von Möbeln
im Pariser Stil des 18. Jahrhunderts
über, wobei sich mannigfaltige Fühlung-
nahme mit der durch technische Erfah-
rung und lange Tradition geschulten neu-
zeitigen Pariser Kunstmöbelindustrie
ergab.
Vor kurzem hat die Dresdner Kunst-
handlung Hermann Ball ein Geschäft
in Berlin, Tiergartenstraße 4, eingerich-
tet, das, wie auf dem Gebiete der Kunst
 
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