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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 5
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Rosenberg, Jakob: Eine neue Rembrandtzeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0101

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Eine neue Rembrandtzeichrmn;

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Abb. 2. Rembrandt, Kreuzaufrichtung (1633) Abb. 3. Rembrandt, Kreuzaufrichtung
München, Alte Pinakothek (Schwarze Kreidesk.). Smlg.Teixeira de Mattos
festgebannt auf das Haupt des Gekreuzigten, ist als einziger von den Mit-
wirkenden mäßig beteiligt an der Mechanik des Aufrichtens. An dieser Stelle
kann er auch nicht mehr tun, als der Bewegung des Stammes mit den Armen
folgen, um im Notfälle helfend einzuspringen. Ihn trifft daher als den am
wenigsten körperlich in Anspruch Genommenen die Wirkung vom Anblick
des Gekreuzigten am stärksten.
Dieser neuen und vertieften Sachlichkeit in der Schilderung des Vor-
ganges entspricht eine neue Auffassung vom Gekreuzigten. Auf dem Mün-
chner Bilde ist es der voll Schmerz zum Himmel Aufblickende, schrecklich
Gemarterte; hier hat die Erscheinung des Heilands etwas übermenschlich
Ruhiges und Feierliches, das an romanische Kruzifixe oder frühe Glasgemälde
erinnert. Er hat keine erkennbare Blickrichtung, der Kopf hegt unbeweglich
fest auf dem Balken auf. Man versteht, daß von diesem Heiland eine schreck-
haft feierliche Wirkung ausgeht und sich in einzelnen Gesichtern der Henker
widerspiegelt. Und durch die knapp angedeutete Menge der Zuschauer und
Gewappneten, die den Hintergrund füllt, scheint dieselbe geheimnisvolle Er-
regung zu gehen.
Das Blatt ist in die zweite Hälfte der fünfziger Jahre zu setzen. Gegen-
über dem Anfänge der fünfziger Jahre ist hier eine stärkere Vereinfachung
und Zusammenziehung der zeichnerischen Mittel zu erkennen, eine bedeuten-
dere Akzentuierung, gegenüber der Zeichnung der sechziger Jahre hingegen


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